Brennertransit: Verbände fordern Maßnahmen zur Entlastung
Die Brennerroute stellt Transportunternehmen regelmäßig vor neue Herausforderungen. Gemeinsam haben nun der Unternehmerverband Südtirol (UVS), die Industriellenvereinigung Tirol (IV Tirol) und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) eine Erklärung für einen „klimagerechten freien Alpenquerenden Warenverkehr“ unterschrieben, der die Bedürfnisse der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Umwelt achtet.
Blockabfertigung ist größtes Ärgernis
„Unser Anspruch ist, die Ist-Situation auf der Brennerroute so schnell wie möglich zu verbessern, auf der Straße wie auf der Schiene“, sagte Bertram Brossardt, vbw-Hauptgeschäftsführer. „Seit Jahren gibt es massive Beeinträchtigungen für den Verkehr in Tirol. Mit den angekündigten Baumaßnahmen an der Luegbrücke, die ab Januar nurmehr einspurig befahrbar ist, verschärft sich die Situation weiter, nicht nur am Brenner, sondern auch auf anderen Strecken wie der Tauernautobahn. Das größte Ärgernis bleibt aber die Blockabfertigung für Lkw, mit der Folge von Staus bis 70 Kilometer Länge auf bayerischer Seite.“
Zwei Millionen Lkw befahren die Brennerautobahn
Auch die Tiroler Unternehmen sind von der Situation betroffen, berichtete Max Kloger, Präsident der IV Tirol. „Jedes Jahr passieren 2,14 Millionen Lkw und 14 Millionen Pkw die Brennerautobahn, die eine Lebensader der Regionen entlang der Route ist. Ohne diese zentrale Transitroute wären auch viele Unternehmen in Tirol und angrenzenden Regionen nicht in der Lage, Ware zu transportieren.“ Die Maßnahmen Tirols, so Kloger, seien eine Belastung für die Bevölkerung. „Die Blockabfertigung leitet eine Menge an Fahrzeugen um, verursacht weitere Emissionen und Lärm. Wir brauchen daher Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger und zum Schutz des Wirtschaftsraums.“
Die Verbände fordern insbesondere folgende Maßnahmen:
▪ Die EU muss in Europa jederzeit den freien Warenverkehr gewährleisten.
▪ Die Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel müssen priorisiert und beschleunigt realisiert werden. Die Harmonisierung des Schienenverkehrs ist voranzutreiben.
▪ Der Aufbau einer ausreichenden Infrastruktur für alternative Antriebstechnologien muss zügig kommen.
▪ Verkehrsbeschränkende Maßnahmen müssen auf ein Minimum begrenzt werden. Die Wirtschaft muss in die Erarbeitung praxisgerechter Lösungen eingebunden werden.
Lockerung des Nachtfahrverbots, Bau der Zulaufstrecke Nord
Zwei aktuell umzusetzende Vorschläge sind den Verbandsvertretern wichtig:
Das Nachtfahrverbot für Lkw mit der besten Schadstoffklasse Euro 6 soll aufgehoben werden. Diese Fahrzeuge könnten dann, eventuell unter Vorgabe eines Tempolimits, wieder in der Nacht fahren.
Es brauche zudem eine klare zeitliche Perspektive für Planung und Bau der bayerischen Schienen-Zulaufstrecke.
Verteuerung der Lkw-Maut in Bayern?
Heiner Oberrauch vom Unternehmerverband Südtirol (UVS) machte klar, dass ein „Enkel-taugliches Wirtschaften“ den konstruktiven Dialog aller Beteiligten brauche. Verbote und einseitige Maßnahmen wie in Tirol seien der falsche Weg, weil das Problem in eine andere Region verlagert würde und dort Staus und stockender Verkehr zu einer zusätzlichen Umweltbelastung führen.
Laut Oberrauch müssen Transporten in ganz Europa teurer werden, damit Transport und Verkehr umweltgerechter gestaltet werden können, wo möglich sogar reduziert werden können. „Wir in Tirol sind auch nicht gegen eine Erhöhung der Maut“, sagt er - eine Meinung, die aber nicht von allen in der Allianz getragen wird.