BMVI benennt drei Innovationscluster
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) will das Zusammenspiel von Lkw mit alternativen Antrieben und einer künftigen Tank- und Ladeinfrastruktur testen. Das soll auf zunächst drei Innovationsclustern in Deutschland geschehen.
Auch Bayern erhält eine Teststrecke für Oberleitungs-Lkw. Im Gegensatz zu den bisher laufenden Versuchen mit diesen Fahrzeugen auf vergleichsweise kurzen Abschnitten der A1 in Schleswig-Holstein, der A5 in Hessen und der B462 in Baden-Württemberg wird die Strecke in Bayern aber deutlich länger sein. Auch sollen auf dem sogenannten Innovationscluster unterschiedliche alternative Antriebskonzepte zum Einsatz kommen, neben batterieelektrischen Lkw auch Brennstoffzellen-Lkw. Dies ist aber auch auf der B462 in Baden-Württemberg geplant.
Eine weitere Besonderheit des geplanten Versuchs in Bayern ist die Integration eines bis dahin aufzubauenden Netzes an Wasserstofftankstellen und Elektro-Schnelladestationen, die entlang der Oberleitungsstrecke auf Rast- und Betriebshöfen errichtet werden sollen. Wie das Bundesverkehrsministerium (BMVI) am Mittwoch mitteilte, liegen die Kosten bei einem niedrigeren bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Finanziert wird das Innovationscluster E-Highway Bayern durch Mittel aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung.
Streckenverlauf in Bayern auf A9 oder A92
Noch sind die Pläne relativ vage. Die genaue Ausgestaltung solle durch eine Projektgruppe unter Leitung des bayerischen Verkehrsministeriums unter Mitwirkung der bayerischen Transport- und Logistikverbände festgelegt werden, heißt es. Auch der Streckenverlauf ist unklar. Vorstellbar für das BMVI ist die A9 von München nach Nürnberg oder die A92 von München nach Deggendorf. Wie die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) berichtet, soll die Entscheidung für die konkrete Strecke rasch, gegebenenfalls noch in diesem Jahr fallen. Die Autobahngesellschaft des Bundes favorisiert demnach die A92.
Das Projekt in Bayern ist eines von bundesweit drei neuen Innovationsclustern, die das BMVI auf den Weg bringen möchte. Solche Cluster sind Teil des im vorigen Jahr vorgestellten Gesamtkonzepts klimafreundliche Nutzfahrzeuge. Sie sollen Erkenntnisse zur Marktreife unterschiedlicher Antriebstechnologien, zu kommerziellen Anwendungen und zum Zusammenspiel mit der nötigen Tank- und Ladeinfrastruktur liefern.
Die beiden anderen Projekte sind in Norddeutschland entlang der A2 und im Südwesten im Rhein-Main- beziehungsweise Rhein-Neckar-Gebiet geplant. Beim Projekt an der A2 geht es um effiziente Fernverkehrs-Einsätze von batterieelektrischen Lkw. Dazu wollen die Projektpartner an vier Standorten entlang der A2 vom Ruhrgebiet bis Berlin zunächst je zwei Hochleistungsladepunkte errichten. Hinter dem Projekt Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr (HoLa) steht ein Konsortium aus 13 Partnern, darunter Fahrzeugbauer und Energieunternehmen. Die Kosten liegen laut BMVI bei 27 Millionen Euro, zwölf Millionen davon kommen aus der Förderrichtlinie Elektromobilität des Ministeriums. Der Startschuss soll bereits Mitte dieses Monats erfolgen.
Verlängerung des Projekts mit Oberleitungs-Lkw
Was den Innovationskorridor Rhein-Main/Rhein-Neckar betrifft, geht es um eine Verlängerung des bereits laufenden Versuchs mit Oberleitungs-Lkw. Die Strecke soll vom Frankfurter Kreuz über die A5 bis Darmstadt und weiter über die A67 zur Landesgrenze nach Baden-Württemberg führen. Eine Option ist dabei auch die Verlängerung bis Mannheim oder Heidelberg. Hier geht es um Erkenntnisse zur Performance von Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw (auch als Hybride) und ebenfalls das Zusammenspiel mit einer dazu noch aufzubauenden Tank- und Ladeinfrastruktur.
Wie für den bayerischen Abschnitt müssen auch für den hessischen beziehungsweise baden-württembergischen Abschnitt noch Details geklärt werden. Dies soll eine Projektgruppe des hessischen Verkehrsministeriums und der regionalen Wirtschaft übernehmen. Wie für das bayerische Projekt kalkuliert das BMVI auch hier mit einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag, die Mittel kommen ebenfalls aus dem Energie- und Klimafonds. Einen Zeitplan nennt das Ministerium nicht.