Anzahl der EU-Fahrerbescheinigungen wächst
Immer mehr Lkw-Fahrer aus Drittstaaten wie der Ukraine, Belarus oder Kasachstan haben eine EU-Arbeitserlaubnis. Von 2018 bis 2019 ist die Zahl der Bescheinigungen um fast 50.000 auf rund 199.000 hochgeschnellt, 2014 lag sie noch bei knapp 42.000 Papieren. Diese gelten für fünf Jahre und mangels ausreichender Kontrollen besteht eine große Missbrauchsgefahr. Nicht nur, dass die technische Qualifikation und die gesundheitliche Eignung der Fahrer nicht geprüft wird und damit die Verkehrssicherheit gefährdet sein kann. Die Fahrer haben in der Regel auch keine soziale Absicherung und werden schlecht entlohnt, europäisches Recht wird gebrochen und der Wettbewerb verzerrt.
20-mal mehr Bescheinigungen
Zwei Länder sind besonders eifrig beim Ausstellen der Fahrerbescheinigungen: Polen und Litauen. Von hier stammen etwa 70 Prozent der im Umlauf befindlichen Dokumente. Beide Staaten haben die Anzahl der ausgestellten Papiere von 2012 bis 2019 mehr als verzwanzigfacht - während es in Polen zunächst 4.221 Dokumente waren, wuchs die Zahl auf 89.093 an, in Litauen wurden aus 2.277 Bescheinigungen in acht Jahren 53.462. Dahinter rangierten 2019 Spanien (13.486), Slowenien (12.489), Lettland (6.731), die Slowakei (4.269) oder Tschechien (3.697), gefolgt von Italien (3.263), Rumänien (2.046) und Deutschland (1.900).
Lkw-Fahrer aus der EU wollen keine Dumping-Jobs
Die Branche importiert ihre Fahrer vorwiegend aus der Ukraine und Belarus, andere kommen aus Moldawien, Russland oder Kasachstan. Dabei wirkt sich nicht nur der generelle Fahrermangel aus, weiß Cristina Tilling von der Föderation der Europäischen Transportarbeiter (ETF) in Brüssel. „Polnische oder rumänische Fahrer wollen den Job nicht mehr machen, für EU-Bürger ist er aufgrund der schlechten Bedingungen einfach nicht attraktiv.“ Sie wollten nicht monatelang fern von zu Hause arbeiten, ohne Sozial- und Krankenversicherung und häufig auch haftbar für Schäden am Fahrzeug.