BVL-Indikator: Logistiker sind optimistisch

21. März 2017
Die Stimmung der deutschen Logistiker ist von Gelassenheit und Optimismus geprägt – sagt Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorstandvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Die Zahlen des Logistik-Indikators für das erste Quartal 2017 geben ihm recht: Das Klima-Niveau von 138,2 markiert den höchsten Stand seit dem Herbst 2011.
Das Ergebnis der jüngsten Erhebung im Februar: Die Logistiker aus Handel, Industrie und Dienstleistung sind sowohl hinsichtlich Klima, Lage als auch Erwartung deutlich positiver gestimmt als im Vorjahreszeitraum. Zwar stieg der Klimawert nur moderat um 1,7 Zähler, das Niveau von 138,2 markiert aber den höchsten Stand seit dem Herbst 2011, sagt Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW (Institut für Weltwirtschaft) an der Universität Kiel, das den Indikator im Auftrag der BVL erstellt. Die Lagebeurteilung hat demnach auf hohem Niveau leicht um 3,7 Punkte nachgegeben, was aber durch anziehende Erwartungen (plus 7,1 Punkte) mehr als wettgemacht wurde.
Beide Seiten - Industrie und Handel sowie Dienstleister – liegen laut Kooths aktuell mit ihren Beurteilungen zum Geschäftsklima fast gleichauf und um rund zehn Punkte über dem Indikatordurchschnitt der letzten zehn Jahre. Die weitere Klimaaufhellung der Logistikanwender in Industrie und Handel ist demnach im Wesentlichen auf eine günstigere Lageeinschätzung zurückzuführen (Anstieg um 7,2 Punkte). Die Lageverbesserung zeigt sich in einer leichten Verknappung der im Markt verfügbaren Logistikkapazität und ist begleitet von einer merklichen Verteuerung der Logistikkosten. Die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate blieben insgesamt fast unverändert, da eine nicht mehr ganz so starke Einschätzung der zukünftigen Logistikbedarfe im In- und Ausland von einer erhöhten Bereitschaft zum Ausbau der Sach- und Personalkapazitäten ausgeglichen wurde.
Der Klimawert für die Logistikdienstleister ist dem Indikator zufolge kaum verändert. Allerdings klaffen die Einschätzungen zur Entwicklung von Lage und Erwartungen auseinander. Im Vergleich zum Vorquartal habe sich die Lageeinschätzung zuletzt wieder um 14,6 Punkte verschlechtert, während die Erwartungen um 13 Punkte stiegen und damit die schlechten Erwartungen aus dem 4. Quartal 2016 egalisierten. „Zu der verschlechterten Lageeinschätzung haben eine geringere Kapazitätsauslastung und eine leicht verschlechterte, aber weiterhin als gut beurteilte Auftragslage beigetragen“, sagt Kooths. Laut dem Chef des Prognosezentrums wird auch die Entwicklung der Auftragseingänge – sowohl national als auch grenzüberschreitend – weiterhin positiv beurteilt. „Nicht nur konnten die Aussichten auf die Geschäfts- und Auftragsentwicklung ihre Vorquartalswerte merklich übertreffen, sondern auch die Bereitschaft zur Ausweitung der Sach- und Personalkapazitäten hat deutlich angezogen.“
Die obligatorische Zusatzfrage zum Logistik-Indikator drehte sich dieses Mal um das Thema digitale Geschäftsmodelle. Das Ergebnis: In mehr als 60 Prozent der Unternehmen setzt die Unternehmensleitung klare Entwicklungsziele, zudem verlangen auch die Kunden entsprechend innovative Lösungen. Während die Logistiker aus Industrie und Handel vorgaben, dass viele Ideen zu digitalen Geschäftsmodellen auf Impulse der Mitarbeiter zurückzuführen seien (mehr als 40 Prozent, im Vergleich Logistikdienstleister: weniger als 30 Prozent), lassen sich mehr Logistikdienstleister von sogenannten Digital Natives beraten als ihre Kollegen aus Industrie und Handel.