2025: Die Lkw-Branche positioniert sich
Lkw-Hersteller warten auch für das Jahr 2025 mit Neuheiten und Schwerpunkt-Themen auf. Welche das sind, zeigt eine Umfrage der Fachzeitung trans aktuell. Im Fokus steht bei einigen Herstellern die CO₂-Einsparung und damit die Einführung neuer Modelle.
Renault Trucks bringt 2025 neue Modellreihe
So bringt Renault Trucks die neue Modellreihe „2025“ seiner schweren Baureihe auf den Markt. Konkret handelt es sich um die neuen Modelle T, T High, C und K von Renault Trucks. Diese sind unter anderem auf eine bessere Energieeffizienz ausgelegt. Der Kraftstoffverbrauch wird demnach verglichen mit der Vorgängergeneration um bis zu drei Prozent reduziert. Auch auf die Sicherheit richtet sich der Fokus. Die neuen Modelle verfügen über Kameras anstelle von Rückspiegeln, was die Aerodynamik verbessert und den Kraftstoffverbrauch senkt. Für eine verbesserte Nachtsicht sind die Kameras mit einem Infrarotmodus ausgestattet. Optional ist diese Funktion auch für die Modelle C, K und E-Tech C erhältlich.
E-Lkw von Renault mit Reichweite von 600 Kilometern
Zudem möchte das Unternehmen bei der E-Mobilität einen Schritt nach vorne machen. Ab 2025 nimmt Renault Trucks Bestellungen für die erweiterte Version des Renault Trucks E-Tech T entgegen. Die Reichweite beträgt 600 Kilometer. Dafür hat Renault Trucks verschiedene Komponenten des Antriebsstrangs optimiert, darunter Motor, Getriebe und Achsen. Ebenso sind die neuen Lkw serienmäßig mit Reifen der Klasse A+ ausgestattet.
Fehlende Ladeinfrastruktur als Herausforderung
Als Herausforderung im Jahr 2025 sieht Renault Trucks die fehlende Ladeinfrastruktur. „Die Ladeinfrastruktur muss signifikant ausgebaut werden“, fordert daher Tassilo von Domarus, Head of Electromobility bei Renault Trucks. Um die Entwicklung voranzutreiben, ist Renault Trucks Mitglied des Joint Ventures Milence. Mit dabei sind auch die Volvo Group, Traton sowie Daimler Truck. Milence eröffnet in Europa sukzessive weitere Ladeparks, die auch für E-Lkw gut geeignet sind. Kürzlich eröffnete der erste Lade-Hub am Hermsdorfer Kreuz im Osten Thüringens.
Renault hat die Vecto-Ziele der EU im Blick
Eine Herausforderung stelle auch die Einhaltung der Vecto-Ziele dar, sagt Domarus. Bei Vecto handelt es sich um das Vehicle Energy Consumption Calculation Tool. Es wurde von der Europäischen Kommission entwickelt, um anhand von Parametern den Kraftstoffverbrauch und damit den Kohlendioxidausstoß eines schweren Nutzfahrzeugs zu berechnen. Seit dem 1. Januar 2019 müssen alle in der EU verkauften neuen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen mit einer zertifizierten CO2- und Kraftstoffverbrauchserklärung ausgestattet sein, die per Vecto erstellt wurde. Die derzeitige EU-Verordnung über die CO₂-Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen verlangt eine Reduzierung um 15 Prozent bis 2025 und um 30 Prozent bis 2030 verglichen zu den Werten von 2019.
Konzentration auf Elektro und Turbo-Compound-Motoren
Um den CO₂-Ausstoß weiter zu senken, konzentriert sich Renault Trucks verstärkt auf die E-Mobilität sowie die Turbo-Compound-Motoren. Die Turbo-Compound-Technologie ermöglicht erhebliche Kraftstoffeinsparungen, ohne die Leistung oder die Fahrgeschwindigkeit zu beeinträchtigen. Hierbei wandelt eine dem Turbolader nachgeschaltete Turbine die Restenergie der Abgase in mechanische Energie um und überträgt sie direkt auf die Kurbelwelle.
Konstante Geschwindigkeit ohne Herunterschalten
Die Turbo-Compound-Technologie ermöglicht daher ein höheres Drehmoment bei niedrigeren Motordrehzahlen. Auf der Autobahn, bei der Nutzung des Geschwindigkeitsreglers sowie an Steigungen kann eine konstante Geschwindigkeit gehalten werden, ohne dass ein Herunterschalten notwendig ist. Eine Herausforderung sind auch die oftmals fehlenden Förderungen. Als Reaktion darauf tritt Renault Trucks auch im Verbund mit der übergeordneten Volvo Group in einen verstärkten Austausch mit Gesetzgebern ein, erklärt Tassilo von Domarus, Head of Electromobility, gegenüber trans aktuell.
DAF geht ebenfalls mit neuen Baureihen an den Start
Ähnlich wie Renault Trucks setzt auch DAF auf neue Baureihen. So verweist Willem van Sambeek, Geschäftsführer von DAF Trucks Deutschland, auf die neuen Baureihen XB, XD, XF, XG und XG+ des Modelljahres 2025. Diese wurden bereits 2024 bei der IAA-Transportation in Hannover präsentiert. Es handelt sich hierbei um Baureihen für den Fernverkehr, die lokale und regionale Distribution, für das Bauwesen, für baunahe Anwendungen sowie für den Kommunalverkehr. „Die neuen Lkw fußen auf den drei wichtigen DAF-Säulen Effizienz, Sicherheit und Fahrerkomfort“, erklärt van Sambeek gegenüber trans aktuell.
