Abbiegeassistent: Prüfungen für Systeme laufen

25. Feb. 2019
Nur wer die technischen Kriterien erfüllt, kann vom Fördertopf profitieren. Die Prüforganisationen führen zurzeit Tests durch.
Auch die Papier Union aus Hamburg hätte gerne von Fördermitteln profitiert, doch Fuhrparkleiter Herbert Sengel stellt fest: „Das geht nur, wenn man schnell genug ist.“ Der Papiergroßhändler unterhält bundesweit an sieben Standorten eine Flotte von insgesamt 75 Fahrzeugen und engagiert sich jetzt durch das Engagement von Verkehrsleiter Uwe Herion an einer DEKRA Aktion, bei der Aufkleber am Lkw die Radfahrer mit einem „Fahr niemals rechts vorbei!“-Schriftzug warnen. Die Entscheidung für ein bestimmtes Nachrüstsystem ist noch nicht gefallen.
ABE-Prüfungen laufen
Für diese Entscheidung wird bei vielen Unternehmen wichtig sein, welches Nachrüstsystem die technischen Anforderungen des BMVI erfüllt und dies auch nachweisen kann. So arbeiten die Systemhersteller zurzeit mit Hochdruck daran, dies per Gutachten einer Sachverständigenorganisation nachzuweisen. Bei DEKRA etwa sind bereits einige Prüfungsverfahren angelaufen.
Auch das Abbiegeassistenzsystem des Lkw-Herstellers Daimler, das dort serienmäßig verbaut ist, kann keine Förderung aus dem BMVI-Topf erhalten, setzt aber auf „Anpassungsmöglichkeiten in der Richtlinie“, wie eine Konzernsprecherin erklärt. Sie verweist jedoch auf das De-minimis-Programm des BMVI, nach dem das Daimler-System Förderungen erhält.
Die Firma Brigade aus Neumünster, deren Komponenten auch als Grundlage für den als Edeka-System bekannten Assistenten der Firma Wüllhorst dient, sieht ihr System gut aufgestellt. Managing Director John Osmant betont, bisherige Qualitätsprüfungen hätten sehr gut abgeschnitten, der Ausfall der rund 1.000 verkauften Systeme betrage weniger als ein Prozent. Theoretisch könne Brigade auch ein Labor in England mit der Prüfung beauftragen, da die Muttergesellschaft dort ihren Sitz hat – aber wegen des Brexits hat man sich für eine deutsche Organisation entschieden. Es laufen zurzeit drei Probeeinbau-Projekte, mit einem Ergebnis rechnet er in etwa zwölf Wochen. Eine der großen Fragen für ihn ist: Benötigen wir ein Gutachten für jeden einzelnen Fahrzeugtyp? Oder eines für jede Fahrzeugart, wie Busse oder Müllfahrzeuge? „Eine Typgenehmigung wäre für uns besser.“
Die Firma Luis Technology aus Hamburg befindet sich nach Angaben des Geschäftsführers Martin Groschke gerade mit ihrem System im Prüfungsverfahren bei DEKRA in der Lausitz. Mit einem Ergebnis der Testfahrten rechnet Geschäftsführer Martin Groschke schon in der kommenden Woche, mit der Erteilung der ABE bis Ende März. Er ist überzeugt von seinem softwarebasierten Abbiegeassistenten und berichtet von positivem Feedback aus dem Markt. Das Luis-Abbiegeassistenz-System nimmt auch am Feldversuch des Verbandes Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) teil, bei dem bis Redaktionsschluss noch 150 Plätze frei waren. Hier sammelt der Verband fundierte Erkenntnisse und Erfahrungen und wertet sie aus. Unternehmen, die sich daran beteiligen, übernehmen nur einen Kostenanteil von 333 Euro je Nachrüstsystem, liefern dafür aber wertvolle Daten und Informationen an den Verband.
. Er ist Pionier beim Thema Lkw-Abbiegesysteme. Der Technische Leiter bei Edeka Südbayern vertreibt sein System über den Fahrzeugbauer Wüllhorst.