Bahn sieht großes Potenzial im Platooning
Mautvorteile und flexiblere Lenk- und Ruhezeiten für Platooning-Lkw beziehungsweise ihre Fahrer - das regt die Deutsche Bahn an.
„Nach 35.000 Testkilometern im realen Logistikbetrieb sehen die Forscher des Pilotprojekts insgesamt große Potenziale für Platooning in der Logistik“, sagt der Finanz- und Logistikvorstand der Deutschen Bahn (DB), Alexander Doll im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell. „Bevor in größerem Stil Lkw-Platoons in Deutschland fahren können, müssten aber viele Voraussetzungen erfüllt sein“, sagt er.
Doll wirbt für Mautvergünstigungen für Platooning-Lkw
„Nötig wären zum Beispiel serienreife Fahrzeuge, weitere Tests und länderübergreifende Straßenfreigaben. Aber auch Mautvergünstigungen für die Platooning-Lkw, eine Flexibilisierung der Lenk- und Ruhezeiten für Lkw-Fahrer oder Anschubfinanzierungen können einer Marktdurchdringung der Technologie helfen“, erklärt er. Praxisreif in Serie gehen könnte das Platooning seiner Einschätzung nach etwa Mitte oder Ende der 2020er-Jahre.
Gemeinsam mit MAN und der Hochschule Fresenius hat DB Schenker von September bis Weihnachten positive Erfahrungen mit einem Zweier-Platoon im Realbetrieb auf der A9 zwischen München und Nürnberg gesammelt. Der Platoon sparte gegenüber konventionellen Lkw auf dieser Strecke drei bis vier Prozent Kraftstoff ein, negative Auswirkungen auf die Fahrer stellte die Hochschule Fresenius nicht fest.
DB: Platooning ist sicher und funktioniert zuverlässig
„Unser Pilotprojekt hat gezeigt: Platooning ist sicher, funktioniert technisch zuverlässig und lässt sich gut im praktischen Logistik-Alltag einsetzen“, erklät Doll weiter. „Digital vernetzte Lkw können auf unseren Autobahnen für weniger Staus und mehr Verkehrssicherheit sorgen.“ Die Bahn-Verantwortlichen seien der Überzeugung, dass die Forschungsarbeit in jedem Fall nicht umsonst war, selbst wenn es kurzfristig noch nicht zu größeren Platooning-Einsätzen kommt.
Skepsis gegenüber verstärktem Lang-Lkw-Einsatz
Was andere Technologien, wie den verstärkten oder grenzüberschreitenden Einsatz von Lang-Lkw angeht, zeigt sich Logistikvorstand Alexander Doll jedoch skeptisch. „Wir wollen uns Innovationen auch im Straßengüterverkehr nicht generell verschließen. Uns ist aber wichtig, dass dabei in der konkreten Umsetzung zusätzliche Wettbewerbsnachteile für den Güterverkehr auf der Schiene so weit wie möglich vermieden werden“, sagt er. So habe sich DB Schenker an dem Feldversuch des Bundes zu Lang-Lkw nur auf wenigen ausgewählten Strecken in Deutschland beteiligt. „Konkrete Planungen für den Ausbau der Lang-Lkw-Flotte gibt es derzeit nicht. Grundsätzlich bleibt es dabei, dass wir eine europaweite Zulassung grenzüberschreitender Verkehre mit längeren und schwereren Lkw ablehnen“, sagt er auch mit Blick auf den ACEA-Vorstoß nach einem Einsatz von 32-Meter-Lang-Lkw.