CMA CGM: Reeder kauft Gefco

11. Apr. 2022 Newsletter
Wieder investiert eine Reederei in einen Transportdienstleister. Die französische CMA CGM, drittgrößte Reederei der Welt, hat den europäischen Marktführer in der Automobillogistik, Gefco, gekauft. Hintergrund sind die Auswirkungen der Sanktionen im Rahmen des Ukrainekriegs. Die 100-prozentige Übernahme stärke die Position von CMA CGM als Global Player in Transport und Logistik, kommentierte CEO Rodolphe Saadé.
Mit Gefco werde die Tochtergesellschaft Ceva zum Weltmarktführer in der Automobillogistik. Hauptaktionär von Gefco war mit einer Beteiligung von 75 Prozent die Russische Staatsbahn RZD. Bereits in der vergangenen Woche hatte Gefco den Rückkauf der Anteile bekanntgegeben, da RCD stark von den Sanktionen betroffen war, die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verhängt worden waren.
Gefco-Kauf für 500 Millionen Euro stärkt Ceva
Der französischen Zeitung Les Echos zufolge, soll der Kaufpreis bei 450 bis 500 Millionen Euro liegen. Die Übernahme sei den Wettbewerbsbehörden zur Genehmigung vorgelegt worden, aufgrund der besonderen Sachlage habe die Europäische Kommission CMA CGM jedoch erlaubt, das Kapital von Gefco sofort zu erwerben. Die endgültige Genehmigung soll in den kommenden Monaten erteilt werden. Die Transaktion werde den Umbau von Gefco beschleunigen, so CMA CGM.
Automobilproduktionslinien aufrechterhalten
„Die CMA CGM-Gruppe möchte, dass Gefco weiterhin in einem sicheren rechtlichen Rahmen operiert“, betonte das Marseiller Unternehmen. Die enge Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Automobilbauer Stellantis solle fortgesetzt werden. Die Transaktion umfasst auch die 25 Prozent Anteile im Besitz von Stellantis, im Jahr 2012 besaß PSA Peugeot Citroën noch 100 Prozent. Mit der Übernahme von Gefco will Ceva Logistics seine weltweite Expansion fortsetzen und seine Position in den Schlüsselmärkten, insbesondere in Frankreich und im übrigen Europa, stärken. Gefco spiele eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der europäischen Automobilproduktionslinien.
Gemeinsam französisch wachsen
Gefco-CEO Luc Nadal betonte, er sei stolz, zu CMA CGM dazuzustoßen. Der Schritt ermögliche dem Unternehmen, seine Tätigkeit in einem stabilen Umfeld fortzusetzen und den eingeleiteten Wandel zu unterstützen. Die Verbindung zwischen zwei französischen Unternehmen biete zahlreiche Möglichkeiten für Innovation und nachhaltiges Wachstum. Gefco verfügt über ein Netzwerk in 47 Ländern und beschäftigt weltweit rund 11.500 Mitarbeiter, davon mehr als 2.500 in Frankreich. Der Logistikdienstleister mit einem Umsatz von 4,2 Milliarden Euro im Jahr 2021 hat auch Kunden in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Pharmazeutik, Energie und Einzelhandel.
Reeder auf Logistik-Einkaufstour
Wie unter anderem der dänische Großreeder Maersk, forciert auch CMA CGM seine Entwicklung im Logistikbereich. Nach der Übernahme der schweizerischen Ceva Logistics im Jahr 2019 hat der Konzern ein großes Hafenterminal in Los Angeles, den Großteil der amerikanischen Ingram Micro Commerce and Lifecycle Services (Ingram Micro CLS) oder Colis privé erworben. Dieses Wachstum war nicht zuletzt durch den enormen Gewinn in Höhe von 16,3 Milliarden Euro möglich geworden, der 2021 erzielt wurde.