Hamburg startet Praxistest mit Abbiegeassistenten
Der Hamburger Senat hat im März einen umfassenden Praxistest mit unterschiedlichen Abbiegeassistentssystemen dreier Hersteller in 18 verschiedenen Lkw gestartet. Bis Ende 2020 sollen dann mehr als 2.000 Fahrzeuge über Abbiegeassistenten verfügen. „Wir müssen jetzt handeln“, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote bei der Vorstellung der Verkehrsicherheitsinitiative. Damit will die Hansestadt Unfälle mit Radfahrern oder Fußgängern durch abbiegende Lkw weiter reduzieren. Erst am vergangenen Dienstag hat in der Hansestadt ein Lkw einen Radfahrer beim Rechtsabbiegen überrollt und dabei tödlich verletzt. „Das zeigt umso mehr, wie wichtig das Thema ist“, betont Hamburgs Verkehrssenator Michael Westhagemann.
Am Test beteiligen sich drei Senatsbehörden, fünf Bezirksämter, drei städtische Unternehmen und die Kemptener Spedition Dachser mit ihrer Hamburger Niederlassung sowie die Speditionen Bursped und Zoder, beide ansässig in Hamburg. Der Landesbetrieb Verkehr (LBV) hat die drei Gerätehersteller Brigade Elektronik, Luis Technology und Wüllhorst Fahrzeugbau für das Projekt ausgewählt. Er finanziert den Praxistest und begleitet ihn federführend. Die Kosten der Pilotierung für Beschaffung und Einbau betragen rund 30.000 Euro.
Der Probebetrieb ist auf sechs Monate angelegt, nach jeweils zwei Monaten werden auf Basis einer Befragung Zwischenergebnisse ermittelt. „Wir wollen Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln über Eignung und Funktionsfähigkeit, Betriebseigenschaften, Leistungsfähigkeit und vor allem Wirksamkeit“, betont Grote.
Erreichen die Systeme im Alltagsbetrieb mehr Verkehrssicherheit in Abbiegesituationen, wird entschieden, mit welchen Systemen die städtische Lkw-Flotte ausgerüstet wird. Die Kosten übernehmen dann die jeweiligen Behörden oder Unternehmen selbst. Die Förderung des Bundes von jährlich fünf Millionen Euro ist für dieses Jahr aber jetzt schon überzeichnet. „Wir hoffen, dass diese Unterstützung nochmal erhöht wird, denn das ist ein wesentlicher Anreiz“, sagt Verkehrssenator Westhagemann. Der Zuspruch von Speditionen, die am Test teilnehmen möchten, sei aber auch so groß.
Hamburg setzt sich auf Bundes- und EU-Ebene für eine verbindliche Einführung von Abbiegeassistentssystemen für alle Lkw ein. „Wir wollen eine Initialwirkung erreichen und eine Wissensbasis schaffen, damit auch private Fuhrunternehmen ihre Lkw damit ausstatten – auch ohne gesetzliche Verpflichtung“, sagt der Innensenator. Denn leider werde das entsprechende Gesetzgebungspaket nicht mehr in dieser Legislaturperiode, also vor den Wahlen zum europäischen Parlament, beschlossen bedauert Grote. „Wir brauchen auch eine internationale Zulassung für die Assistenzsysteme“, ergänzt der Verkehrssenator. Schließlich seien ausländische Fahrzeuge ebenso in deutschen Städten unterwegs.