DB Schenker will 3D-Drucker in die Lieferkette integrieren
Produkte als digitale Dateien verschicken: Diese Entwicklung bringt der 3D-Druck mit sich. Der Logistikdienstleister DB Schenker treibt daher die digitale Lieferkette voran und beteiligt sich auch am Netzwerk „Mobility goes Additive“.
Auf mittlerweile vier Jahrzehnte Entwicklungsleistung blickt der 3D-Druck zurück – von einem Durchbruch der Technologie kann man trotzdem noch nicht sprechen. Fast scheint es, als sei das Verfahren ein ewiger Trend. Aber nur fast: „Bis 2020 erwarten wir einen exponentiellen Umsatzanstieg“, erklärte Jens Krause, Unternehmensberater bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit Hauptsitz in Zug (Schweiz), bei einer Veranstaltung der IHK Region Stuttgart.
KPMG unterstützt Firmen bei der Integration von 3D-Druckern in die Arbeitsprozesse. Die meisten Unternehmen wissen laut Krause, dass die Technologie die Abläufe verändern wird und seien demgegenüber auch aufgeschlossen. „Sie wissen aber nicht, wie sie den 3D-Druck in der Firma etablieren sollen.“
Drei Vorgehensweisen: Klon, Hybrid und Alien
Entscheidend für den Erfolg sei die Radikalität der Nutzung der Technologie. Krause unterscheidet drei verschiedene Vorgehensweisen und bezeichnet diese als Klon, Hybrid und Alien. „Beim Klon stellt man ein Produkt statt auf die herkömmliche Art mit dem 3D-Verfahren her“, erklärte Krause den Teilnehmern der Veranstaltung mit dem Titel „Wie verändert der 3D-Druck die Logistik?“. Der sogenannte Hybrid warte mit einer zusätzlichen Funktion auf, die nur mithilfe des 3D-Drucks möglich sei. Die radikalste und in Krauses Augen beste Lösung ist die mit dem Titel Alien: Ein völlig neues Produkt, das nur in der additiven Fertigung entstehen könne.
Seinen Berechnungen zufolge lohnen sich schon nach dem Prinzip Klon hergestellte Produkte finanziell. Weitere Vorteile: In der Produktion gebe es weniger Abfall und im Lager entstehe mehr Freifläche, da weniger Bauteile nötig seien. „Die Pläne für diese Bauteile können künftig per E-Mail verschickt und vor Ort ausgedruckt werden. Deshalb kommt es zu einer Regionalisierung“, sagte der Unternehmensberater, der sich unter anderem auf die Bereiche additive Fertigung und Industrie 4.0 spezialisiert hat.
DB Schenker will weg von „Jugend forscht“
Produkte als digitale Dateien verschicken – dieser Entwicklung ist sich auch der Logistikdienstleister DB Schenker bewusst. Detlef Protzmann, Leiter Produktdesign bei der Bahn-Tochter, fasste daher das Vorhaben des Unternehmens im Hinblick auf den 3D-Druck zusammen: „Wir wollen weg von Jugend forscht und einen konkreten Business Case schaffen.“ Dazu biete sich vor allem der Bereich Kontraktlogistik mit 750 Standorten weltweit an. Schenker will laut Protzmann Räume mit Druckern in den Lagerhäusern schaffen und diese in die Lieferkette integrieren. „Lagerfläche brauchen wir trotzdem noch, allerdings lassen sich die Bestände genauer dosieren.“
Transporte werde es künftig ebenfalls noch geben – aber in reduzierter Form. Es handele sich dann um einfachere Transporte mit dem für den 3D-Druck notwendigen Pulver als Ladung oder über kürzere Distanzen. „Es kommt zu einer dezentralen Produktion“, erklärte Protzmann. Der wirtschaftliche Nutzen hat ihn überzeugt: Der Preis für ein Teil sei zwar vergleichsweise hoch, aber je größer die Menge, desto rentabler werde die Produktion. Momentan fertige die Deutsche Bahn mithilfe der additiven Fertigung zum Beispiel Kleiderhaken, Lüftungsgitter oder Bremshebel aus Aluminium, Edelstahl oder Kunststoff. In Krauses Modell wäre diese Nutzungsweise des 3D-Drucks in der Kategorie Klon anzusiedeln.
Auch die Herstellung von Ersatzteilen für die Automobilindustrie verfolgt DB Schenker gemäß einer Pressemitteilung. Um das Thema 3D-Druck noch weiter voranzutreiben, beteiligt sich der Logistiker am Netzwerk „Mobility goes Additive“, das an additiven Lösungen im Mobilitäts- und Logistiksektor arbeitet (siehe Kasten). Denn bei der Nutzung der Technologie ergeben sich laut Jens Krause grundsätzliche Fragen: Verschicken Hersteller ihre Bauteile künftig als Dateien an den Logistikdienstleister, der diese dann ausdruckt? Dann würden sich sämtliche Prozesse und Zuständigkeiten verschieben. Was die Zukunft im Hinblick auf den 3D-Druck auch bringen mag: Ein ewiger Trend wird er nicht bleiben.
Das Netzwerk
An „Mobility goes Additive“ beteiligen sich neben DB Schenker Unternehmen wie Siemens, Volkswagen, Knorr-Bremse, das Fraunhofer-Institut und verschiedene Drucker-Hersteller
Schwerpunkt: Mobilitäts- und Logistikbranche
Ziele: Produkte entwickeln, neue Geschäftsfelder identifizieren, Wissens- und Informationstransfer, die Wettbewerbsfähigkeit der Mitglieder erhöhen
Vorstandsvorsitz: Uwe Fresenborg (Vorsitzender Geschäftsführung DB Fahrzeuginstandhaltung), Prof. Claus Emmelmann (Leiter Institut für Laser- und Anlagensystemtechnik TU Hamburg-Harburg)