Amazon: Standorte in Frankreich vorerst geschlossen
Amazon hat seine französischen Standorte für fünf Tage geschlossen. Ein Gericht hatte den Online-Händler dazu verurteilt, nur noch lebenswichtige Produkte zu liefern, bis eine Bewertung der Infektionsgefahr in den Betrieben vorgenommen worden sei. Amazon habe „seine Verpflichtungen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit seiner Mitarbeiter eindeutig missachtet“, befand das Gericht von Nanterre bei Paris. Es ordnete eine Risikobewertung mit den Personalvertretern an. In der Zwischenzeit seien die Lieferungen auf Lebensmittel, Hygiene- und medizinische Produkte zu beschränken. Jeder Verstoß oder jede Verzögerung um einen Tag sollte mit einer Geldstrafe von einer Million Euro geahndet werden.
Amazon: Umstellung nicht möglich
Amazon zeigte sich perplex angesichts des Urteils, da Sicherheitsmaßnahmen wie Fiebermessen, Masken oder größere Distanz unter Mitarbeitern bereits umgesetzt seien. Es sei nicht möglich, die Lieferungen innerhalb von 24 Stunden in der geforderten Art umzustellen. Angesichts des Risikos, versehentlich gegen die Entscheidung zu verstoßen, habe man es vorgezogen, die Standorte vorübergehend zu schließen, so das Unternehmen. Es kündigte gegen das Urteil Berufung an.
Gewerkschaften kritisieren Zustände
Amazon hatte im März angekündigt, an seinen französischen und italienischen Standorten nur noch prioritäre Aufträge zu bearbeiten. Gewerkschaften hatten seitdem immer wieder kritisiert, dass Amazon seine Angestellten in der Pandemie weiterarbeiten lasse, als ob nichts passiert wäre. Die Situation in den Lagern sei eine „sanitäre und soziale Zeitbombe“, so die Gewerkschaft SUD, die die Klage eingereicht hatte. Der Konzern beschäftigt in seinen sechs französischen Lagern rund 10.000 Mitarbeiter, davon ein Drittel Leiharbeiter. Alle sollen laut französischen Medienberichten während der fünf Tage bis zum Montag weiter voll bezahlt werden.