Citroen Berlingo/Peugeot Partner im Test
Die Schwestermodelle Citroen Berlingo und Peugeot Partner folgen auf den Opel Combo Cargo. Die umfangreiche Sicherheitstechnik haben die auf der gleichen Plattform beruhenden Transporter gemein – doch im Cockpit geben sich die Franzosen eigenständig.
Das Badge-Engineering ist in der Welt der leichten Nutzfahrzeuge allgegenwärtig – und hat gute Gründe. Entwickeln unterschiedliche Kooperationspartner gemeinsam eine Plattform, spart das massiv Kosten. Und auch im Handel profitieren die involvierten Marken: Wo sie sonst vielleicht auf ein Modell verzichten hätten müssen, eine Nische nicht besetzen hätten können, sind sie so breiter aufgestellt und können Kunden, in deren Fuhrpark Fahrzeuge unterschiedlicher Segmente vertreten sind, aus einer Hand bedienen.
Eine Herausforderung haben die Autobauer aber doch zu meistern – schließlich sollen die verschiedenen Modelle am Ende trotz der gleichen Basis als eigenständige, der jeweiligen Marke zugehörigen Fahrzeuge erscheinen. In Bezug auf das neue PSA-Trio – den Citroen Berlingo, Opel Combo Cargo und Peugeot Partner – haben die Rüsselsheimer da einen entscheidenden Vorteil: Sie sind es, die die Grundlage der neuen Nutzfahrzeuge im C-Segment gelegt haben. Citroen und Peugeot sind damit deutsche Franzosen. Wenngleich mit hörbarem Akzent.
Eigenständige Frontdesigns
Die äußeren Maße der Transporter, die in zwei Längen (4,40 und 4,75 Meter) zu haben sind, das senkrecht abfallende Heck und die Türausschnitte – da geben sich Berlingo, Combo Cargo und Partner nichts. Das Frontdesign aber fällt jeweils eigenständig aus. Der Citroen tritt frei von jeglichen Aggressionen mit schnörkellosen Linien auf, während der Peugeot mit kantigeren Scheinwerfern deutlich bulliger vorfährt.
Erstaunlich groß fallen die Unterschiede zwischen den PSA-Brüdern im Cockpit aus: Klar, das Grundlayout teilen sich die Marken – sowohl, was das ordentliche Navigationssystem mit zentralem 8-Zoll-Touchscreen angeht, als auch, was den auf den ersten Metern wenig intuitiv zu bedienenden Tempomat-Bediensatelliten hinter dem Lenkrad betrifft. Da Peugeot aber auch bei seinem neuen leichten Nutzfahrzeug nicht auf das markentypische, sogenannte i-Cockpit verzichtet, steht das wirkliche Fahren in Partner und Berlingo unter völlig anderen Vorzeichen.
Komfortables Fahrwerk, kräftiger Diesel
Im Peugeot erwartet den Fahrer ein Lenkrad von außergewöhnlich kleinem Umfang, das oben und unten kräftig abgeflacht ist und so den Blick frei macht auf die hoch liegenden Instrumente. Der Fahrer schaut nicht wie sonst durch den Lenkradkranz auf Drehzahl- und Geschwindigkeitsmesser, sondern darüber hinweg. Der Blick soll damit schneller wieder auf die Straße gleiten können – die Front kann man dafür aber nicht ganz so gut überblicken wie im Citroen. Im Berlingo nämlich ist das Lenkrad größer und runder, die Instrumente sitzen an ihrem üblichen Platz. Kurven nimmt dieser damit gefühlt etwas weniger zackig, aber ebenso mühelos.
