Blitzumfrage zum LNG-Lkw
Die Fachzeitschrift trans aktuell hat zum Paradigmenwechsel bei der Antriebstechnik eine Blitzumfrage in der Branche gestartet. Es beteiligten sich 34 Transport- und Logistikbetriebe an der Erhebung. Die Fuhrparkgröße über alle teilnehmenden Betriebe, LNG-Fahrzeuge eingerechnet, beträgt demnach 4.199 Fahrzeuge, im Durchschnitt also rund 123 Lkw. Den Teilnehmern hat trans -aktuell Anonymität zugesichert. Zwei Betriebe, nämlich die Spedition Gebrüder Schröder aus Ebernhahn (Niedersachsen) und die Spedition Rothermel aus Östringen (Baden-Württemberg), haben sich allerdings mit Statements zu Wort gemeldet.
Die Umfrage macht deutlich, welche Faktoren die meisten Betriebe vom Kauf eines LNG-Lkw abhalten. Hier fällt vor allem die schlechte Tankinfrastruktur auf, die immerhin 32-mal genannt wurde. So weist die LNG-Tankstellenkarte der Deutschen Energie-Agentur (Dena) momentan bundesweit gerade einmal 26 öffentliche LNG-Tankstellen auf. Weitere 45 sind immerhin geplant. Was einige Unternehmer außerdem vor der Anschaffung eines LNG-Lkw zurückschrecken lässt, sind die anfangs höheren Investitionen, verbunden mit ungewissen Restwerten. Ein Unternehmer erklärt: „Wir haben die LNG-Flotte jetzt durchschnittlich ein halbes Jahr im Einsatz. Richtig abrechnen können wir die Fahrzeuge erst nach einer Einsatzzeit von fünf bis sechs Jahren.“ Gefragt, warum sich Transportunternehmer für ein LNG-Fahrzeug entscheiden, nennen die meisten die Mautbefreiung. Ein Umfrageteilnehmer schränkt jedoch ein, diese sei für die Zukunft unsicher. Fest steht allerdings: Der Bundestag hat vergangenen Mai entschieden, dass CNG- und LNG-Lkw bis Ende 2023 von der Maut befreit sind. Das heißt, mit Gas angetriebene Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen sind bis zum 31. Dezember 2023 bei der Maut den Elektro-Lkw gleichgestellt.
Verlagerung von Verkehren auf die Schiene bedroht
Vertreter der Schienenverbände und der Opposition hatten dies scharf kritisiert, weil sie die Verlagerung von Verkehren auf die Schiene bedroht sehen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) hingegen begrüßte das Votum. Der Verband erklärte, die Verkehrspolitiker der Großen Koalition hätten klargestellt, dass Erdgas-Lkw aktuell die einzige ernst zu nehmende Alternative zum Diesel-Lkw seien. Und mit Blick auf den Klimaschutz sei LNG als Übergangslösung und Anreizfaktor für die Logistikbranche sinnvoll.
Fördertopf ausgeschöpft
Die Grünen wiederum beklagen eine „völlig überdrehte Förderkulisse“. Nach Meinung der Partei leisten Erdgas-Lkw praktisch keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz. Diese Einschätzung teilt auch ein teilnehmender Spediteur. Die Förderung sei umwelttechnisch nicht zielführend, erklärt er. In der Kostenrechnung wirkt sich die Befreiung von der Straßengebühr allerdings beträchtlich aus. Bei der Laufleistung eines Diesel-Lkw von 150.000 Kilometern beziffern einige Spediteure ihre jährlichen Mautkosten auf rund 20.000 Euro. Auch wenn die Anschaffungskosten eines Diesel-Lkw um rund ein Drittel geringer sind als bei einem vergleichbaren LNG-Lkw, so schmilzt dieser Preisvorteil bereits innerhalb weniger Jahre wegen der Mautbefreiung bei LNG dahin. Weitere staatliche Subventio¬nen erwiesen sich im Rahmen der Umfrage ebenfalls als starke Anreize, so zum Beispiel das Förderprogramm „¬Energieeffiziente und/oder CO2-arme schwere Nutzfahrzeuge“ (EEN).
Allerdings ist dieser Topf momentan ausgeschöpft. Das Förderprogramm hat ein Volumen von zehn Millionen Euro jährlich und ist bis Ende 2020 befristet. 44 Prozent der Umfrageteilnehmer planen zwar, weitere LNG-Fahrzeuge anzuschaffen. Eine komplette Umstellung des Fuhrparks auf LNG können sich jedoch gerade einmal 15 Prozent der Spediteure vorstellen.