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Bund gibt Startschuss für öffentliches Schnellladenetz

15. Juli 2024 Newsletter / Transport & Verkehr
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) will den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkw vorantreiben. Unter dem Motto „Power to the Road“ haben die Bundesminister Dr. Volker Wissing (Verkehr) und Dr. Robert Habeck (Wirtschaft und Klimaschutz) den Startschuss für das Lkw-Schnellladenetz an den Bundesautobahnen erteilt. Auf der To-do-Liste steht zunächst das Thema Netzanschlüsse. Im Laufe des Sommers folgt die Ausschreibung der Ladeinfrastruktur.
Mit den öffentlichen Lademöglichkeiten soll laut BMDV der schnelle Markthochlauf von schweren Nutzfahrzeugen mit batterieelektrischem Antrieb ermöglicht und dadurch die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreicht werden.
350 Schnellladestandorte für Lkw
Der geplante Aufbau eines Schnellladenetzes für E-Lkw im Rahmen des Masterplans Ladeinfrastruktur II erfolgt entlang der Bundesautobahnen und beinhaltet 350 ausgewählte bewirtschaftete und unbewirtschaftete Standorte. Diese sollen mit Lkw-tauglicher Schnellladeinfrastruktur ausgerüstet werden.
Für den Aufbau müssen laut BMDV zwei Elemente ineinandergreifen: der Ausbau des Verteilnetzes, ausgelöst durch Anträge auf Netzanschluss beim Netzbetreiber, und der Aufbau der Ladesäulen. Zur Erfüllung des ersten Punktes arbeitet demnach die Autobahn GmbH bereits an der Prüfung und Umsetzung der erforderlichen Infrastrukturtechnik an den geeigneten Standorten. Für die ersten Standorte seien schon Netzanschlussbestellungen ausgelöst. Die Veröffentlichung der Ausschreibung an den rund 130 unbewirtschafteten Rastanlagen ist dann für den Spätsommer 2024 geplant.
Konferenz zur Ladeinfrastruktur
Schon Tage vor der Verkündigung hatten das BMDV und die bundeseigene NOW GmbH, unter deren Dach auch die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur angesiedelt ist, mit einer eintägigen Veranstaltung das Thema Ladeinfrastruktur quasi eingeläutet. „Wie mit dem Deutschlandticket müssen wir auch bei der Elektromobilität überzeugende Angebote schaffen“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei der Ladeinfrastruktur-Konferenz 2024 (LISKON). Sorgenfrei fahren und schnell laden sei die Devise – das lässt sich sowohl für den Pkw- als auch den Lkw-Bereich ableiten. Zudem betonte Wissing, für eine Verkehrswende brauche es bezahlbare elektrische Fahrzeuge sowie eine flächendeckende und benutzerfreundliche öffentliche Infrastruktur.
Laut Wissing ist vom Masterplan Ladeinfrastruktur II bereits die Hälfte der Maßnahmen umgesetzt – darunter auch eine 150 Millionen Euro schwere Fortsetzung des Förderprogramms für das Schnellladen, das sich auch an KEP-Unternehmen und Speditionen richte. Ein Schwerpunkt liege jetzt auf der Integration von Lade- und Stromnetz. Beides müsse zusammen gedacht werden. Notwendig seien bessere Bedingungen und Verfahren für Netzanschlüsse sowie beschleunigte Genehmigungsprozesse.
Daten aus Lkw-Maut verwendet für die Standortwahl
Der weitere Baustein sei der Ausbau des öffentlichen Netzes für E-Lkw mit insgesamt 4.200 MCS- und CCS-Lademodulen. „Für die Planung wurden unzählige Daten aus der Lkw-Maut genutzt“, berichtete Wissing – auch deshalb seien die anderen europäischen Länder sehr interessiert an der Vorgehensweise Deutschlands, das beim Ausbau der Ladeinfrastruktur europaweit vorne liege.
Bei der Konferenz berichtete etwa Sebastian Lahmann über die Herausforderungen und Perspektiven beim Lkw-Laden. Er ist Leiter des Teams „Umsetzen“ bei der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur der NOW GmbH und sprach über die Ziele des Bundes. Bis 2030 rechnet der Bund demnach mit mehr als 29.600 Ladevorgängen von E-Lkw täglich. Geplant sind bis dahin 354 öffentliche Standorte mit 1.800 MCS-Ladepunkten für das schnelle Zwischenladen ab einem Megawatt, etwa in der Lenkzeitpause. „Ideal, um die Fahrt gleich fortzusetzen“, sagte Lahmann.
Das soll, ebenfalls zum Stand 2030, ergänzt werden durch 2.400 CCS-Ladepunkte – einige mit 400 kW zum Zwischenladen sowie als Brückentechnologie, bis das Megawattladen in der Fläche möglich sei, aber auch mit 100 kW zum langsamen Laden in der Nacht. Die Netzabdeckung soll dann 94 Prozent betragen, die Ladebedarfsabdeckung zwei Drittel.
Noch einige offene technische Fragen
Während die Pläne feststehen, sind aber laut Lahmann einige technische Anforderungen beim Lkw-Laden noch nicht geklärt. Etwa ob das Ladekabel an den Fahrzeugen von oben oder der Seite zugeführt werde, ob die CCS-Ladebuchse sich auf der rechten oder linken Seite der Fahrzeuge befinde, und wie Trailer, speziell etwa Kühlanhänger, in Zukunft geladen werden sollen.
„Es gibt Stand heute noch keine Ja-/Nein-Entscheidung für viele Themen“, sagte Lahmann bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Deswegen und weil es gleich um eine ganze Reihe von Standorten gehe, sei die anstehende Ausschreibung für die Stationen sehr voluminös. Bei der Planung sei zudem eine sogenannte User-Journey für E-Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer erstellt worden, um sicherzugehen, dass die Anforderungen erfüllt werden. Festzuhalten sei aber, dass der Startschuss jetzt erfolgen müssen.
Wichtiges Signal für das VEV-Hochlaufen der Hersteller
Denn das Signal zum Start des Ladenetzes sei auch wichtig für die Hochlaufzahlen der Hersteller, die für Skalierung der Produktion der batterieelektrischen Fahrzeuge die richtigen Rahmenbedingungen fordern, sagt Dr. Hendrik Haßheider, Leiter des Referats Klimafreundliche Nutzfahrzeuge und Infrastruktur beim BMDV. Dass das entsprechende Förderprogramm für klimaneutrale Nutzfahrzeuge nicht mehr zur Verfügung stehe, steht nicht mehr zur Debatte, laut Haßheider komme die CO2-Maut beim Thema Antriebswechsel mehr zum Tragen als jedes Förderprogramm. „Was wir als Bund beeinflussen können, ist, jetzt das initiale Netz auf den Flächen des Bundes entlang der Autobahnen aufzubauen.“