Containerschiffe umgehen das Rote Meer

17. Apr. 2024 Newsletter / Transport & Verkehr
Der Konflikt mit den Huthi-Rebellen im Roten Meer hat längerfristige Folgen für die Containerschifffahrt und die Logistikbranche. Nach Angaben des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (ifw) war bereits im Dezember 2023, wenige Wochen nach den ersten Vorfällen, die im Roten Meer transportierte Menge an Containern um über die Hälfte gesunken. Als Folge seien Frachtkosten und die Transportzeit im Warenverkehr zwischen Fernost und Europa angestiegen.
Umweg über das Kap der Guten Hoffnung
Anstatt durch das Rote Meer fahren die Schiffe nun um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung, wobei der Umweg 7 bis 20 Tage in Anspruch nehme. „Die verlängerte Fahrzeit hat die Frachtraten deutlich erhöht. Der Transport eines 40-Fuß-Standardcontainers zwischen China und Nordeuropa kostet aktuell über 4.000 US-Dollar. Noch im November waren es rund 1.500 US-Dollar“, so das ifw.
Nach Angaben von Shippeo, Dienstleister für Echtzeit-Transporttransparenz, sind die Frachtraten pro Container teilweise um mehr als 300 Prozent gestiegen. Auch die Auslastung der Schiffe müsse neu geplant werden. Wegen des längeren Transportwegs können sie demnach nicht, wie ursprünglich geplant, an einem bestimmten Hafen neue Ware aufnehmen. Gegebenenfalls müssten sie Waren umladen, wobei wiederum Zeit und Zusatzkosten entstehen können. Zudem verschlechtert sich die CO2-Bilanz immens. Ein 40-Fuß-Container auf der Strecke Shanghai–Antwerpen verursache in der Regel zwei Tonnen CO2. Infolge des Umwegs erhöhe sich der Wert um 600 Kilogramm pro Container, so Shippeo. In Europa werden daher mehr CO2-Zertifikate benötigt. Das treibe die Transportkosten noch weiter in die Höhe.
Sicherheit der Seeleute im Blick
Das Hamburger Reedereiunternehmen Hapag-Lloyd leitet bereits seit Dezember keine Schiffe mehr über die Route durch den Suez-Kanal. „Die Sicherheit unserer Seeleute hat für uns oberste Priorität“, sagt ein Sprecher auf Anfrage der Fachzeitschrift trans aktuell. Je nach Route des Schiffes verlängere sich die Fahrzeit um eineinhalb bis drei Wochen. „Die Mehrkosten für uns liegen jeden Monat im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“, heißt es weiter. Ein Krisenstab der Hapag-Lloyd analysiere kontinuierlich die Lage und spreche darauf ausgerichtet Empfehlungen aus. Eine kurzfristige Lösung des Problems sei jedenfalls nicht zu erwarten und selbst wenn – Hapag-Lloyd habe inzwischen sein Servicenetz entsprechend angepasst, eine Rückkehr zum Normalzustand sei nicht so schnell umzusetzen. „Die Situation ist nach wie vor besorgniserregend“, so der Sprecher.
Werden Container knapp?
„Der Markt geht davon aus, dass insbesondere in Europa, das auf der Empfängerseite von Importcontainern aus dem Nahen Osten, Indien, Südostasien und China steht, die Containerknappheit zu einem Anstieg der Containerpreise und des Marktes führen wird“, so eine Analyse von Christian Roeloffs, Mitbegründer und CEO der Containerplattform Container xChange. Ein konsistenter Preistrend sei auch beim Anstieg der Frachtraten zu beobachten, vor allem auf den wichtigsten Ost-West-Korridoren. Betroffen seien etwa 1,4 bis 1,77 Millionen TEU an Kapazität, was fünf bis sechs Prozent der Gesamtkapazität des Marktes entspräche.
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