Alpentransit: Brennertunnel verzögert sich um Jahre

30. Okt. 2020
Der Brenner-Basistunnel zwischen Österreich und Italien wird wohl Jahre später fertig als geplant. Die Brenner Basistunnelgesellschaft (BBT SE) hat den Vertrag für den etwa 15 Kilometer langen südlichsten Abschnitt des Projektgebiets in Österreich mit einem Umfang von fast einer Milliarde Euro gekündigt. Bereits kurz nach der Auftragsvergabe habe es „große Auffassungsunterschiede“ mit dem Konsortium unter der Führung des Wiener Bauriesen Porr gegeben, teilte die BBT mit. „Hauptgrund für die Vertragsauflösung sind die endgültige Leistungsverweigerung und Leistungsverzögerungen in mehreren zentralen vertraglichen Punkten.“
Neuausschreibung geplant
Um den Weiterbau des „schwierigen Bauloses“ so schnell wie möglich sicherzustellen und eine Neuausschreibung einzuleiten, sei eine vertiefende Analyse des Gesamtprojekts eingeleitet worden, schreibt die BBT. Ein Streitpunkt zwischen den Beteiligten war die Stärke der stabilisierenden Außenringe des Tunnels, der Tübbinge, die das Konsortium kurz nach der Auftragsvergabe mit einer Stärke von 40 Zentimeter als nicht mehr ausreichend erachtete. Eine kürzlich vom Bauträger vorgelegte Lösung sei bauwirtschaftlich und rechtlich nicht tragfähig gewesen, betont die BBT. Als öffentlicher Auftraggeber habe man sich deshalb zur Vertragsauflösung gezwungen gesehen, „um den sorgsamen und rechtskonformen Umgang mit öffentlichen Geldern zu gewährleisten“. In Medienberichten heißt es, es sei um Mehrkosten von unter 100 Millionen Euro gegangen.
Porr: Vertrag besteht weiter
Der Baukonzern Porr wiederum will gegen die BBT vorgehen. „Diese einseitige Vertragsauflösung ist eindeutig rechtswidrig“, sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Strauss. „Seit nunmehr mindestens zwei Jahren wissen Vorstand und Aufsichtsrat der BBT SE, dass sie bei der Ausschreibung einen Fehler gemacht haben, der die Sicherheit des Tunnels gefährden würde.“ Es seien aus Kostengründen Parameter festgelegt worden, die bei Anwendung der gültigen technischen Normen die sichere Errichtung des Tunnels unmöglich machten. Ein weiterer jahrelanger Verzug des Projektes zwischen der Gemeinde Pfrons und der Staatsgrenze am Brenner verursache Kostensteigerungen in vielfacher Millionenhöhe.
Bis zu fünf Jahre Verzögerung
Die Fertigstellung des Basistunnels war zuletzt für das Jahr 2030 vorgesehen. Der Termin wird sich bei einer Neuausschreibung schwerlich halten lassen, Experten gehen von einer Verzögerung um bis zu fünf Jahre aus. Der jetzt gekündigte Bauauftrag war der größte, der jemals in Österreich vergeben wurde.