ADAC Truck-Service: Lkw-Motorschäden nehmen zu

24. Feb. 2016
Schäden an Motor und Antriebsstrang sind laut ADAC Truck-Service immer öfter Ursache von Lkw-Pannen. Das Ignorieren von Wartungsvorschriften kann zu einer enormen finanziellen Belastung führen.
Der Wettbewerb im Transportgeschäft ist hart, Zeit- und Kostendruck sind hoch. Im Fuhrpark geht es um minimale Standzeiten und maximale Verfügbarkeit der Flotte. Groß ist die Versuchung, während des laufenden Betriebs die für die Wartung benötigte Zeit mit dem Verschieben kleinerer Reparaturen oder Überschreiten der Service-Intervalle zu verkürzen. Vor dieser Praxis warnt der ADAC Truck-Service eindringlich.
Laut einer Statistik der Pannenhelfer gehen inzwischen rund 26 Prozent aller Lkw-Pannen auf Schäden an Motor und Dieselleitungen zurück. Motorschäden seien dritthäufigste Pannenursache gleich nach Defekten an Reifen und Elektrik. Tendenziell erhöhe sich die Zahl der Motorschäden in Nutzfahrzeugen sogar seit einigen Jahren, so die Erfahrungen des ADAC Truck-Service. Oft sind solche, in der Regel mit einem enormen finanziellen Schaden einhergehenden Pannen aber vermeidbar.
Eine der Ursachen sind laut ADAC überzogene Ölwechselintervalle. Sie wurden von den Herstellern in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgedehnt und dürften sich inzwischen nahe an der Grenze des technisch Machbaren bewegen. So kann sich beispielsweise der Betreiber eines aktuellen Mercedes Actros mit dem Ölwechsel 150.000 Kilometer Zeit lassen. Die Intervalle bewegen sich damit in Regionen, in denen die Toleranzen nur noch sehr klein sind. Bei modernen Euro-6-Aggregaten ist außerdem das Motoröl deutlich mehr strapaziert.
Hoch belastet sind auch die komplexen und teuren Einspritzsysteme der Euro-6-Motorengeneration. Schon kleinste Fehler wie der Einschluss eines Staubkorns führe dazu, dass eine Einspritzdüse vorzeitig aufgibt, erklärt John Fuerst, Vizepräsident Antriebsentwicklung beim Diesel-Spezialist Delphi. Mit steigender Zahl der Einspritzungen pro Arbeitszyklus wird auch die Taktung und Kraftstoff-Dosierung immer schwieriger und gleichzeitig die Technik filigraner.
Auch Kraftstoffpumpen, die den Treibstoff durch die Hochdruckleitungen pressen, sind sensible High-Tech-Bauteile. Risiken bestehen besonders durch erhöhte Einspritzdrücke und unterschiedliche Kraftstoffqualitäten. Nur wenige Werkstoffe halten solche Belastungen aus. Viele Motorenentwickler sind sogar davon überzeugt, dass die Entwicklung am Ende der Möglichkeiten der verfügbaren Werkstoffe angekommen ist.
„Wer das rote Warnlämpchen leuchten lässt oder Warnhinweise ignoriert, riskiert einen kapitalen Motorschaden“, warnt daher Werner Renz, Geschäftsführer der ADAC Truck Service GmbH & Co. Kg. im süddeutschen Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Neben Defekten an der Einspritzanlage und überzogenem Ölwechsel seien auch Billigöle problematisch. Renz: “Der Effekt ist doppelt bitter. Mit übertriebener Sparsamkeit beim Motoröl verbauen sich Lkw-Halter im Falle eines Schadens die Chancen auf eine Kulanzregelung.“
Schäden am Turbolader gehören laut dem Pannendienst ebenso zu den häufigen Ursachen für einen liegengebliebenen Lkw. Sie kündigen sich oft durch Qualm und ein reduziertes Motordrehmoment an. Ein sicheres Anzeichen ist dies allerdings nicht. So kann ein Leistungsverlust ebenso auf eine Aktivierung des Notlaufprogramms zurückgehen, beispielsweise, weil nicht rechtzeitig Adblue nachgetankt wurde. Auch Pfeifgeräusche seien kein sicheres Indiz. Sie können auch durch einen undichten Ladeluftkühler oder einen Defekt der Lichtmaschine entstehen.
Die Ursachen für steigenden Motoröl-Verbrauch, nachlassende Leistung und Geräusche sollten jedenfalls unverzüglich in der Werkstatt abgeklärt werden, rät der ADAC-Truck-Service. Wer es auf eine Panne ankommen lässt, muss mit dem Platzen des Turboladers rechnen. Und dies kann zu Ölaustritt und Schäden an weiteren Fahrzeugteilen führen.