Bahnchaos bewirkt Chaos auf der Straße

07. Juni 2022
Angesichts chaotischer Zustände auf der Schiene warnt der deutsche Mittelstand vor einer Überlastung beim Gütertransport auf der Straße. Die offensichtlichen Engpässe im deutschen Schienennetz könnten zu neuen Schwierigkeiten für die ohnehin überlasteten Lieferketten führen. Es drohe „eine Überlastung des Straßengüterverkehrs, sollten aufgrund des Kapazitätsausfalls auf der Schiene mehr Gütertransporte auf die Straße verlagert werden“, erklärten die Ladungskooperation Elvis und der Mittelstandsverband BVMW gemeinsam in Berlin.
Die Bahn ist elementar für Lieferketten
„Der Gütertransport per Bahn ist elementar für stabile und nachhaltige Lieferketten in Deutschland. Er spielt nicht nur eine Schlüsselrolle für die Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor, sondern trägt auch wesentlich dazu bei, die mittelständischen Straßenlogistiker zu entlasten“, sagte Markus Jerger, Vorsitzender des Mittelstandsverbands. Ein ganzheitlicher Logistikansatz müsse Straße und Schiene gemeinsam denken.
Mangelhaftes Baustellenmanagement
Das marode und überlastete Schienennetz habe schon in den vergangenen Wochen hunderte Güterzüge zeitweise aufs Abstellgleis gezwungen, sagte Jerger. „Es ist schwer zu verstehen, dass der Güterverkehr auf der Schiene durch offensichtlich mangelhaftes Baustellenmanagement nun komplett ausgebremst wird“, kritisierte er. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sei das eine wahre Hiobsbotschaft.
Fahrermangel spitzt sich zu
„Bereits heute haben Straßenlogistiker mit vielfältigen Herausforderungen wie dem anhaltenden Fahrermangel zu kämpfen, die sie wirtschaftlich an ihre Grenzen bringen“, ergänzte Elvis-Vorstand Nikolja Grabowski. Gleichzeitig sei die Lage bei den Frachtkapazitäten äußerst angespannt. Sollte das Wirrwarr im Bahnverkehr die Nachfrage nach Straßentransportkapazitäten weiter befeuern, könnte sich die Situation zuspitzen.
Schiene und Straße kombinieren
Viel mehr als mit zusätzlichen Transportaufträgen sei den mittelständischen Spediteuren und Frachtführern mit einer auskömmlichen Preisgestaltung gedient. Darüber hinaus gelte es, endlich niedrigschwellige Angebote zu konzipieren, die den Schienen- und den Straßengüterverkehr sinnvoll miteinander kombinierten. „Ansonsten“, so Grabowski, „ist die Frage letztlich nicht mehr, zu welchem Preis, sondern ob überhaupt ein Transport durchgeführt werden kann.“