Bremer Spediteure kritisieren Reeder

21. Dez. 2021
„Die enorme Kapazitätsverknappung im Containerverkehr führt derzeit zu Frachtraten, die es so nie zuvor gegeben hat“, erklärt Oliver Oestreich. Der Vorsitzende des Vereins Bremer Spediteure (VBSp) benennt die Ursachen: Die Verstopfung der Häfen von Los Angeles und Long Beach, die temporären Schließungen und Teilschließungen von chinesischen Häfen und Abfertigungsschwierigkeiten in weiteren Häfen in den USA und Europa führten dazu, dass viele Schiffe vor den Häfen auf ihre Entladung warten müssten.
In der Folge würden Schiffe kurzfristig andere Häfen anlaufen, was dann dort zu Schwierigkeiten führe. Außerdem leiteten Reedereien Leercontainer in die Fahrtgebiete, in denen sie am meisten verdienen könnten. Diese Container fehlten dann für den Export. Schwierigkeiten in der landseitigen Logistik verschärften die Probleme. Laut dem Marktforschungsunternehmen Sea-Intelligence fehlen dem Markt durch die Verstopfung der Containerhäfen 12,5 Prozent der Containerkapazitäten.
Reedereien machen Gewinne, bieten aber schlechten Service
Dennoch würden die Reedereien laut dem VBSp in diesem Jahr Gewinne von über 150 Milliarden US-Dollar erzielen. Im eklatanten Gegensatz dazu steht laut Oestreich der Service, den sie bieten. Fahrpläne würden nicht eingehalten, Abfahrten kurzfristig abgesagt und nur noch 30 bis 35 Prozent der Schiffe seien pünktlich, bemängelt der Vorsitzende. „Ein stabiler, voraussehbarer und zuverlässiger Dienst sieht anders aus.“
Die Spediteure kritisieren darüber hinaus, dass sich einige Reedereien nicht mehr an feste Absprachen, Vereinbarungen und Verträge gebunden fühlen. Einige versuchten, Spediteure mit unlauteren Mitteln aus ihrem angestammten Geschäft zu drängen. Es werden somit Interessenkonflikte zwischen einigen Reedern und Spediteuren sichtbar.
Interessenkonflikte belasten das Verhältnis
Die Ankündigung einer Reederei, zukünftig keine Kontrakte mehr mit Speditionsunternehmen schließen zu wollen, sei befremdlich. Spediteure seien im Dienst und Auftrag der häufig mittelständischen Verladerschaft aus Industrie und Handel tätig. Die Nichtberücksichtigung der Spediteure schade also vor allem der deutschen Exportwirtschaft.
Trotz aller Widrigkeiten schauen die Bremer Spediteure mit Optimismus auf das kommende Jahr. Dem VBSp gehören rund 200 Firmen der Branche in Bremen und Bremerhaven an. Bei einer prognostizierten Steigerung der Exporte um 7,1 Prozent und der Importe um 6,7 Prozent rechnen sie mit einer guten Auslastung. Das Analysehaus Drewry geht von einer Steigerung der containerisierten Seeverkehre von 5,2 Prozent im Jahr 2022 aus.