BMVI: Scheuer will Verkehre auf Schiene verlagern
Höhere Anstrengungen bei der Digitalisierung sowie beim Wechsel auf alternative Antriebe und auf die Schiene – Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat deutlich gemacht, welches die Herausforderungen für die Logistik in den nächsten Jahren sind. „Güterverkehr und Logistik stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Scheuer bei der 8. Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik am Donnerstag in Frankfurt. Es müsse gelingen, die wachsenden Verkehrsströme zu ermöglichen – allerdings in einer Art und Weise, dass Mobilität bezahlbar und umweltverträglich bleibe. „Das klingt nach einem Riesenkonflikt, ist aber eine Riesenchance“, betonte er.
Zum einen gehe es darum, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen. Das gelte erst rechts angesichts der Leerfahrten in Deutschland. Scheuer nannte einen geschätzten Wert von 151 Millionen Leerfahrten jährlich. Mit intelligenten Systemen wird es seiner Ansicht nach gelingen, diese Zahl zu drücken und die Auslastung der Fahrzeuge zu steigern. Andererseits machte der CSU-Politiker deutlich, dass es für digitale Anwendungen wie das vernetzte Fahren auch einen flächendeckenden und schnellen Mobilfunkstandard braucht. Gas geben bei 5G und bei der Bevölkerung um Verständnis werben, dass das zwangsläufig mit deutlich mehr Sendemasten verbunden ist, lautete daher Scheuers Appell.
Alternative Antriebe nutzen
Einen Beitrag zum Klimaschutz kann nach Überzeugung des Verkehrsministers auch der Umstieg auf alternative Antriebe leisten. „Euro-6-Lkw sind eine saubere Lösung. Wir benötigen trotzdem deutlich mehr Lkw mit alternativen Antrieben“, machte Scheuer klar. Bis 2030 strebt er eine Zahl von mehr als 200.000 Lkw mit alternativen Antrieben an. Das Problem sieht Scheuer allerdings im eingeschränkten Angebot der Fahrzeugbauer. „Wir brauchen mehr Alternativen für Alternativen“, forderte er. Ob CNG-, LNG- oder E-Lkw: Sein Haus zeige sich technologieoffen. „Wir unterstützen fördern und probieren alles und erlauben es, auch mal etwas verrückt zu sein“, sagte Scheuer und warb damit für kreative neue Ideen für die Antriebskonzepte für morgen.
Dreh- und Angelpunkt bei der Energiewende in der Logistik ist für Andreas Scheuer aber die Verlagerung von Verkehren auf die Schiene – obgleich ihm Kritiker vorwarfen, dass sich dieses Bekenntnis nicht in den zur Verfügung gestellten Haushaltsmitteln widerspiegele. „Wir wollen die Stärken jedes Verkehrsträgers nutzen“, betonte der Minister. „Im Mittelpunkt der Verkehrspolitik steht aber die Schiene, sie ist ein Schwerpunkt in dieser Legislaturperiode.“
5,6 Milliarden für die Schiene
Die Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die Schiene sei ein erklärtes Ziel. „5,6 Milliarden Euro stecken wir allein in diesem Jahr in die Schienenwege“, kündigte der Minister an und nannte die Bahnthemen, die man in den nächsten Monaten und Jahren in Angriff nehmen möchte: den Aufbau des Zugbeeinflussungs-Systems ETCS, des Deutschland-Takts sowie die Umsetzung des Masterplans Schienengüterverkehr und die Arbeiten im Zukunftsbündnis Schiene. Bei den letzten beiden Punkten geht es unter anderem auch um den Aufbau eines Netzes für 740 Meter lange Güterzüge. Und nicht zu vergessen: die weitere Elektrifizierung und Erprobungen von autonomen Verkehren auf der Schiene. Ein besonders zukunftsträchtiges Projekt sei ferner die für dieses Jahr geplante Inbetriebnahme des Megahubs Lehrte – die erste vollautomatische Umschlaganlage überhaupt. Mit 116 Millionen Euro habe der Bund dieses Vorhaben unterstützt.
Damit der Verlagerungswille auch die nötige Unterstützung aus der Branche erfährt, will Scheuer ein Aktionsbündnis Kombinierter Verkehr (KV) ins Leben rufen. Ziel sei es, den KV zukunftsfähig zu machen. Sein Haus werde alle Interessierte dazu einladen und in diesem Rahmen alle relevanten Themen besprechen – seien es Digitalisierung und Modernisierung von Terminals und Umschlaganlagen oder Maßnahmen für eine bessere Koordination des Themas und bessere Abläufe bei der Verzahnung der Verkehrsträger.