Arbeitsschutz: Besonderen Belastungen im KEP-Bereich

14. März 2016
Das Arbeiten im KEP-Bereich ist häufig mit Belastungen des Rückens verbunden. Der ETM Verlag hat bei Dr. Kerstin Einsiedler nachgefragt. Sie verrät, wie Mitarbeiter vorbeugen können.
ETM Verlag: Frau Einsiedler, welche körperliche Belastungen treten bei der Arbeit im Kurierbereich auf?
Kerstin Einsiedler: Die Lastgewichte und das häufige Heben, Tragen oder Ziehen stellen eine besondere Belastung für einzelne Muskelgruppen dar. Ärzte aus Betrieben und Berufsgenossenschaften sehen im Kurier- und Postdienst vorrangig Rückenschmerzen, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule, aber auch Schmerzen im Schulter-Nacken-Arm-Bereich oder den Handgelenken. Oft sind diese Beschwerden zunächst harmlos: Sie sind ein Stoppsignal der Muskulatur, weil diese sich zu einseitig beansprucht fühlt.
Was hilft?
Bei einfachen Kreuzschmerzen reichen etwa einige Tage Entlastung der Lendenwirbelsäule im Wechsel mit aktiven Maßnahmen wie etwa lockerem Schwimmen in warmem Thermalwasser meist schon aus. Wärmeauflagen an der betroffenen Stelle oder leichte Schmerzmittel können unterstützend eingesetzt werden. Der am häufigsten verwendete Wirkstoff ist Ibuprofen, wobei man die Nebenwirkungen an Magen und Darm beachten sollte.
Und wenn es einen schwer erwischt hat?
Bessern sich die Beschwerden innerhalb einer Woche nicht, sollte eine tiefergehende Untersuchung beim Arzt erfolgen. Spätestens beim zweiten Auftreten ist es notwendig, dass man sich der Bewegungsabläufe klar wird: Die werden vielleicht aus Gewohnheit immer wieder über die gleiche Seite ausgeführt. Zwei Dinge sind dann wichtig: Diese Bewegungsabläufe müssen variieren, etwa durch Wechsel der Trage- oder Verladeseite, oder sie müssen durch kräfteschonendere Arbeitsweisen ersetzt werden.
Wie kann der Arbeitgeber unterstützen wirken?
Der Arbeitgeber hilft etwa in Form einer Unterweisung in der Lastenhandhabung, von Hebe- und Tragehilfen und – je nach Gefährdungsbeurteilung – auch durch die Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung. Infomaterial ist auch bei der Berufsgenossenschaft erhältlich.
Was kann man selbst als Arbeitnehmer machen?
Ich muss auch gezielt die „Gegenspieler“ meiner beanspruchten Muskulatur trainieren: Rückenmuskulatur zu Bauchmuskulatur, untere Wirbelsäule zu oberer Wirbelsäule, rechte Körperhälfte zu linker Körperhälfte, Biceps zu Triceps. Im Kraftsport nennt man das antagonistisches Training. Das geht im Fitnessstudio, in einem Fitnessgymnastikkurs etwa der Volkshochschulen oder mit Übungen aus den Informationsbroschüren auch Zuhause.