BDI: Kritik an fehlenden Absprachen
BDI-Präsident Dieter Kempf kritisiert die mangelnden Absprachen beim Grenzmanagement innerhalb der Europäischen Union.
Die gesamte europäische Industrie leide unter den Corona-bedingten neuen Grenzen im Binnenmarkt, sagte er im Deutschlandfunk. Dass in einer solchen Krise Nationalstaaten ihre eigenen Regeln erfänden, sei „für eine vernetzte Wirtschaft in keiner Weise hilfreich“, betonte er. „Das hätte man innereuropäisch völlig anders regeln können.“ Das gemeinsame Europa habe sich unter diesem Aspekt nicht als handlungsfähig erwiesen. Hieraus müssten Lehren gezogen werden.
Schlüsselstelle Logistik
In der Industrie sei man europaweit sehr stark in Wertschöpfungsketten eingebunden, erläuterte der BDI-Chef. Häufig sei es ein kleines Rädchen, dass zu einer Betriebsschließung führe. Eine der Schlüsselstellen sei dabei die Logistik. Kempf nannte die Lkw-Staus beim Grenzübertritt nach Polen und die Tatsache, dass Lkw-Fahrer nicht mehr aufs Fahrzeug stiegen, weil sie Angst hätten, nach einem Grenzübertritt in Quarantäne geschickt zu werden. Das Übergeben einer Ladung an ehemaligen Grenzen könne aber auch so gestaltet werden, dass sich die Fahrer überhaupt nicht begegnen müssten. „Das verteuert natürlich die Logistikketten, das ist mir sehr wohl klar“, sagte Kempf. Aber das sei in einer Krise die deutlich bessere Lösung.
Verbindlicher Fahrplan nötig
Kempf begrüßte, dass sich Bund und Länder auf erste Schritte einer Öffnung der Wirtschaft in der Corona-Krise geeinigt hätten. Wichtig sei ein verbindlicher Fahrplan und dass die Zeit bis zu einem Wiedereinstieg genutzt wird. Kempf appellierte an die Unternehmen Regeln für die eigenen Arbeitnehmer und den Schutz der Kunden aufzustellen. Er habe sich von der Regierung eine deutlich verbindlichere Ansage zum Thema Mundschutz gewünscht, die es in jedem Geschäft erfordert hätte, sagte er. „Das hätte mir persönlich auch erspart, amüsante Blicke beim Einkaufen im Supermarkt zu ernten.“