Automobilbranche: Stellantis erwägt Rückzug aus China
Der französische Konzern Stellantis will sich offenbar aus China zurückziehen. Auf der Automobilmesse Mondial de l’Auto in Paris sagte der Chef des Autobauers, Carlos Tavares, französischen Medien zufolge: „Wir brauchen keine Fabrik in China.“ „In einer Welt, in der die Geopolitik zwischen China und dem Rest der Welt angespannt ist, ist es nicht unbedingt notwendig, sich verwundbar zu machen, indem man in China produziert", ergänzte er. Stellantis – hervorgegangen aus PSA und Fiat Chrysler – ist einer der weltweit größten Autobauer.
Joint Venture beendet - weiteres auf dem Prüfstand
Stellantis hatte im Juli bereits seine Zusammenarbeit mit der staatlichen Guangzhou Automobile Group (GAC) nach zwölf Jahren beendet. Damit wurde das einzige Jeep-Werk in China, das seit Jahren rote Zahlen schrieb, geschlossen. Jetzt steht das Joint Venture Dongfeng Peugeot Citroën Automobile (DPCA) auf dem Prüfstand. „Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit Dongfeng“, sagte Tavares laut Internetportal L‘Usinenouvelle.
Nicht produzieren, sondern verkaufen
„Jedes Mal, wenn es in China Verluste gibt, muss man den Rest des Unternehmens auffordern, diese Verluste auszugleichen“, erläuterte der Manager. Dafür gebe es eine ethische Grenze. „Wir werden nicht von unseren französischen, italienischen, deutschen und amerikanischen Arbeitern verlangen, dass sie bis in alle Ewigkeit die Verluste unserer Joint Ventures in China ausgleichen“, argumentierte Tavares. Seine Strategie ist eine der ‚leichten Vermögenswerte‘: „Das heißt, wir verkaufen in China weiterhin auf sehr profitable Weise Fahrzeuge verschiedener Marken, darunter Alfa Romeo und Jeep, die außerhalb Chinas hergestellt werden", erklärte er.
Einfuhrzölle für chinesische Autos
Sehr kritisch sieht Tavares auch das Vorpreschen der Chinesen auf dem europäischen E-Automarkt und forderte Einfuhrzölle. Die Bedingungen für den Import von Fahrzeugen aus China müssten symmetrisch zu denen sein, die für westliche Fahrzeuge in China gelten würden, unterstrich der Manager. „In Europa wird den chinesischen Herstellern der rote Teppich ausgerollt, so werden wir in China nicht empfangen“, sagte Tavares. Sowohl in den USA wie auch in China gebe es Schutzmaßnahmen, um nur dort hergestellte Fahrzeuge zu fördern.
7.000 Euro Umweltbonus
Der Stellantis-Chef findet sich auf einer Linie mit Frankreichs Staatspräsidenten: „Die Amerikaner kaufen amerikanisch und verfolgen eine sehr offensive Strategie der staatlichen Beihilfen. Die Chinesen schließen ihren Markt. Wir können nicht der einzige Raum sein, der klimatisch tugendhafteste, der der Meinung ist, dass es keine europäische Präferenz gibt“, sagte Emmanuel Macron bei einem Interview mit Les Échos und kündigte an, dass der Umwelt-Bonus für den Kauf eines Elektroautos von 6.000 Euro auf 7.000 Euro erhöht werden soll.