Branche: BGL und DSLV befragen Mitglieder

19. Mai 2020
Die Logistikverbände BGL und DSLV haben versucht, die Lage der Branche in der Coronakrise darzustellen und ihre Mitgliedsunternehmen befragt. Stellvertretend lässt sich die Zusammenfassung des Vereins Bremer Spediteure im DSLV zitieren: „Beträchtliche Umsatzrückgänge sind über sämtliche abgefragten Sparten der Speditionsbranche zu verzeichnen. In erster Linie reagieren die Unternehmen mit Kurzarbeit.“ Auch die Möglichkeit von Steuerstundungen werde genutzt, wogegen Unterstützungsangebote wie die Stundung von Sozialabgaben, finanzielle Soforthilfen oder Kredite bislang nicht von vielen Betrieben in Anspruch genommen worden seien. „Erkennbar ist vor allem, dass die Speditionen alles daransetzen, ihr Personal, solange es irgend geht, zu halten.“
Besonders betroffene Branchen
Besonders stark vom Corona-bedingten Auftragsrückgang betroffen sind die Bereiche Hafenhinterlandverkehr, Messe- und Eventlogistik sowie Automotive, hält der BGL fest. In bislang drei Corona-Umfragen hätten 42 Prozent der Unternehmen Auftragsrückgänge von bis zu 25 Prozent zu verzeichnen, weitere 28 Prozent Auftragsrückgänge von 26 Prozent bis 50 Prozent. „Hier hilft das in Deutschland altbewährte Instrument der Kurzarbeit, um den Beschäftigten das Einkommen, den Firmen das Überleben und den Belegschaften den Zusammenhalt für den zu erwartenden Aufschwung nach der Krise zu sichern“, sagte BGL-Vorstandssprecher Prof. Dirk Engelhardt.
Leasingraten belasten
67 Prozent der an den Umfragen teilnehmenden Unternehmen hätten bereits Kurzarbeitergeld beantragt. Trotzdem hätten viele Betriebe, bei denen der halbe Fuhrpark oder mehr stillstehe, große Probleme mit den „gnadenlos“ weiterlaufenden Leasing- und Finanzierungsraten, sagt der BGL-Chef. „Deswegen haben wir an den Bundeswirtschaftsminister die Forderung gerichtet, auch für betroffene Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitern geeignete Finanzhilfen zu Verfügung zu stellen, wie es bereits für Kleinstbetriebe geschehen ist.“
Faire Frachtpreise gefordert
Der Verband blickt über die bestehende Krise hinaus und betont die Wichtigkeit fairer Wettbewerbsbedingungen und fairer Frachtpreise. Wer nach der Krise Logistikdienstleistung nutzen möchte, sei gut beraten, rechtzeitig dafür Sorge zu tragen, dass es die entsprechenden Unternehmen überhaupt noch gebe.
Auch vier Verbände im DSLV hatten Umfragen gestartet, die aber aufgrund unterschiedlicher Grundlagen nicht völlig vergleichbar sind. Dem Landesverband Bayerischer Spediteure antworteten Mitte April von 121 Unternehmen 65,2 Prozent, dass die Corona-Krise ihre Geschäftstätigkeit sehr beeinträchtigt hat, nicht betroffen fühlten sich drei Prozent, wenig beeinträchtigt 35 Prozent.
Der Großteil der Betriebe (65 Prozent) verzeichnete Umsatzeinbußen zwischen 10 und 40 Prozent. Rund ein Viertel der Befragten erwartete für Mai eine weitere Verschlechterung, annähernd die Hälfte keine Verbesserung. Etwa 20 Prozent machen sich Sorgen um ihre Existenz. Rund sieben Prozent der bayerischen Unternehmen gaben Mitte April an, ihre Liquidität reiche nur noch für bis zu vier Wochen. Immerhin knapp 65 Prozent der Betriebe rechnen damit, dass die Umsätze in der zweiten Jahreshälfte 2020 wieder steigen. 58,7 Prozent haben Kurzarbeit angemeldet und 93 Prozent haben bislang keine Mitarbeiter entlassen – aber 41 Prozent gehen davon aus, dass sie dies tun werden.
Überall Kurzarbeit
Die 100 Antworten auf eine Umfrage des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) Mitte April ergaben, dass 67 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit beantragt hatten. Dabei waren annähernd 90 Prozent von ihnen zufrieden bis sehr zufrieden mit der Bundesagentur für Arbeit. Bei der Liquidität sieht es schlechter aus als in Bayern, denn 18,4 Prozent der Unternehmen sah sie lediglich für vier Wochen gesichert. Rund 20 Prozent der Unternehmen mussten bereits Personal abbauen, der Rest plant dies nicht. Dem Verein der Hamburger Spediteure hatte ein Viertel seiner 80 Mitgliedsunternehmen geantwortet, dass Entlassungen so gut wie nicht in Frage kommen.