Schnelles Verfahren zur Bewertung der Batterie bei gebrauchten E-Fahrzeugen
Auch wenn die Zuwächse nicht immer den gesteckten Zielen entsprechen: Die Zahl der Elektroautos auf unseren Straßen steigt. Und zunehmend wird sich auch ein Gebrauchtwagenmarkt für diese Fahrzeuge entwickeln. Das Problem dabei: Wie soll man vor dem Kauf das Fahrzeug checken? In Bezug auf Fahrwerk, Bremsen und Reifen geht das vergleichsweise einfach. Doch was ist mit der Batterie, die einen wesentlichen Anteil am Wert eines Elektrofahrzeugs ausmacht? Hat sie noch ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit? Wie sehr hat ihr der Verschleiß von Laden und Entladen schon zugesetzt? Um das verlässlich zu prüfen, wäre bisher eine zeitintensive Messung notwendig – für den schnellen Gebrauchtwagencheck zu aufwändig. Ein neues Schnellverfahren könnte bald Abhilfe schaffen – gemeinsam entwickelt von DEKRA und dem Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart FKFS.
Nach jahrelanger Forschung kann das Projekt im kommenden Jahr in die Pilotphase gehen. Beide Partner stellen es jetzt auf der Messe EVS30 – Electric Vehicle Symposium (9.-11.10.2017) in Stuttgart vor. Die Stände von DEKRA und dem FKFS sind beide in Halle 1 zu finden.
„Mit unserem Diagnoseverfahren können wir während einer kurzen Probefahrt, wenn die Batterie unter Last steht, ihren Zustand ermitteln“, so Andreas Richter aus dem DEKRA Competence Center Elektromobilität. Dabei werden Strom und Spannung gemessen und bezogen auf die Referenzwerte eines neuen Fahrzeugs vom selben Typ ausgewertet. „Die entscheidende Kenngröße ist dabei der Innenwiderstand der Batterie. Von ihm hängt sowohl die Reichweite ab, als auch die Energie, die benötigt wird, die leere Batterie wieder aufzuladen“, so Richter. „Dazu bekommen wir mit dem neuen Verfahren eine Abschätzung des Batteriezustands.“
Das Ergebnis ist zwar nicht ganz so genau wie eine ausführliche Analyse, aber auch längst nicht so aufwändig. Für einen ausführlichen Test wird die Batterie zunächst ganz entladen und anschließend wieder aufgeladen. Die ermittelten Messwerte werden dann ebenfalls im Vergleich mit einer neuen Batterie eingeordnet und bewertet. Das Ganze kostet viel Zeit und Energie, das von DEKRA und FKFS entwickelte Schnellverfahren liefert dagegen nach wenigen Minuten eine Einordnung.
„Gerade bei der Bewertung von gebrauchten Elektrofahrzeugen wird die Bewertung der Batterie eine ganz wesentliche Rolle spielen – denn sie macht einen großen Anteil am Gesamtpreis des Fahrzeugs aus“, so Michael Tziatzios, Leiter Gebrauchtwagenmanagement bei der DEKRA Automobil GmbH. „Für eine Gebrauchtwagenbewertung ist eine mehrstündige ausführliche Analyse allerdings nicht praktikabel – der Aufwand für ein solches Gutachten muss schließlich noch verhältnismäßig sein. Insofern sind wir sehr gespannt darauf, das neue Verfahren in der Praxis einzusetzen.“
Die Pilotphase des Projekts soll im Jahr 2018 an ausgewählten DEKRA Niederlassungen starten. „Aktuell beschäftigen wir uns damit, das Verfahren für den Praxiseinsatz vorzubereiten“, so Andreas Richter. Mittelfristiges Ziel ist es, das Prüfverfahren flächendeckend in allen 75 DEKRA Niederlassungen in Deutschland bei der Gebrauchtwagenbewertung von Elektrofahrzeugen einzusetzen.