Amazon startet Frachtenbörse
Der Logistik-Branchenriese Amazon hat für den heimischen US-Markt ganz aktuell unter freight.amazon.com eine Frachtenbörse gestartet. Derzeit vermittelt der Konzern ausschließlich Full Truckloads, also Lkw-Komplettladungen, in den Bundesstaaten Connecticut, Maryland, New Jersey, New York und Pennsylvania. Teilladungen sind (noch) nicht im Angebot. Als Frachtmakler fungiert Amazon dabei wieder einmal als Preisbrecher. Amazon selbst spricht von „großartigen Frachtraten“. Die auf die Branche spezialisierte amerikanische News-Plattform Freightwaves spricht von 26 bis 33 Prozent unter dem üblichen Spot-Marktpreis.
Frachtenbörse ist ein trojanisches Pferd
Für den Analysten Brian Nowak vom Beratungsunternehmen Morgan Stanley ist diese Vermittlungsplattform allerdings nur ein trojanisches Pferd: Vielmehr sei Amazon im Zuge seiner Logistikoffensive dabei „das nächstes disruptive Geschäft auszubauen“. Nowak geht davon aus, dass Amazon künftig als Third Party Logistics Provider (3PL) agieren will. Damit würde Transport und Logistik endgültig eine Kernkompetenz und damit ein zusätzlicher Geschäftsbereich des Online-Versandhändlers werden. „Wir sehen, dass Amazons eintägiger Prime-Versand die Erwartungen der Verbraucher erhöht und die Kosten für den E-Commerce-Wettbewerb erhöht“, resümiert Nowak, für den das Ganze der nächste logische Schritt ist.
Bereits 2016 hatte Amazon in die Seefracht gedrängt und baut seitdem auch eine eigene Luftfrachtsparte auf. Beim Transport auf der Straße setzt das Unternehmen auf externe Dienstleister wie Speditionen und unabhängigen Fahrer. Dadurch hat sich Amazon eine Infrastruktur aufgebaut, die jetzt entsprechend zweitverwertet wird.
800-Millionen-Invest in die Logistik
Erst kurz zuvor hatte der Händler im Rahmen der Verkündung der Zahlen zum ersten Quartal 2019 vermeldet, dass man 800 Millionen US-Dollar (713 Millionen Euro) in die Logistik investiert werde. Das Ziel: Prime-Kunden sollen künftig innerhalb eines Tages beliefert werden. Denn trotz eines Rekordergebnisses und einem Nettogewinn von 3,6 Milliarden US-Dollar gibt es ein Haar in der Suppe: Das Umsatzwachstum hat nachgelassen und für das zweite Quartal 2019 sagt Amazon bereits ein rückläufiges Betriebsergebnis voraus.
Mehr Verteilzentren in Deutschland
Investiert werden soll auch in Deutschland. Auch wenn hier die taggleiche Belieferung in vielen Regionen bereits möglich ist – was unter anderem an den geringeren Entfernungen liegt. Ende dieses Jahres werde das 13. Amazon-Logistikzentrum in Mönchengladbach eröffnet, heißt es dazu seitens Amazon auf eine Anfrage von eurotransport.de. Eben dazu erweitere das Unternehmen, dort wo es nötig sei, das Netzwerk aus Verteilzentren: Erst in der vergangenen Woche hat Amazon zwei neue Verteilzentren für die letzte Meile in Cloppenburg und Knüllwald (Südhessen) angekündigt.