Digitalisierung in der Supply Chain mit Nachholbedarf

18. März 2019
Viele aktuelle Digitalisierungs-Technologien in Unternehmen seien zwar bekannt, werden aber nicht genutzt. Überrascht von den Ergebnissen einer gemeinsamen Online-Umfrage des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und der Hochschule Fulda zur Digitalisierung in Supply Chains zeigt sich Carsten Knauer, Leiter der Sektion Logistik/SCM, Referent Fachgruppen des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Viele Digitalisierungstechnologien, wie Roboter und Automatisierung oder selbstfahrende Fahrzeuge, seien den befragten Supply Chain Managern bekannt. Trotzdem würden elektronische Lösungen, wie Digitaler Zwilling, Uberization of freight oder Low-cost Sensor Technology, kaum oder gar nicht genutzt.
Für die Online-Befragung „Digitalisierung in Supply Chains“ haben BME und Fachhochschule im vergangenen Jahr Fulda 251 Supply Chain Manager und Führungskräfte in angrenzenden Bereichen wie IT, Logistik, Produktion oder Materialfluss angesprochen. Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer ist in der Lager- und Transportbranche, dem Automobil- und –zuliefersektor, dem Maschinenbau sowie in der Pharma- und Chemieindustrie tätig. Großbetriebe mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro waren als stärkste Gruppe vertreten. Gefragt wurde, wie intensiv elektronische Lösungen wie beispielsweise Blockchain, Cloud Computing, 3D-Druck oder künstliche Intelligenz für die Digitalisierung der Lieferketten genutzt werden.
Michael Huth, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Logistik, an der Hochschule Fulda sagt: „Ziel unserer Logistikumfrage war es, für mehr Transparenz beim Einsatz digitaler Technologien in den Lieferketten zu sorgen.“ Unternehmen würden so wichtige Informationen erhalten, die ihnen bei der Transformation ihrer Supply Chains helfen können. Und weiter: „Die Antworten zum Stand der Anwendung digitaler Technologien in Supply Chains ergaben ein ernüchterndes Bild.“ Einzig Cloud Computing, Roboter und Automatisierung sowie – mit Abstrichen – Big Data Analytics würden nach Angaben der Umfrage-Teilnehmer umfassend eingesetzt. Die befragten Unternehmen würden bis auf die drei genannten Technologien zurückhaltend bleiben – auch in den kommenden zwei Jahren.
Carsten Knauer vom BME appelliert deshalb an die Entscheidungsträger, bestehende Wissenslücken schnell zu schließen da ansonsten insbesondere für KMU die Gefahr bestehe, den Digitalisierungszug zu verpassen. Darüber hinaus müsse das Berufsbild des Supply Chain Managers künftig einen stärkeren Bezug zum industriellen Internet der Dinge als bisher haben. Michale Huth von der Hochschule Fulda betont ebenso, wie wichtig es sei, bereits jetzt die Digitalisierungstechnologien im eigenen Unternehmen umzusetzen. „Auf diese Weise lassen sich die von Industrie 4.0 ausgehenden Wettbewerbsvorteile frühzeitig nutzen.“