Besser bremsen für die Schwachen

29. Aug. 2017
Mehr Schutz für Fußgänger und Radfahrer schreibt sich der Automobilzulieferer Robert Bosch mit neuen Fahrerassistenzsystemen für Pkw auf die Fahne. Die elektronischen Notbremssysteme sollen helfen, Unfälle im Innenstadtverkehr zu vermeiden oder zumindest die Folgen zu reduzieren. Die Unfallforscher des Technologiekonzerns gehen davon aus, dass in Deutschland fast jeder zweite Unfall zwischen Pkw und Fahrrad mit Personenschaden vermieden oder in seiner Schwere gemindert werden könnte, wenn alle Pkw mit einem Fahrradfahrer-Notbremssystem ausgestattet wären. Wie es heißt, soll EuroNCAP ab 2018 die Notbremsung auf Fahrradfahrer in die Bewertungskriterien für die Sternvergabe einbeziehen. Fußgänger-Notbremssysteme gehören bereits seit 2016 dazu.
Die automatische Fahrradfahrer-Notbremsung, die Bosch jetzt vorgestellt hat, erfasst in Längsrichtung fahrende, aber auch plötzlich vor dem Fahrzeug kreuzende Fahrradfahrer. Aus Faktoren wie Abstand, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung berechnet die Systemintelligenz das wahrscheinliche Unfallrisiko. Droht eine Kollision, bremst das System das Fahrzeug automatisch ab. Das vorausschauende Fußgängerschutzsystem wiederum erkennt Passanten, die unvermittelt die Fahrbahn queren und vom Fahrzeug erfasst werden könnten. Besteht unmittelbar Gefahr, leitet die Steuerung selbsttätig eine Notbremsung ein. Hier wie dort lassen sich die automatischen Notbremssysteme bei Fahrgeschwindigkeiten bis zu 60 Stundenkilometern aktivieren. Ein elektromechanischer Bremskraftverstärker (Bosch iBooster) sorgt dafür, dass die volle Bremsleistung bereits nach 190 Millisekunden zur Verfügung steht.
Der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit der neuen Notbremsassistenten ist die zunehmende Intelligenz der mit Radarsensoren und Videokameras arbeitenden Systeme. Durch Kommunikation und Interaktion erzeugen sie ein akkurates Bild vom Umfeld des Fahrzeugs. Sie sind daher auch in der Lage, Fußgänger und Radfahrer selbst in komplexen Verkehrssituationen zu erkennen. Ein weiterer Aspekt der Leistungsfähigkeit ist der vielfältige Einsatzbereich moderner Sensoren. Dadurch ist es möglich, unterschiedliche Assistenzfunktionen mit einem einzigen Sensor zu verknüpfen. Die neue Ausstiegswarnung von Bosch greift auf die im hinteren Teil des Fahrzeugs installierten Mittelbereichsradarsensoren zu, die zur Überwachung von Spurwechseln auf der Autobahn zum Einsatz kommen. In der neuen Funktion erfasst das System Autos, Fahrräder, Roller oder Motorräder, die sich dem abgestellten Fahrzeug von hinten in einem Umfeld von 20 Metern nähern. Optische und akustische Signale halten Autofahrer und Mitfahrer in diesem Fall davon ab, die Tür zu öffnen.