Neue Mitspieler in der Entsorgerbranche

09. Okt. 2018
In die Entsorgerbranche kommt Bewegung. Remondis übernimmt Duales System Deutschland und Lidl baut sein eigenes Duales System auf.
Plastikverpackungen gehören zu den Todsünden der westlichen Zivilisation und sind doch unentbehrlich. Das Sammeln und Wiederaufbereiten ist profitabel, sonst hätte nicht der Entsorger Remondis Ende September das Unternehmen Duales System Deutschland (DSD) übernommen. Gleichzeitig will der Handelskonzern Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) mit seiner neuen Tochter Pre Zero Dual sich ebenfalls einen Teil vom Kuchen rund um die Rücknahmelösung Der Grüne Punkt sichern.
Pre Zero Dual will Duales System aufbauen und betreiben
Pre Zero Dual hat es sich laut einer Firmenbroschüre zum Ziel gemacht, auch für Drittkunden „gewerbliche Abfallentsorgung in das digitale Zeitalter zu holen“. Medienberichten zufolge lautet die Handelsregistereintragung aber auch auf Aufbau und Betrieb eines Dualen Systems. Das Unternehmen gehört zu Green Cycle, dem Ver- und Entsorgungsunternehmen der Schwarz-Gruppe, das bereits im Sommer mit der Übernahme des Entsorgungsunternehmens Tönsmeier aus Porta Westfalica – nach eigenen Angaben einer der großen fünf in Deutschland – Aufsehen erregte.
Gute Voraussetzungen hat der neue Player im Reigen der Dienstleistung rund um den Grünen Punkt in Deutschland allemal: Nach Medienberichten zahle Lidl schätzungsweise 70 bis 80 Millionen Euro pro Jahr für die Lizenzierung, Sammlung und Entsorgung seines Verpackungsmülls. Bisher sei dafür das Kölner Unternehmen Interseroh zuständig gewesen. Mit dem Volumen aus den 3.2000 eigenen Filialen sowie nach eigenen Angaben rund 200 Partnerunternehmen aus den Bereichen Entsorgung, Transport und Verwertung an der Hand hat Pre Zero Dual damit bereits einen guten Vorsprung beim Start als neues Duales System.
Für Remondis hingegen steht nach eigenen Angaben der Wiedereinstieg in den Markt für Duale Systeme an: Das Unternehmen aus Lünen gehörte zu den Gründungsmitgliedern des ursprünglich als Non-Profit-Gesellschaft gegründeten Dualen Systems Deutschland und versuchte es bis 2014 mit dem eigenen System Eko-Punkt. Dem Erwerb von DSD müssen die Kartellbehörden noch zustimmen.
Wie das Unternehmen der Rethmann-Gruppe mitteilt, sieht Remondis im gesamteuropäischen Ausland „einen deutlichen Bedarf an Verpackungsrecycling und einem System nach deutschem Vorbild inklusive der Einführung einer Dualen Systematik“. Der Erwerb von DSD verbessere daher auch vor allem die internationalen Wachstumsperspektiven. National profitiere Remondis bei einer zunehmenden Nachfrage nach Recyclingkunststoffen davon, dass DSD einer der Technologieführer in diesem Bereich sei.
DSD mit einem Gesamtumsatz von 490 Millionen Euro
Nach Angaben von Remondis ist DSD mit einem Gesamtumsatz von 490 Millionen Euro eines von neun Dualen Systemen, die sich den Markt für lizenzierte Verpackungsabfälle mit einem Gesamtvolumen von rund 900 Millionen Euro teilen. Währenddessen steige Pre zero Dual „unmittelbar als einer der größten Wettbewerber in den Markt der Dualen Systeme in Deutschland ein“, schreibt Remondis.
Insgesamt verlaufe die Branchenentwicklung hin zu mehr vertikaler Integration als Antwort auf die Anforderungen auch der Politik, etwa im Verpackungsgesetz, das am 1. Januar in Kraft trete, so eine Unternehmenssprecherin. „Die enorme Dynamik am Markt begrüßen wir ausdrücklich, denn so kann das Verpackungsrecycling nachhaltig vorangebracht werden.“
BGL: Neuer Anbieter ist wettbewerbsfördernd
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) teilt mit, dass es nicht auszuschließen sei, dass es durch die Übernahme von DSD durch Remondis zu wettbewerbsschädlichen Marktkonzentrationsentwicklungen kommen könnte. „Wir sehen der Entscheidung der Kartellbehörden deshalb mit Interesse entgegen“, sagt ein Sprecher des BGL. Dass mit dem Lidl-Mutterkonzern, der Schwarz-Gruppe, ein zusätzlicher Anbieter eines Dualen Systems auf dem Markt erscheint, erhöht dort zunächst einmal das Angebot, was grundsätzlich wettbewerbsfördernd sei. Inwieweit sich der Wettbewerb aufgrund der Marktmacht, die hinter dem neuen Anbieter stecke, zum Segen aller entwickeln werde, bleibe abzuwarten.