Allgemein gibt es am Fahrverhalten der PSA-Transporter wenig auszusetzen: Ihr Fahrwerk ist angenehm komfortabel abgestimmt, ohne dabei zum Aufschaukeln zu neigen. Schlaglöcher und Fahrbahnunebenheiten werden souverän abgebügelt und lassen die Transporter zumindest beladen kalt. Der in den lastauto omnibus zur Verfügung stehenden Testwagen zum Einsatz gekommene 1,6-Liter-Diesel mit 99 PS, der von 75 und 131 PS starken Selbstzündern und ab dem zweiten Halbjahr 2019 auch von einem 1,2-Liter-Benzinmotor flankiert wird, geht nach einer kurzen Anfahrflaute kräftig zu Werke. Maximal 254 Newtonmeter Drehmoment lassen Citroen Berlingo und Peugeot Partner entspannt im Stadtverkehr mitschwimmen, taugen aber auch für die Autobahn. Untermotorisiert fühlt man sich am Steuer der PSA-Transporter nie – wenngleich dem präzise zu handelnden Schaltgetriebe bei Geschwindigkeiten oberhalb der Richtgeschwindigkeit ein zusätzlicher sechster Gang gut zu Gesicht stehen würde.
Cleveres Kamerasystem, zahllose Assistenten
Fortschrittlicher zeigt sich das Duo im Kapitel "elektrische Helferlein": Statt eines Handbremshebels findet sich im Cockpit beispielsweise eine auf Tastendruck aktivierbare Parkbremse. Und da sich die Trennwand hin zur Ladefläche nun mal schwer durchschauen lässt, kommt zudem ein cleveres Kamerasystem zum Einsatz. Wo sonst der Rückspiegel sitzt, ist in Citroen und Peugeot ein (leider schwach auflösendes) 5-Zoll-Display angebracht, welches das Bild der über den hinteren Flügeltüren angebrachten Kamera anzeigt. Ein digitaler Rückspiegel quasi, der auf Wunsch aber auch den Toten Winkel zum Leben erweckt: Mittels einer weiteren, unter dem rechten Außenspiegel angebrachten Linse nämlich lässt sich der Bereich rechts vom Fahrzeug überblicken. Auf klassische Tote-Winkel-Warner, die in den Seitenspiegeln eingelassene LED ansteuern, sobald ein Fahrzeug rechts oder links des Transporters auftaucht, verzichtet der PSA-Konzern deswegen aber noch lange nicht.
Die Liste der Fahrerassistenzsysteme ließe sich beinahe beliebig fortsetzen. Optional ist neben einem adaptiven Tempomaten samt Stop-and-Go-Funktion so auch eine Anhängerstabilisierung, ein aktiver Spurhalteassistent oder ein farbiges Head-up-Display zu haben. Ein echtes Highlight aber ist der Überladungs-Sensor. Er wacht über das zulässige Gesamtgewicht und die jeweilige Achslast und macht sich im Ladeabteil mittels aufleuchtender Tasten bemerkbar.
Platz für zwei Europaletten
Bei einer maximalen Nutzlast von 1.000 Kilogramm dürften Citroen Berlingo und Peugeot Partner aber ohnehin in nur wenigen Einsatzszenarien wirklich Gefahr laufen, überladen zu werden. Klappt man den vorderen äußeren Beifahrersitz um, erweitert sich das Laderaumvolumen der Transporter – je nach gewählter Fahrzeuglänge – von 3,3 auf 3,8 oder von 3,9 auf 4,4 Kubikmeter. Durch die maximal 180 Grad öffnenden Hecktüren lassen sich zwischen den Radkästen so zwei Europaletten abstellen.
Wer die PSA-Transporter derart schwer beladen im Baustelleneinsatz bewegt, kann dann auch noch deren Fähigkeiten auf losem Grund verbessern: Als sogenannter "Worker" (Citroen) oder "Grip" (Peugeot) kommt das Nutzfahrzeug mit einem Wählschalter, der die Traktionssteuerung je nach Untergrundbeschaffenheit beeinflusst, mit einer Bergabfahrhilfe, einer um 30 Millimeter erhöhten Bodenfreiheit, einem vollwertigen Ersatzrad und einem Motor-Unterfahrschutz. Wem das noch nicht reicht, der hat zudem die Möglichkeit, einen echten Allradantrieb über den PSA-Kooperationspartner Dangel zu ordern – dann aber bleibt es ganz sicher nicht bei dem für beide Modelle mit 75-PS-Diesel geltenden Einstiegspreis von 16.330 Euro (exkl. Mehrwertsteuer).