Brexit: Eklatanter Fahrermangel in Großbritannien

15. Juni 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Rund 65.000 Lkw-Fahrerstellen sind derzeit in Großbritannien unbesetzt. Die Logistikbranche befürchtet Lieferengpässe und kritisiert die Regierung von Boris Johnson und die Visaregeln.
Auf der Insel fehlen jetzt rund 65.000 Fahrer aus der EU, weil die Regierung sie nicht als qualifizierte Arbeitnehmer und damit als visaberechtigt eingestuft hat. „Wir fordern die Regierung erneut auf, mit uns und dem Rest der britischen Speditionsbranche zusammenzuarbeiten, um den anhaltenden Lkw-Fahrermangel zu bekämpfen“, mahnte Richard Burnett, Chef des britischen Straßentransportverbands Road Haulage Association (RHA).
Lieferengpässe befürchtet - steigende Kosten
„Das heiße Wetter und die Aufhebung des Lockdowns werden die Nachfrage nach Lebensmitteln und Getränken in Supermärkten, Pubs und Restaurants sowie nach Waren im Einzelhandel erhöhen“, befürchtet Burnett. Der Mangel an ausgebildeten Fahrern beeinträchtige das Tempo und die Kosten von Lieferungen im ganzen Land. Die Regierung müsse dringend eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um lebenswichtige Lieferketten zu schützen.
Zwischen Brexit und COVID-19
Ein Transportunternehmer sagte der BBC, die Branche sei in einem Sturm zwischen Brexit und COVID-19 gefangen. Zitiert wird der Chef der Owens Group, die mit 1.000 Fahrzeugen rund 950 Fahrer beschäftigt und auf einen Schlag 50 von ihnen verlor, weil sie die seit 1. Januar geltenden Visa-Kriterien nicht erfüllten. Aufgrund der COVID-Einschränkungen hätten zudem im vergangenen Jahr an die 30.000 Lkw-Führerscheine nicht gemacht werden können.
Innenministerium: Briten einstellen
Das britische Innenministerium ist der Ansicht, dass die Branche auf einheimische Arbeitskräfte zurückgreifen soll, anstatt ihr Heil im Ausland zu suchen. Es werde eine Reihe von Initiativen ergriffen, um mehr Menschen in den Fahrer-Job zu bringen. Für Transportunternehmen aus der EU allerdings könnte die britische Misere eine gewisse Entlastung bedeuten.