DEKRA Crashtest: Ladungssicherung im Transporter

21. Juli 2017
Ein Crashtest von DEKRA zeigt die dramatischen Folgen von ungesicherter Ladung bei einem Auffahrunfall. Trotzdem ist Ladungssicherung in vielen Betrieben ein Fremdwort.
Der Paragraf 22 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) lässt keinen Zweifel: Dort steht, dass Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen so zu verstauen und zu sichern sind, dass sie bei einer Vollbremsung oder Ausweichbewegungen nicht verrutschen, umfallen, hin und her rollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen. Die meisten Flottenbetreiber haben dies verinnerlicht, entsprechende Prozesse eingerichtet und schulen ihre Mitarbeiter. "Die großen Unternehmen, beispielsweise der Kurier- und Expressbranche, arbeiten längst an diesem Thema und unterstützen auch Subunternehmer", weiß Uwe Hagemann, Fachabteilungsleiter Unfallanalytik von DEKRA Bielefeld.
Ihm machen vielmehr kleine Handwerksbetriebe, Mittelständler oder Kleinstumzugsunternehmen Sorgen. Unternehmen, die nur ein, zwei Transporter im Fuhrpark haben. Und natürlich Privatleute, die einfach mal ein Sofa mit einem Lieferwagen nach Hause transportieren wollen. Sie würden ihre Fahrzeuge oft laienhaft beladen und die Ladung nicht sichern. Um vorzuführen, was mit ungesicherter Ladung passieren kann, zeigte DEKRA einen abschreckenden Crash. Die Unfallanalytiker simulierten einen Auffahrunfall, bei dem ein betagter, laienhaft beladener Transporter mit 58 km/h in ein Stauende kracht. "So etwas passiert immer wieder in innerörtlichen Situationen", sagt Hagemann. Dort seien Fahrer häufig abgelenkt, beispielsweise durch ihr Smartphone.
Der voll beladene Transporter vor dem Crashtest
Um sichtbar zu machen, welche Kräfte auf die Ladung wirken, entfernten die Dekra-Experten die seitliche Schiebetür des Transporters. In den Innenraum stapelten sie unter anderem eine Wasch-maschine, einen Drucker, Reifen sowie eine lange Eisenstange. Erwartungsgemäß war nach dem Crash nichts mehr an seinem Platz. Die Waschmaschine landete auf dem Beifahrersitz, die Reifen durchschlugen die Windschutzscheibe und flogen in hohem Bogen davon. Und die ungesicherte Eisenstange bohrte sich wie ein Geschoss in das an dem Stauende wartende Cabrio. Fahrer und Beifahrer dieses Transporters hätten diesen Unfall wohl nicht überlebt. Und der Lenker des Pkw hätte ebenfalls kaum Chancen gehabt.
Im Innenraum stapeln sich ein Drucker, eine Waschmaschine und jede Menge andere Krimskrams
Hagemann, der als Sachverständiger schon zu vielen Unfällen gerufen wurde, empfiehlt daher jedem Transporterfahrer, sich sachkundig zu machen. Jedem sollte klar sein, welche Kräfte in Kurven, beim Bremsen oder eben bei einem Unfall auf Fahrzeug und Ladung wirken. Dass Ladung nicht verrutscht, nur weil sie schwer ist, ist ein gefährlicher Trugschluss. Dekra hat das erkannt und bieten meist eintägige Seminare zur Ladungssicherung an. Dort wird auch gezeigt, welche Sicherungs- und Hilfsmittel es gibt. Zurrgurte und Ketten etwa, aber ebenso rutschfeste Matten und Staupolster.
Übrigens: Nicht nur der Fahrer ist dafür verantwortlich, dass Ladung vernünftig gesichert ist. Auch der Halter des Transporters sowie der Verlader sind in der Pflicht und müssen dies regelmäßig kontrollieren. Wer seine Ladung nicht sichert, muss mit Bußgeldern und Punkten rechnen, auch als Halter. Bei kleinen Unternehmen oder einer GmbH könnte sogar der Firmenchef persönlich herangezogen werden. Kommen Personen zu Schaden, handelt es sich um eine Straftat mit Geld- oder Freiheitsstrafe. Und auch die Versicherung dürfte sich in diesem Fall von ihrer Haftung verabschieden.