CO2-Reduktion: Auch Kraftstoff-Alternativen berücksichtigen

05. März 2025 Newsletter
Bei CO2-Grenzwerten sollen künftig Kraftstoff-Alternativen berücksichtigt und mit mehr Anreizen verbunden werden. Das fordert der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). Der Verband sieht die Politik in der Pflicht und fordert von den Verhandlungsgruppen bestehend aus der Union und SPD, sich bei den aktuellen Koalitionsverhandlungen zu positionieren und diese Position auch in Brüssel aktiv zu vertreten.
Dr. Micha Lege mahnt einseitige Fokussierung an
Die EU-Gesetzgebung fokussiert sich nach Angaben von DSLV-Vizepräsident Dr. Micha Lege einseitig auf elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge (All-electric-Approach). Dies greife für eine zügige Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrssektors viel zu kurz. „Nicht der Verbrennungsmotor ist das Problem, sondern die Emissionen aus fossilen Kraftstoffen. Deshalb ist entscheidend, dass die eingesetzte Energie zur CO2-Reduktion beiträgt. Das trifft bei alternativen Kraftstoffen ebenso zu wie bei grün produziertem Strom für den Batteriebetrieb.“
Marktchancen erneuerbarer Energien
Lege ergänzt: „Wie immer die Marktchancen erneuerbarer Kraftstoffe eingeschätzt werden: Es besteht kein Grund, das mit der ausgereiften Lkw-Verbrennertechnologie und der bestehenden Tankinfrastruktur erreichbare CO2-Minderungspotenzial von den Grenzwertberechnungen auszuschließen.“ Die Speditions- und Logistikbranche könnte laut Lege viel zügiger zur Annäherung an die ambitionierten Klimaziele beitragen. Dafür braucht es verbindliche Investitionssignale. Eine noch in diesem Jahr vorgezogene Überprüfung der CO2-Flottenregulierungen müsse hierfür die Weichen stellen. Der alleinige Tank-to-Wheel-Ansatz im europäischen Recht bremse demnach schnelle CO2-Reduktionserfolge im Straßengüterverkehr.
Minderungspotentiale erneuerbarer Bio-Kraftstoffe
Bereits im September 2023 hatte sich der DSLV deshalb im Verbund mit mehr als 80 Verbänden und Unternehmen nachdrücklich für einen Carbon Correction Factor (CCF) in der europäischen CO2-Regulierung für Nutzfahrzeugflotten ausgesprochen. Mit diesem könnten die Minderungspotenziale erneuerbarer Bio-Kraftstoffe wie HVO 100 oder Bio-LNG angerechnet werden.
Das sind laut DSLV die Voraussetzungen für die Antriebswende
Noch längst sind die Voraussetzungen für die Antriebswende nicht geschaffen. In den meisten EU-Mitgliedstaaten hinkt der Netzausbau den Bedarfen hinterher, so der DSLV. Es fehlen die Ladeinfrastrukturen für schwere elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge. Lege warnt: „Angesichts des prognostizierten Güterverkehrswachstums auf Europas Straßen sind die Klimaziele ohne erneuerbare, alternative Kraftstoffe nicht fristgerecht zu erreichen. Im Mittelpunkt muss das Ergebnis – eine CO2-freie Supply Chain – und nicht eine einzelne Technologie stehen.“ Sobald die Ladeinfrastrukturen in den EU-Mitgliedstaaten stehen und mit preiswertem grünem Strom gespeist werden können, werden elektrisch angetriebene Lkw in ausgewählten Anwendungsfällen der Logistik wirtschaftlich eingesetzt werden können, betont Lege. Doch bis dahin sei es noch ein weiter Weg.
Lkw-Verbrenner dürfen kein Enddatum bekommen
„Wer den Lkw-Verbrenner schon jetzt mit einem Enddatum versieht, schadet dem Klimaschutz mehr, als dass er ihm nützt“, sagt Lege und weiter: „Nach wie vor kämpfen Speditionen mit hohen Kosten in einem schwierigen Marktumfeld und einer niedrigen Zahlungsbereitschaft bei Industrie und Handel für Klimaschutzanstrengungen ihrer Logistikdienstleister.“ Deshalb sei es wichtig, auch zusätzliche Anreize zur CO2-Vermeidung zu schaffen, beispielsweise über Energiesteuersenkungen und eine Anrechnung alternativer Kraftstoffe in der Lkw-Maut. „Was der Logistiksektor jetzt braucht, sind Impulse und keine Verbote. Deshalb kommt das Umdenken der Nutzfahrzeugindustrie zur richtigen Zeit. Hieran muss sich jetzt auch die neue Bundesregierung orientieren“, fordert Lege.
Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV)
Der DSLV repräsentiert durch 16 regionale Landesverbände die verkehrsträgerübergreifenden Interessen der 3.000 führenden deutschen Speditions- und Logistikbetriebe. Diese erwirtschaften mit insgesamt 600.000 Beschäftigten einen jährlichen Branchenumsatz von 131 Milliarden Euro. Stand Juli 2024 handelt es sich hierbei um die drittgrößten Branche Deutschlands.