Arbeitsmarktreport: Beste Chancen für Fach- und Arbeitskräfte

12. Juli 2023 Newsletter
In Deutschland sind so viele Menschen erwerbstätig wie nie. Und dennoch ist es bei weitem nicht genug: Arbeitgeber suchen Verstärkung auf allen Qualifikationsniveaus, wie der aktuelle DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 zeigt. In diesem Jahr befinden sich vier Tätigkeiten für angelernte Kräfte unter den Top-10-Berufen – so viele wie nie seit Erhebungsbeginn vor 15 Jahren. Insbesondere in der Lagerlogistik und Produktion werden Menschen mit praktischer Veranlagung benötigt. Außerdem schlägt der Mangel an Sozialpädagogen voll durch: Sie sind erstmals unter die zehn am häufigsten gesuchten Berufe vorgerückt. Während Elektroingenieure ins Top-10-Ranking zurückgekehrt sind, hat sich die Situation bei Vertriebspersonal leicht entspannt, zumindest vorübergehend.
Wer derzeit auf Jobsuche ist, hat gute Karten. In welchen Berufen und Tätigkeitsfeldern Arbeitgeber besonders viel neues Personal benötigen, untersucht der DEKRA Arbeitsmarktreport seit 2008. Die aktuelle Analyse basiert auf 13.183 Stellenangeboten.
Fach- und sonstige Arbeitskräfte gesucht
Von der guten Situation am Stellenmarkt profitieren quasi alle. Das bestätigt die Zusammensetzung der Top-Ten-Berufe: Auf vier davon können sich angelernte oder fachfremde Kräfte bewerben: Neben Produktionshelferinnen und -helfern benötigen Arbeitgeber insbesondere für ihre Lagerlogistik viel Personal.
Erneut belegen die Berufe Elektroniker sowie Gesundheits- und Krankenpfleger die ersten zwei Plätze. In diesem Jahr liegen sie sogar fast gleichauf. Sozialarbeiter und -pädagogen sind hingegen Newcomer unter den ersten zehn Rängen. Dem Beruf ist der beachtliche Sprung auf die vierte Position im Gesamtranking gelungen (2022: Platz 20). Ihre Expertise wird dringend benötigt, zum Beispiel für die Schulsozialarbeit oder zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten.
Ingenieure und IT-ler nähern sich wieder an
Die IT-Berufe haben erneut Anteile an der Gesamtstichprobe verloren und liegen nun an fünfter Stelle der 28 Tätigkeitsbereiche. Zum Vergleich: Während der Pandemie 2021 war jede zehnte Stelle für eine IT-Fachkraft ausgeschrieben. Vor allem Softwareentwickler und Programmierer können aus einem großen Angebot offener Stellen wählen. Sie rangieren schon das dritte Jahr auf Platz 5.
Bei den Ingenieurberufen verlief die Entwicklung genau umgekehrt. Ihr Anteil an den untersuchten Stellenangeboten befand sich vor zwei Jahren auf dem Tiefststand (2021: 5,3 %). Der aktuelle Anstieg geht insbesondere auf eine gestiegene Nachfrage in den Fachbereichen Elektrotechnik, Architektur und Bauingenieurwesen sowie Maschinen- und Fahrzeugbau zurück. Elektroingenieure arbeiten, ähnlich wie Softwareentwickler, in diversen Branchen. Sie sind zum ersten Mal seit 2017 wieder unter den Top-10-Berufen vertreten (2022: Platz 11).
Von Höhepunkt zu Höhepunkt
In der Lagerlogistik ist der Personalbedarf weiter gestiegen, obwohl sich gerade hier viele Arbeitsschritte automatisieren und digitalisieren lassen. Sie hat die Höchststände der vergangenen zwei Jahre erneut überschritten und nimmt erstmals die dritte Stelle ein. Wie hoch der Bedarf an Arbeitskräften ist, die sich mit der Lagerung und dem Warenumschlag befassen, zeigt schon ihre Präsenz unter den ersten zehn Berufen. Neu hinzugekommen sind Kommissioniererinnen und Kommissionierer. Aber auch für Jobsuchende mit der Ausbildung Fachlagerist oder Fachkraft für Lagerlogistik gibt es viele Offerten.
Vertrieb verliert an Boden
Die Entwicklung der Verkaufsberatung kommt fast einem Erdrutsch gleich: Seit Erhebungsbeginn hatte dieser Tätigkeitsbereich stets den höchsten oder zweithöchsten Anteil an der Stichprobe – vor allem dank der Vertriebspositionen. Nun wurde er von der ersten auf die siebte Stelle verwiesen (2022: 9,5 %).
Erstmals sind Vertriebler aus der Liste der Top-Ten-Berufe verschwunden. Kundenberater und -betreuer, die bislang immer dort vertreten waren, belegen aktuell den elften Platz. Eventuell sind Unternehmen angesichts der gedämpften wirtschaftlichen Stimmung etwas zurückhaltender in ihren Einstellungsplänen für den Vertrieb. Fakt ist aber auch, dass sich dieser Bereich mit der verstärkten Hinwendung zu Online-Kanälen grundlegend verändert.
„Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Beschäftigte wie Arbeitgeber brauchen neue Kompetenzen. Allen voran Lernkompetenz und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln“, so Katrin Haupt, Geschäftsführerin der DEKRA Akademie. „Wenn Unternehmen nicht genügend Personal finden, müssen sie umdenken und beispielsweise davon abweichen, ausschließlich in Vollausbildungen zu denken. Ein Gebot der Stunde lautet, Mitarbeitende gezielt ihren individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten gemäß einzusetzen und bei Bedarf Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.“
Inhalte des DEKRA Arbeitsmarkt-Reports 2023:
Im Kernerhebungszeitraum vom 20. bis 26. Februar 2023 wurden Stellenanzeigen in zwei Online-Jobbörsen sowie elf deutschen Tageszeitungen ausgewertet. Der Report beinhaltet eine/n …
• Überblick über die Entwicklung der Berufe und Tätigkeitsfelder
• vertiefende Analyse der Stellenangebote für Elektroniker im Umfeld der Energie- und Klimawende
• vertiefende Analyse der Tätigkeit von E-Commerce-Mitarbeitenden
• Exkurs zu ungewöhnlichen Herangehensweisen bei Fachkräfteengpässen und die Transformation der Arbeitswelt
• sowie Expertenkommentare (Bertelsmann Stiftung, Kuhn-Elektronik, VW, ZF Group)
Die Ergebnisse und Analysen des DEKRA Arbeitsmarkt-Reports 2023 finden sich unter www​.dekra-akademie​.de/arbeitsmarktreport .