Astrata kauft Qualcomm Europe

06. Feb. 2014
Der Telematikanbieter Astrata aus Singapur hat Qualcomm Europe gekauft. Geschäftsführer Mark Warner sieht die Chance, mit Omnitracs durch Zukäufe zu wachsen.

Der US-amerikanische Chiphersteller für Mobilgeräte, Qualcomm, hat sich vollständig vom Geschäftsbereich Telematik getrennt. Nach dem Verkauf der Nordamerika-Sparte an den Investor Vista Equity Partners für umgerechnet rund 588 Millionen Euro im vergangenen Jahr hat nun auch Omnitracs Europe den Besitzer gewechselt. Ab sofort gehört der Telematikanbieter Omnitracs Europe zum Wettbewerber Astrata, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das Unternehmen mit Sitz in Singapur wiederum gehört dem Investor CIH International Group. Wobei George Kappaz, der Geschäftsführer von Astrata, zugleich Vorstandsvorsitzender bei CIH ist. Der Investor ist dabei nach eigenen Angaben stark im Bereich Telekommunikation und IT verwurzelt.
Den Eigentümerwechsel sieht Omnitracs-Geschäftsführer Mark Warner gelassen und versteht ihn sogar als Chance. "Mit Astrata beziehungsweise CIH im Hintergrund haben wir die finanziellen Möglichkeiten, um als Omnitracs weiter zu wachsen", sagt er im Gespräch mit trans aktuell.

Auf der Einkaufsliste könnten demnach kleine, innovative Telematikschmieden stehen – oder eben auch Wettbewerber, die eine interessante Ergänzung zum eigenen Angebot darstellen. "Der europäische Telematikmarkt ist viel zu zersplittert. Eine Konsolidierung ist schlichtweg überfällig", erklärt Warner.
Im Qualcomm-Konzern war Omnitracs rückblickend lediglich ein kleines Zahnrädchen in einem riesigen Konstrukt. Erzielte der drittgrößte Chiphersteller der Welt doch einen Gesamtumsatz von umgerechnet rund 18,3 Milliarden Euro. Allerdings fiel die Telematiktochter Omnitracs, wenngleich einer der größten Anbieter in diesem Bereich weltweit, kaum ins Gewicht und wurde wohl auch kaum wahrgenommen.

Das soll sich ändern: "Beide Käufer, sowohl für das Nordamerika- als auch das Europa-Geschäft, haben einen starken Telematik-Hintergrund", berichtet Warner. Es gehe folglich nicht um eine kurzfristige Gewinnmaximierung, die solchen Investoren oft nachgesagt werde. "Hier werden starke Verbünde gebildet, die sich mittels Technologietransfer – aber auch durch eine Ausweitung des Vertriebsradius – neue Märkte erschließen", sagt Warner.
Im Fall von Omnitracs ¬Europe bedeutet dies, dass dem Flottenmanagement durch Astrata nun der südostasiatische Raum offensteht. »Im Gegenzug prüfen wir gerade, welche Lösungen wir im Segment der Container- und Trailertelematik aus Asien übernehmen können«, erklärt der Omnitracs-Chef.

Für die Mitarbeiter in Europa ändere sich nichts. So blieben sowohl die Forschung und Entwicklung in Europa als auch der Vertrieb und der Service. Insgesamt stehen die Zeichen ohnehin eher auf Wachstum. "Wir sind ein Global Player, der durch den Zusammenschluss mit Astrata noch stärker geworden ist", sagt Warner.

Als Nachweis für die eigene Stärke verweist der Omnitracs Europe-Chef auf die Zusammenarbeit mit dem Lkw-Hersteller Iveco, für den der Telematiker Erstausrüster ist. "Wir wollen weltweit wachsen – und Iveco will das auch" erklärt Warner. Aber auch mit anderen weltweit operierenden Unternehmen arbeitet Omnitracs zusammen. So stammt die Telematiklösung BP beziehungsweise Aral Fleetmove vom ehemaligen Qualcomm-Ableger. Eine weitere Lösung gibt es gemeinsam mit Orange Business Services, einem Tochterunternehmen des Telekommunikationsriesen Orange (ehemals France Télécom). Diese nennt sich Fleet Performance Truck und ist vornehmlich auf dem französischen Markt etabliert. Mit dem neuen Standbein in Südostasien könnten nun weitere Partner hinzukommen.
Omnitracs Europe existiert seit 1988, wenn auch bisher unter dem Namen Qualcomm. Erst im vergangenen Jahr erfolgte die Umbenennung in Omnitracs, wobei das Nordamerika-Geschäft an den Investor Vista Equity Partners verkauft wurde. Nun – kein halbes Jahr später – wurde dann das Europa-Geschäft veräußert. Käufer ist der Telematiker Astrata.

Astrata ist zwar in Singapur ansässig, hat seine Wurzeln aber in den USA. Hinter dem Telematikanbieter steckt der Investor CIH International Group. Bei beiden Unternehmen hält George Kappaz das Ruder in der Hand. Hinter CIH wiederum stehen die Geldgeber St. Paul International Development und Traditions L.P. Wobei Kappaz auch bei Traditions L.P. als Vorstandsvorsitzender das Sagen hat. Unter seiner Regie hat sich CIH auf Akquisitionen im Bereich der IT spezialisiert.