BGL fordert längere Lkw-Kabinen

06. Dez. 2021 Newsletter
Parkplätze sind Mangelware – Duschen und Toiletten ebenfalls. Für den Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) muss sich daran etwas ändern. An den Rampen müsse ein Zugang zu Toiletten und Duschmöglichkeiten obligatorisch werden, fordert BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Auch an den unbewirtschafteten Parkplätzen entlang von Bundesfernstraßen müsse aufgerüstet werden.
Dort benötigten Fahrer Duschcontainer und Essensautomaten oder Anliefermöglichkeiten etwa durch regionale Lieferdienste, wenn zum Beispiel kein Bäcker oder Supermarkt erreichbar sei. Dem BGL schwebt ferner vor, dass Parkplätze sowie Duschen und Toiletten beim Ausweisen von neuen Gewerbegebieten vorgeschrieben werden.
Aufgewertete Kabine auch als Anreiz für Frauen
Weil es trotz aller Anstrengungen nicht genügend geeignete Stellflächen und sanitäre Anlagen gibt, plädiert der BGL dafür, dass der Gesetzgeber längeren Lkw-Maßen zustimmt – die in dem Fall nicht der Ladelänge, sondern der Kabine zugutekommen. Damit könne eine Dusche und Toilette Einzug ins Fahrerhaus halten. Das mache Fahrer unabhängiger von der Parkplatzsituation und den Beruf für eine weitere wichtige Klientel interessant – für Frauen. „Wir haben nur einen Anteil von 1,9 Prozent Frauen im Fahrerberuf, das ist definitiv ausbaubar“, sagt Engelhardt. Eine längere Kabine verlangt für ihn nicht zwingend neue Kabinen durch Daimler, MAN & Co. Vorstellbar sei ein separates Modul, etwa in der Größe von 1,20 mal 2,50 Meter mit separatem Eingang hinter dem Fahrerhaus.
Unternehmer Hamprecht: Menschlichkeit bieten
Rolf Hamprecht, Chef der Hamprecht Spedition aus Künzelsau, unterstützt den BGL-Vorstoß für längere Fahrzeuge. Die zusätzliche Länge solle der Kabine und nicht dem Laderaum zugutekommen, betont er. „Wir brauchen für das Fahrerhaus eine Toilette und Waschmöglichkeit“, sagt er gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Damit könne die Branche Fahrern, die im Fernverkehr tätig sind, mehr Menschlichkeit bieten.
Vor allem könne man den Bedürfnissen von Frauen Rechnung tragen. Sie könnten im Dauerstau nicht mal schnell den Lkw verlassen, um ihrem Bedürfnis nachzukommen. Selbst wenn sie auf einem Rastplatz mit Sanitäranlagen stehen, sei der Gang zur Toilette nachts um zwei nicht ohne Risiken. Ob Transportunternehmer die Investition in mögliche aufgewertete Kabinen stemmen können? „Das muss es uns wert sein, wenn wir unsere Fahrzeuge besetzen wollen“, sagt Hamprecht. Er selbst hat alle 25 Lkw besetzt, kennt aber Unternehmer, bei denen acht bis zehn Fahrzeuge stehen.
Hamprecht: Wir brauchen auch höhere Löhne
„Wir müssen Anreize und Wohlgefühle schaffen“, fordert Hamprecht, damit die Leute sagen: „Ich fahre wieder.“ Die entsprechende Ausstattung des Fahrzeugs sei ein Punkt, aber nicht der einzige. „Wir brauchen auch höhere Löhne. Wenn ein Staplerfahrer in der Automobilindustrie 3.500 Euro brutto erhält, kann ich einen Fahrer im Fernverkehr nicht mit 2.600 Euro abspeisen.“