BGL: Individualisierung trägt zum Wachstum der Warenströme bei
Prof. Dirk Engelhardt spricht bei der Mitgliederversammlung des Fachverbands Güterkraftverkehr und Logistik Hessen über die Zukunft der Branche
„Sie werden alle nicht arbeitslos“, versprach Professor Dirk Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) den Mitgliedern des Fachverbands Güterkraftverkehr und Logistik Hessen mit einem Augenzwinkern. Zu Beginn seines Vortrags verwies er auf die Zunahme der weltweiten Warenströme bis 2030 und nannte folgende Gründe: „Bevölkerung und Wohlstand wachsen, die Produktion wird immer globaler, aber vor allem zeichnet sich ein Trend zur Kleinteiligkeit ab.“
Die Menschen legen laut dem Hauptgeschäftsführer künftig Wert auf individuelle Produkte, die sie zunehmend im Internet bestellen. Als Beispiele nannte er Online-Shops wie My Muesli, Me Marmelade oder das Start-up Ice Guerilla. Die Nutzer stellen sich dabei ihre eigenen Produkte individuell zusammen. Entsprechend nimmt der Onlinehandel zu. Gemäß einer DHL-Prognose bestellen die Menschen im Jahr 2018 durchschnittlich 24 Pakete. 2012 waren es noch halb so viele. „Nach wie vor bewältigt der Lkw 70 Prozent der Warenströme, bis 2050 könnten es aber 80 Prozent sein“, erklärte Engelhardt den Mitgliedern.
Kontraproduktiv sei natürlich der Fahrermangel. „Bis 2022 fehlen rund 150.000 Fahrer“, zitierte Engelhardt eine Studie der Prüforganisation Dekra. Claus-O. Herzig, Vorstandsvorsitzender des Fachverbands Güterkraftverkehr und Logistik Hessen und Geschäftsführer der Spedition Herzig in Fulda, ergänzte: „Wir alle haben Fahrer oft zu wenig wertgeschätzt.“ Nun müssten Bezahlung und Rahmenbedingungen besser werden.
Dirk Engelhardt sprach den Anwesenden auch Mut zu: „Wir müssen diese Situation aushalten, aber ich sehe eine reelle Chance, dass wir wieder Geld verdienen.“ Entsprechend sehe es der BGL als seine Aufgabe an, gegen Sozialdumping vorzugehen. Das sei auch einer der Wahlprüfsteine, den der Verband an die Parteien im Vorlauf zur anstehenden Bundestagswahl geschickt habe. „Um den fairen Wettbewerb in Europa wiederherzustellen, muss zum Beispiel das Personal des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) aufgestockt werden“, erklärte Engelhardt.
Zudem müssten die Erträge der Lkw-Maut in die Infrastruktur der Straße fließen, die Arbeitsbedingungen an der Laderampe verbessert und die Verkehrssicherheit europaweit erhöht werden. Letztere Forderung griff auch Polizeipräsident Günther Voß vom Polizeipräsidium Osthessen auf, der ein Grußwort sprach: „Verkehrssicherheit ist die Schnittstelle zwischen der Polizei und dem Fachverband.“ Eine der Hauptursachen für Unfälle sei nach wie vor Übermüdung. „16 Prozent der Unfälle bei Lkw-Fahrern passieren aufgrund von Übermüdung“, erklärte Voß. Das gehe aus einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hervor.
Passend dazu wurde zeitgleich zur Mitgliederversammlung die Kampagne „Bekämpfung Sekundenschlaf“ anlässlich des Tages der Verkehrssicherheit eröffnet. Neben dem Fachverband Güterkraftverkehr und Logistik Hessen unterstützen unter anderem auch der BGL, die Berufsgenossenschaft BG Verkehr und die Initiative „Bewegen mit Herz e.V.“ die Aktion.