Baulogistik: Geiger setzt auf die Schiene

18. Sept. 2020
Die Unternehmensgruppe Geiger aus Oberstdorf prüft Möglichkeiten, den Kombinierten Verkehr (KV) in ihre Logistikabläufe zu integrieren. Für ein Unternehmen, das Baustoffe und -materialien temporär an unterschiedlichen Einsatzorten benötigt, ist der Lkw bisher der flexibelste Lastenträger. Dass muss perspektivisch aber nicht so bleiben.
Geiger: Bahn wird größere Rolle spielen
„Durch eine Neuausrichtung der Logistikstrategie an geänderte Herausforderungen wird auch der Transport per Bahn eine größere Rolle spielen“, erklärt Cornelius Herrmann, verantwortlich für Projektabwicklung und Geschäftsentwicklung bei Geiger Logistik in Waltenhofen bei Kempten. Die Tochterfirma der Unternehmensgruppe ist spezialisiert auf Beschaffung, Transport, Lagerung und Distribution der Schüttgüter und Baumaterialien. Sie unterhält dazu eine eigene Flotte von 130 Lkw in verschiedenen Ausführungen.
Nachhaltigkeit sei einer der Eckpfeiler im Wertesystem der Unternehmensgruppe, sagt Herrmann zur Motivation, sich mit Transporten auf der Schiene auseinanderzusetzen. „Wir sehen hier eine Entlastung der Straße und damit eine Reduzierung von Lärm, Feinstaub und CO2“, fügt er hinzu. Nachhaltigkeit spiele auch bei vielen anderen Themen eine Rolle, etwa beim Rekrutieren und Binden von Mitarbeitern. „Hier wollen wir ein Zeichen für die Zukunft setzen.“ Grün ist im Übrigen auch die Firmenfarbe des Unternehmens.
Gemeinsam mit Kombiverkehr auf die Schiene
Bisher hat die Schiene die Verantwortlichen bei Geiger Logistik nicht enttäuscht. Etwa 25 Verladungen habe man bisher mit eigenem Equipment abgewickelt, bilanziert Herrmann. Partner ist der Intermodalspezialist Kombiverkehr aus Frankfurt. Zu ihm bestanden schon vorher Verbindungen, da Speditionen bereits in der Vergangenheit Frachten von Geiger an Kombiverkehr vergaben. Nun erfolgt die Zusammenarbeit also auch auf direktem Weg. Dafür nutzt Geiger Logistik spezielle Baucontainer mit 20-Fuß-Maß. Noch sind diese Einheiten, die vor allem Baustoffe und Entsorgungsgüter transportieren und oben mit einer Plane verschlossen sind, auf der Schiene wenig verbreitet. Denn kaum ein Bauunternehmen nutzt den KV bislang regelmäßig.
„Mit den Schienentransporten für ein Unternehmen der Baubranche haben wir erneut den Beweis angetreten, dass der KV für eine Vielzahl an Gütern und Produkten die Alternative zum durchgehenden Straßengüterverkehr sein kann“, betont Peter Dannewitz, Leiter Vertrieb bei Kombiverkehr. „Dass wir dabei mit attraktiven Annahmeschluss- und Abholbeginnzeiten an den Terminals in München-Riem und Ludwigshafen sowie einer planbaren Leistungsqualität die Anforderungen bisher jederzeit erfüllen und den Umstieg auf die Schiene auch im direkten Kundenverhältnis ermöglichen konnten, erfreut uns umso mehr.“
Besondere Anforderungen an Baulogistik
Das relativ dichte Streckennetz von Kombiverkehr passe bisher gut zu den Anforderungen von Geiger Logistik, so das Resümee von Cornelius Herrmann. Die Anforderungen im Baugeschäft sind ganz besondere: Die Baustellen und -projekte wechseln, ebenso die Materialchargen, die Ver- und Entladung ist teils behördlichen Auflagen unterworfen, die Zeitfenster sind eng. Und: Das Baugeschäft ist preissensibel. „Es müssen also viele Faktoren zusammenspielen, um mit dem Lkw konkurrieren zu können“, sagt Herrmann.
Was trotz dieser Erschwernisse für die Schiene spricht: dass die Transportstrecken tendenziell immer größer werden. Das macht die Schiene auch angesichts der Einschränkungen bei Lenk- und Arbeitszeiten im Lkw-Verkehr interessanter. Von Vorteil ist auch, dass Geiger Logistik die komplette Supply Chain durch Zusammenspiel mit eigenen Fahrzeugen, Containern und Aufliegern vor Ort steuern kann. So lassen sich auch Abläufe und Kosten optimieren. „Entscheidend ist das Zusammenspiel mit der Baustelle vor Ort, um zeitkritische Maßnahmen im Vorfeld abzustimmen, sowie eine koordinierte Engpassplanung“, erklärt Herrmann. Es sei gelungen, die ersten KV-Verkehre zu vertretbaren Kosten abzuwickeln. „Zurzeit werden die Abläufe weiter optimiert, um für die Kollegen der anderen Geschäftsfelder attraktive Konditionen anzubieten.“ Das Schienengeschäft ist also ausbaufähig. Für ein Bauunternehmen ist das doch eine gute Perspektive.
Die Unternehmen
• Die familiengeführte Geiger-Unternehmensgruppe hat ihren Sitz in Oberstdorf im Allgäu. Mit mehr als 3.000 Mitarbeitern und rund 50 Standorten im deutschen und europäischen Raum liefert, baut, saniert und entsorgt sie für Kunden aus den Bereichen Infrastruktur, Immobilien und Umwelt. Seit ihrer Firmengründung im Jahr 1923 hat sich die Geiger-Unternehmensgruppe zu einem vielseitigen Firmenverbund mit mehr als einem Dutzend Geschäftsfeldern entwickelt.
• Das Tochterunternehmen Geiger Logistik aus Waltenhofen bei Kempten beschäftigt etwa 150 Mitarbeiter und wickelt die Logistik für Geiger, aber auch für Dritte ab. Der Fuhrpark umfasst etwa 130 Fahrzeuge unterschiedlicher Ausführungen, darunter vor allem Kipper-Lkw. Das Transportvolumen beläuft sich auf rund vier Millionen Tonnen pro Jahr. Geschäftsführer des 2012 gegründeten Unternehmens ist Gernot Beer.