Paccar MX-11 und MX-13-Motoren sind sparsamer
Die neuen Baureihen weisen eine 13-prozentige-Kraftstoffreduktion auf. Dies liegt laut van Sambeek an technischen Optimierungen bei den Paccar MX-11 und MX-13-Motoren, Innovationen an der Hinterachse, verbesserter Aerodynamik sowie der serienmäßigen Verwendung des DAF-Digital-Vision-Systems. Parallel dazu investierte DAF in die Sicherheit, beispielsweise mit der Aufstockung der Advanced Driver Assistance Systems. Dies macht die DAF-Lkw laut van Sambeek im Branchenvergleich zu den aktuell sichersten Lkw auf der Straße. Mit Blick auf den aktuellen Fahrermangel wurde auch der Fahrerkomfort noch weiter optimiert. „Die DAF-Kabine ist mit 12,5 Kubikmetern die aktuell größte Fahrerkabine am Markt“, betont van Sambeek. Zudem wurde der Geräuschpegel reduziert.
DAF hofft auf Investitionsbereitschaft der Unternehmen
Was sind die Herausforderungen? Die Transportindustrie als systemrelevante Industrie hängt laut van Sambeek von einem stabilen Warenaustausch ab – und damit von der Kaufkraft der Bevölkerung und der Investitionsbereitschaft von Unternehmen. Diese Faktoren stehen aber im Jahr 2025 noch unter Druck. Sorgen bereiten auch die Transportpreise aufgrund der steigenden Kraftstoffpreise und Abgaben. Auch gestalte sich die Energiewende schwieriger und langsamer als zunächst geplant. Das Jahr 2025 werde kein Jahr unter dem Motto „Business as usual“. DAF sieht aber grundsätzlich positiv in die Zukunft, betont van Sambeek.
Iveco stellt sich trotz Neuheiten auf schwache Nachfrage ein
Welche Highlights stehen bei Iveco im Jahr 2025 an? Christian Sulser, Vorstand Vertrieb und Marketing bei Iveco Magirus, nennt hier mehrere Punkte. „Die Erweiterung der Produktpalette, die Fahrerorientierung, die Konnektivität und die Nachhaltigkeit.“ Allerdings wird Iveco im Jahr 2025 voraussichtlich eine Reihe von Herausforderungen meistern müssen. „Dazu zählen die anhaltend schwache Nachfrage in der gesamten Transportbranche und die anhaltend hohen Produktionskosten“, sagt Sulser. Die ehrgeizigen europäischen CO₂-Reduktionsziele erfordern zudem eine genaue Beobachtung der CO₂-Grenzwerte und damit verbunden erhebliche Investitionen in neue Technologien. „Der Wandel dient als Katalysator für die Weiterentwicklung nachhaltiger Mobilitätslösungen – Lösungen, die wir im Einklang mit unserem technologieneutralen Ansatz entwickeln, indem wir alle verfügbaren Technologien und Kraftstoffe einbeziehen. Allerdings sind wir sehr von der Stimulation der Nachfrage und der Entwicklung der Infrastruktur abhängig.“
Iveco startet Umstrukturierungs- und Neuausrichtungsplan
Wie wird Iveco diesen Herausforderungen begegnen? Derzeit setzt das Unternehmen laut Sulser einen Umstrukturierungs- und Neuausrichtungsplan um, damit die künftige Widerstandsfähigkeit gewährleistet ist. Dazu gehört auch, die Kosteneffizienz der Produkte zu verbessern, die Produktmodularität zu erhöhen sowie die Bereiche Services und digitale Lösungen weiter auszubauen.
Volvo Trucks bringt neuen E-Truck
Ähnliche Ziele verfolgt auch Volvo Trucks. Auch hier steht 2025 die Reduktion von CO₂ im Vordergrund. So ist bei Volvo Trucks ab dem zweiten Halbjahr 2025 der E- Lkw FH Electric Long Range mit einer Reichweite von 600 Kilometern bestellbar. Dadurch können dem Hersteller zufolge Transportunternehmen ihre E-Lkw im Überland- und Fernverkehr einsetzen – einen ganzen Arbeitstag lang, ohne nachzuladen.
Volvo legt Fokus auf das Thema Sicherheit
Einen besonderen Fokus legt Volvo Trucks auch auf das Thema Sicherheit. „Sicherheit war schon immer unser Kernwert. Dafür ist Volvo Trucks bekannt“, erklärt dazu Peter Ström, Vice President & Geschäftsführer Volvo Trucks Deutschland. Er verweist zudem darauf, dass Volvo beim unabhängigen Lkw-Test „Euro NCAP“ die Bestnote von fünf Sternen für zwei Lkw-Modelle erhielt. Einen Querschnitt seines Portfolios zeigt der Hersteller auf der Bauma 2025 im kommenden April in München.
Daimler Truck will Profitabilität steigern
Daimler Truck hat währenddessen seine Strategie darauf ausgerichtet, den nachhaltigen Transport der Zukunft anzuführen und gleichzeitig die Profitabilität zu steigern. Diese Strategie soll auch im Jahr 2025 konsequent umgesetzt werden. In Europa spielt dabei der nun in die Serienproduktion gestartete batterieelektrische Mercedes-Benz eActros 600 für den emissionsfreien Fernverkehr eine wichtige Rolle.
Neue Marke Truck Charge von Daimler Truck
Darüber hinaus verfolgt Daimler Truck nach eigenen Angaben mit der neu lancierten Marke Truck Charge das Ziel, die E-Mobilität über den Kauf von E-Lkw hinaus einfach und profitabel zu gestalten. In Nordamerika wird im kommenden Jahr die neue Generation des Schwerlast-Lkw Freightliner Cascadia eine wichtige Rolle spielen. Zudem möchte das Unternehmen beim autonomen Fahren in den USA weitere Meilensteine auf dem Weg zur Serienreife und kommerziellen Kundenbetrieb erreichen.