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Chemielogistik-Studie zur Transformation

21. Okt. 2024 Newsletter
Die Ergebnisse der Studie „Chemielogistik in Bewegung – Szenarien und Ausblick für Deutschland“ wurden bei Dachser Chem Logistics erstmals vorgestellt. Die Studie mit Handlungsempfehlungen für Unternehmen zur Transformation haben Prof. Dr. Christian Kille, Professor für Handelslogistik und Operations Management an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, und Dr. Andreas Backhaus, freier Dozent und Berater durchgeführt.
Dass die Situation der Chemieindustrie derzeit schwierig ist, zeigte sich im Vortrag von Johann-Peter Nickels, Geschäftsführer für die Bereiche Wirtschaft, Finanzen und Digitalisierung beim Verband der Chemischen Industrie (VCI). „Im Moment geht es uns schlecht“, sagte Nickels. Die deutsche Chemie sei seit elf Quartalen unterausgelastet. In der „extrem heterogenen Branche“ kann es laut Nickels daher zu weiteren Produktionsschließungen kommen.

Standort Deutschland unattraktiv

Der Grund für die schlechte Lage ist nach Angaben des VCI-Geschäftsführers nicht nur die weltwirtschaftliche Konjunkturschwäche. Der Standort Deutschland habe massiv an Attraktivität verloren. Aufwändige Bürokratie und langsame Genehmigungsverfahren sind einer VCI-Mitgliederumfrage zufolge die Hauptgründe für Störungen im Betriebsablauf. Dennoch ist er sich sicher: „Es gibt eine Zukunft für die chemische Industrie.“ Ein Weg könne sein, sich künftig stärker von den Mengen abzukoppeln. „Wir können Werte schaffen, indem wir die Leistung des Produkts stärker verkaufen“, sagte Nickels vor den rund 40 Teilnehmenden der Veranstaltung.
Prof. Dr. Christian Kille und Dr. Andreas Backhaus geben in ihrer Studie „Chemielogistik in Bewegung“ Handlungsempfehlungen für die deutsche Chemielogistik, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Eine der Herausforderungen ist laut Backhaus die globale Vernetzung: „Alle Veränderungen, die auf dem Globus stattfinden, treffen uns – egal, ob positiv oder negativ.“ Generell gelte: Transparenz und Zusammenarbeit sind Schlüsselfaktoren. „Die Denkweise, dass man alles alleine schaffen kann, muss raus“, sagte Kille.

Mehr Logistikstandorte im Osten

Ein Ergebnis der Studie betrifft die Lage von Chemielogistikstandorten. Während bisher die meisten Chemielogistikstandorte im Westen und Süden zu finden gewesen seien, werde sich der Schwerpunkt der Investitionen in die Mitte und nach Osten bewegen. Chemische Grundstoffe nehmen demnach mengenmäßig ab, während höherwertig verpackte Chemiegüter ein Wachstum erfahren. Zudem würden Produktionsstandorte tendenziell im Osten Europas entwickelt.
Chemieunternehmen, die vermehrt in Ländern wie den USA und China produzieren, aber auch Nearshoring mit neuen Produktionen in Osteuropa betreiben, passen demnach ihre Strategien an. Dadurch verliere die Nähe zu den Seehäfen im Westen (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) und Norden (Hamburg, Bremen, Wilhelmshaven) an Relevanz.

Das sind die Handlungsempfehlungen der Studie

Für die gegenwärtigen Entwicklungen wie die Standortverlagerung geben Kille und Backhaus Chemielogistikern folgende Handlungsempfehlungen:
  • In Personal investieren und Personal binden.
  • Innovationen vorantreiben und die Logistik modernisieren.
  • In Automatisierung und Digitalisierung investieren, damit die Chemiebranche resilienter und leistungsfähiger wird.
  • In der operativen Logistik müssen wegen der Veränderungen im Chemiemarkt die logistischen Netzwerke und Angebote neu bewertet und angepasst werden.
  • Auf dem Weg zur Klimaneutralität muss sich die Logistik auf restriktive Maßnahmen im Zuge der Energiewende vorbereiten und gegen Wettereinflüsse resistente Prozesse implementieren.
  • Die Lieferketten verändern sich: Der Trend zur Regionalisierung führt aufgrund des wachsenden Wettbewerbs zu geringeren Überseeexporten, die verbleibenden globalen Lieferketten müssen mit Kooperation, neuen Ansätzen und modernen Technologien robuster betrieben werden.