BGL übt scharfe Kritik an Blockabfertigung

20. Dez. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Die Blockabfertigung in Tirol wird vom BGL scharf kritisiert. Eine mögliche Lösung könnte ein Slot-Buchungssystem sein, mit dem die Fahrt über den Brenner im Voraus gebucht werden könnte.
Voraussetzung hierfür ist, dass die politischen Entscheidungsträger der Alpenländer mitspielen. Wie ein solches System funktionieren kann, stellen Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, Verkehrslandesrat Daniel Alfreider und Prof. Walter Obexer von der Universität Innsbruck am Donnerstag, 22. Dezember, in Bozen vor. Die Machbarkeitsstudie hat die technischen und rechtlichen Aspekte einer solchen Buchungsplattform unter die Lupe genommen.
Sowohl technisch als auch rechtlich wäre es demnach möglich, die Auslastung der Brenner-Autobahn über eine digitale Verkehrssteuerung zu regeln, wie Alfreider im Vorfeld durchblicken ließ. Die Tiroler Tageszeitung zitiert den Landesrat mit den Worten, dass nun alles Weitere vom politischen Willen der betroffenen Nationalstaaten abhängt. Zurzeit laufen entsprechende Gespräche mit den Regierungen der Alpenstaaten, unter anderem mit der Hausleitung des Bundesverkehrsministeriums (BMDV). Das gibt sich mit Blick auf die laufenden Gespräche bedeckt.
„Bis zum Abschluss der Gespräche wurde Vertraulichkeit vereinbart“, teilt das BMDV gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell mit. Ziel sei eine einvernehmliche Lösung. Den Verantwortlichen im Ministerium ist stark daran gelegen, eine Alternative zur umstrittenen Blockabfertigung zu finden, mit der das Bundesland Tirol den Verkehr an Tagen mit erwartetem hohem Aufkommen dosiert und entzerrt. Tirol verteidigt diese Eingriffe ins Verkehrsgeschehen und hat fürs erste Halbjahr 2024 insgesamt 24 Abfertigungstage angekündigt. Das BMDV kritisiert, dass diese Maßnahmen regelmäßig zu Verkehrsbehinderungen, Staus, Verkehrsunfällen und einer erhöhten Umweltbelastung in den Anrainerstaaten führen. „Wir sind deshalb an einer schnellen Lösung interessiert.“
BGL hofft weiter auf Einschreiten der EU
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) wartet mit einer Kommentierung erst noch auf die Veröffentlichung der Studie. Er erhofft sich auch Erkenntnisse darüber, wie ein solches Slot-System europarechtskonform ausgestaltet werden soll. Den Verantwortlichen beim BGL ist die Blockabfertigung ebenfalls ein Dorn im Auge. „Wir sehen sie unvermindert kritisch, da menschenverachtend.“ Der Verband teilt mit, er hoffe darauf, „dass sich die EU endlich für die Einhaltung ihrer eigenen Regeln einsetzen wird“. Konkret gemeint ist der Grundsatz des freien Warenverkehrs innerhalb der EU, den der BGL auf dem stark befahrenen Brenner-Korridor seit Jahren verletzt sieht.