Corona-Pandemie: hohe Frachtpreise und Kapazitätsengpässe

08. Apr. 2021 Newsletter
Den Supply Chain-Experten des Bochumer Softwarehauses Setlog zufolge hat die Corona-Pandemie in den vergangenen zwölf Monaten Hersteller und Importeure von Konsumgütern stark belastet. Gründe seien hohe Frachtpreise, überlaufende Lager, Kapazitätsengpässen in der Seefracht und verspätet gelieferten Waren. Für die Bilanz wertete das Unternehmen von März 2020 bis März 2021 die Daten von rund 100 Marken aus, welche Setlogs SCM-Software OSCA nutzen.
Transportzeit um bis zu sieben Tage länger
Die Unternehmen kämpften demnach etwa im Transportbereich mit Problemen. Die Vorlaufszeit stieg je nach Branche im Schnitt um zehn bis vierzehn Tage. Die Transportzeit dauerte durchschnittlich fast sieben Tage länger, die Produkte waren fünf Tage zu spät im Lager. Die meisten Verspätungen wurden am Ende des Sommers und Anfang Herbst 2020 registriert – und dann wieder anlässlich des chinesischen Neujahrsfests im Februar 2021.
Wegen der Covid-19-Pandemie bestellten die analysierten Unternehmen im untersuchten Zeitraum auch rund ein Viertel weniger Waren – zum Teil waren es sogar mehr als 30 Prozent weniger. Für das laufende Jahr bestellten die Firmen im Schnitt noch einmal neun Prozent weniger. In der analysierten Zeitspanne sank Setlog zufolge die gelieferte Warenmenge um etwa ein Fünftel.
Keine Besserung bei Seefrachtkapazitäten
„Leider sind die erhofften Verbesserungen in puncto Seefrachtkapazitäten und zur Verfügung stehender Leercontainern in Asien nach Chinese New Year nicht eingetreten“, betont Setlog-Vorstand Ralf Düster. Zwar habe sich die Lage leicht verbessert, von einer Entspannung könne man aber nicht reden. In manchen asiatischen und europäischen Häfen seien Container weiter Mangelware.
Unpünktliche Schiffe
Zudem lasse die Pünktlichkeit der Schiffe immer mehr zu wünschen übrig, derzeit betragen laut Setlog die Verspätungen über alle Reedereien hinweg etwa sieben Tage. Um Waren ohne große Verspätung beispielsweise aus Asien zu den Nordseehäfen zu transportieren, verlangen demnach viele Reeder Zuschläge – etwa die Equipment Imbalance Surcharge wegen fehlender Leercontainer. „Wie stark die Seefrachtraten Verlader in der Pandemie belasten, zeigen einzelne Beispiele, die uns zu Ohren gekommen sind: Inklusive Zuschläge mussten Firmen zu bestimmten Zeiten auf stark gefragten Relationen bis zu 10.000 US-Dollar für einen 40-Fuß-Container bezahlen“, so SCM-Experte Düster.
Für manche Verlader könnte laut dem Softwareunternehmen auch die Havarie der „Ever Given“ im Sueskanal zur Belastung werden. Höhere Transportkosten und Lieferverzögerungen sind auch hier die Folgen. Düster geht davon aus, dass sich die Verspätungen bis weit in den Mai hinziehen werden – bis die Rundläufe wieder eingespielt sind. Die Transportkosten sinken auch langsamer, als die Verlader hoffen.