BME: Krisenmanagement der Bundesregierung

13. Okt. 2022 Newsletter
Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) hat im September 2022 bei über 500 deutschen Einkaufs- und Logistik-Managern eine Umfrage durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass drei von vier Befragten mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung aktuell nicht zufrieden sind (74 Prozent). Nur 17 Prozent zeigten sich zufrieden.
Die deutsche Wirtschaft leidet derzeit unter den hohen Einkaufspreisen, die sich im laufenden Jahr um 23 Prozent erhöht haben. Für das kommende Jahr liegen die Prognosen bei weiteren 15 Prozent. 88 Prozent der Befragten werden diese Preissteigerungen vollständig oder teilweise an ihre Kunden weitergeben. „Die Einkaufspreise sind deutlich stärker angezogen als die aktuell ausgewiesene Inflationsrate von rund zehn Prozent. Aufgrund des zentralen Einflusses der Einkaufspreise auf die Verbraucherpreise lassen sich bereits jetzt deutliche Inflationsentwicklungen prognostizieren. Wir dürfen nicht vergessen: In vielen produzierenden Unternehmen macht der Einkaufsanteil, also die extern zugekaufte Wertschöpfung, oft zwischen 70 und 80 Prozent der Gesamtkosten aus. Damit schlagen die stark gestiegenen Einkaufskosten direkt ins Unternehmensergebnis durch! Die befragten Manager sehen bislang nicht, dass die Maßnahmen der Bundesregierung dieser existenzbedrohenden Situation gerecht werden“, erläutert BME-Vorstandsvorsitzende Gundula Ullah.
Zahlreiche Ereignisse belasten die deutsche Wirtschaft
Als Gefahren für die deutsche Wirtschaft geben die Befragten vor allem den Krieg in der Ukraine (88 Prozent), die durch Inflation und Rezession sinkende Kaufkraft (77 Prozent) sowie die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohstoffen (69 Prozent) an. Die Gefahren durch den Konflikt zwischen China-Taiwan/USA (44 Prozent), die Klima-Krise (27 Prozent) sowie die Corona-Pandemie (19 Prozent) sind ihnen dagegen deutlich weniger präsent. Dennoch planen 65 Prozent von ihnen, sich von den gefährdeten Märkten in China und Taiwan unabhängiger zu machen. „Die geringe wahrgenommene Bedrohung der großen Abhängigkeit von China und Taiwan ist bemerkenswert, das gilt insbesondere für Halbleiter und andere Vor-Produkte. Auffällig ist auch, dass die Corona-Pandemie von den deutschen Einkaufs- und Logistik-Managern als weitgehend ‚abgeschlossen‘ und unbedrohlich für ihr Geschäft eingeschätzt wird“, ergänzt Dr. Helena Melnikov, die Hauptgeschäftsführerin des BME.
Mehr als zwei Drittel der Befragten (78 Prozent) rechnen mit Insolvenzen in ihrem wirtschaftlichen Umfeld. Nur 40 Prozent prognostizieren, dass ihre Lieferketten weitere Belastungen aushalten werden. Wenn eine weitere größere Krise eintritt, meinen 60 Prozent der befragten Manager, dass ihre Unternehmen in ihrer Existenz gefährdet sein werden.