Autogipfel: zwiespältiges Echo zur Abwrackprämie
Die beim Autogipfel vereinbarte Abwrackprämie für Lkw hat ein zwiespältiges Echo ausgelöst. Aus der Fahrzeugindustrie kommt Zustimmung, während einige mittelständische deutsche Spediteure mit Unverständnis reagieren.
„Zumindest sind die Pläne nun ein Stück weit konkreter“, sagt Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL), gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Das gilt zum Beispiel mit Blick auf die Zuständigkeiten. Im Corona-Konjunkturprogramm vom Juni hatte die Bunderegierung ein Flottenerneuerungsprogramm zwar angeregt, als verantwortlich für die Umsetzung aber die EU angesehen. Nachdem die Resonanz der EU-Kommission auf den Vorstoß offenbar sehr verhalten ausfiel, plant die Bundesregierung ein solches Programm nun in Eigenregie auf nationaler Ebene. Wer einen alten Euro 3-, 4-, oder 5-Lkw verschrottet und sich für einen neuen Lkw der Abgasstufe Euro 6 entscheidet, soll dafür nun eine Prämie bekommen.
BWVL-Chef Olligschläger: etwas mehr Klarheit
Klarheit gibt es nun auch bei der Frage, was mit den alten Fahrzeugen passieren soll. BWVL-Chef Olligschläger begrüßt es, „dass die Fahrzeuge nun wirklich dem Nutzerkreislauf entzogen werden“ – sprich: dass eine Verschrottung vorgesehen ist. Dem Klima sei nicht geholfen, wenn die Fahrzeuge, die man in Deutschland von der Straße holen möchte, dann in anderen Weltmärkten zum Einsatz kämen.
Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) begrüßt explizit das von der Bundesregierung und der Fahrzeugindustrie auf den Weg gebrachte Erneuerungsprogramm. „Es kann helfen, um in der von Corona schwer getroffenen Nutzfahrzeugbranche Gefahren für Arbeitsplätze und Betriebe abzuwenden“, erklärte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel. „Es ist auch für Klima und Umwelt gut, weil nun starke Anreize entstehen, alte Fahrzeuge mit hohen Emissionen auszumustern.“
Noch ist unklar, wie hoch die jeweilige Förderung ausfallen wird. Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) weist gegenüber trans aktuell auf die Formulierung im Konjunkturprogramm hin. Darin hatte sie Abwrackprämien von 15.000 Euro bei der Abgabe von Euro-5-Lkw und von 10.000 Euro bei der Abgabe von Euro-3- und Euro-4-Lkw ins Spiel gebracht. Diese Beträge könnten sich aber auch noch ändern. Wann die Prämien abrufbar sind, ist ebenfalls unklar. Das hänge auch damit zusammen, ob die Förderung in bestehende Förderrichtlinien integriert werden kann oder ob erst neue Richtlinien auf den Weg gebracht werden müssen.
Bei mittelständischen Speditionen im Fernverkehr dürfte sich die Nachfrage nach entsprechenden Prämien in Grenzen halten. Euro 6 gilt hier als Standard, wie auch bei einem trans aktuell-Webinar zu den Lkw-Antrieben der Zukunft am Mittwoch deutlich wurde. Die Prämien könnten aber sinnvoll sein, um zum Beispiel im Nah- oder Regionalverkehr oder auch bei sehr kleinen Unternehmen den Flottenaustausch zu beschleunigen, so der Tenor der Teilnehmer im Chat.
Werden innovationsarme Unternehmen belohnt?
Was die Reaktionen der besagten Mittelständler im Fernverkehr angeht, löst die Abwrackprämie Unverständnis aus. „Unser Innovationsdrang ist bei der Abwrackprämie leider hinderlich, wir haben keine dieser geförderten Einheiten mehr. Bei uns geht’s bei Euro 6 los“, teilt ein Spediteur mit einem Augenzwinkern mit. Ein anderer wird deutlicher und sagt: „Da könnte ich mich fast aufregen, haben wir doch in den vergangenen Jahren alles dafür getan, um diese Fahrzeuge auszutauschen und um in neue Technologien zu investieren.“ Ein dritter Unternehmer sagt: „Da werden die belohnt, die sich 2012 noch mit billigen Euro 5 Fahrzeugen vollgesogen und damit nun acht Jahre die Luft verpestet haben.“