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Brenner: Pilotprojekt von MAN und Dettendorfer startet

28. Juli 2025 Newsletter
Der Fahrzeugbauer MAN Truck & Bus und die Spedition Dettendorfer untersuchen in einem Pilotprojekt, wie sich die Verkehrsflüsse auf der Brennerautobahn mit E-Lkw entzerren lassen.
„E-Lkw können ein wichtiger Teil der Lösung für den alpinen Güterverkehr auf der Brennerroute sein. Wenn wir die Verkehrswende ernst nehmen, müssen wir auch den Straßengüterverkehr nachhaltiger gestalten. Der nächtliche Einsatz von eTrucks zeigt: Weniger CO₂, weniger Lärm und eine bessere Ausnutzung der Infrastruktur sind möglich. Das ist ein wichtiges Signal für grüne Nutzfahrzeug-Korridore in ganz Europa. Jetzt kommt es auf einen konsequenten, grenzüberschreitenden Ausbau der Ladeinfrastruktur an”, sagt Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr. Dazu kommt, so MAN, auch eine vorteilhafte Ausnahme aus dem Nachtfahrverbot auf der Inntalautobahn A12. Anders als Diesel-Lkw dürfen E-Trucks nämlich auch nachts fahren.

Ausnahme seit 2021, aber Technik und Infrastruktur waren das Problem

Grundsätzlich bestehe diese Ausnahme schon seit 2021. Problem laut MAN: Bislang mangelte es an der breiten Fahrzeugverfügbarkeit und Infrastruktur. Der eTruck von MAN schaffe hier aber Abhilfe. „Damit erschließen eTrucks Routen, die mit Diesel-Lkw aufgrund der nächtlichen Fahrverbote bislang nicht mehr realisierbar waren – ein echter Fortschritt für effiziente, leise und emissionsfreie Nachtlogistik im Alpenraum und besonders interessant für Transporte in der Kühl- und Pharmalogistik oder bei zeitkritischen Lieferketten,“ erklärt MAN. Die Fahrt in den verkehrsarmen Nachtstunden entlaste zudem die Route.
Laut einer Modellrechnung können laut MAN bereits 300 in der Nacht eingesetzte eTrucks die Blockabfertigung am Tag in Kufstein um bis zu eine Stunde reduzieren. Gleichzeitig spare jeder eTruck durchschnittlich etwa 95 Tonnen CO₂ pro Jahr ein bei einer jährlichen Fahrleistung von 110.000 km. Bei den angeführten 300 Fahrzeugen täglich ergebe sich ein Einsparpotenzial von bis zu 28.000 Tonnen CO₂.
„Elektrische Schwerlastlogistik revolutioniert den Straßengüterverkehr – selbst unter anspruchsvollsten topografischen Bedingungen, die in alpinen Regionen vorherrschen. Mit diesem Projekt zeigen wir, dass vollelektrische Lkw nicht nur praxistauglich sind, sondern unter anderem durch Rekuperation und die Möglichkeit nächtlicher Transporte neue Maßstäbe in Effizienz, Nachhaltigkeit und Verkehrssteuerung setzen. Politik und Industrie müssen Hand in Hand arbeiten, um emissionsfreie Logistik flächendeckend Realität werden zu lassen“, sagt Dr. Frederik Zohm, Vorstand Forschung & Entwicklung bei MAN Truck & Bus.

Bis zu 60.000 Euro weniger Maut

Auch wirtschaftlich zahle sich der Betrieb von E-Lkw auf der Brennerroute aus. Laut MAN lassen sich bei eine Jahreslaufleistung von mehr als 110.000 Kilometern auf deutschen Autobahnen mehr als 60.000 Euro Maut pro Fahrzeug und Jahr einsparen. Dabei sind die elektrisch angetriebenen Lkw aber nur in Deutschland zu 100 Prozent von der Maut befreit. In Österreich gilt, insbesondere nachts, eine Mautreduktion von bis zu 75 Prozent auf der A13. Nur geringe Unterschiede mache jedoch der Staat Italien auf der Brennerroute.
Die Mautersparnis schlage sich überdies auch in den Total Cost of Ownership nieder. „Über eine Laufzeit von drei Jahren, einem typischen Einsatzszenario von Lkw in der Logistik, trägt die Mautersparnis des eTrucks zu einem Gesamtkostenvorteil (Total Cost of Ownership) von über 15 Prozent gegenüber mit Diesel betriebenen Fahrzeugen auf der Brennerroute bei. Neben den geringeren Mautgebühren tragen vor allem niedrigere Energie- und Wartungskosten, die Befreiung von der Kfz-Steuer und die zunehmend verfügbare Ladeinfrastruktur entlang der Route zur Wirtschaftlichkeit bei. Beispielhafte Ladeszenarien zeigen: In Raubling kann nachts zu rund0,41 Euro/kWh, in Bozen zu etwa 0,38 Euro/kWh geladen werden. Zudem steigt die Rekuperation auf der bergigen Strecke auf bis zu 40%. Während bei Diesel-Lkw Bremsenergie ungenutzt verloren geht, speichert der eTruck diese als Strom zurück in die Batterie – ein klarer Effizienzvorteil“, so MAN
Auch Projektpartner Dettendorfer ist vom Einsatz der eTrucks überzeugt. „Für uns ist klar: Wenn wir den Wandel zur klimafreundlichen Logistik schaffen wollen, brauchen wir Lösungen, die im Alltag funktionieren – über Landesgrenzen hinweg und ohne Einschränkungen beim Serviceversprechen“, sagt Georg Dettendorfer, Geschäftsführer der Spedition Dettendorfer.