Creditreform Rating: Ausfallraten steigen
Die sogenannten Ausfallraten steigen besonders stark in der Verkehrs- und Logistikbranche. Das zeigt die „Default Study 2025“ von Creditreform Rating. Erwartet werde für 2025 der höchsten Stand seit der Finanzkrise. Dabei verzeichnete der Ratingspezialist bereits für das Jahr 2024 die höchste Ausfallrate deutscher Unternehmen seit mehr als einem Jahrzehnt. Wen es dabei besonders hart trifft und wie es nach der aktuellen Prognose weitergeht. Wie aus der aktuellen „Default Study 2025“ der Ratingagentur hervorgeht, stieg der Wert im vergangenen Jahr von 1,49 Prozent auf 1,78 Prozent – der höchste Stand seit 2013. Für 2025 erwartet Creditreform Rating sogar noch einen weiteren Anstieg auf 2,04 Prozent. Dieses Niveau wurde zuletzt während der globalen Finanzkrise 2008/09 erreicht.
Schwächephase der deutschen Wirtschaft setzt sich fort
Zentraler Faktor hinter dem Anstieg der Ausfallrate ist die weiterhin fragile gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland. Zwar prognostizieren die Ökonomen von Creditreform Rating für 2025 ein marginales Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts, die Schwächephase der deutschen Wirtschaft setzt sich jedoch weiter fort. „Ursächlich hierfür ist eine Kombination aus Investitionsschwäche, strukturellen Problemen in der Industrie sowie außenwirtschaftlichen Belastungen, etwa durch US-Zölle“, sagt Dr. Benjamin Mohr, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Rating. „Dies führt zu einer anhaltend hohen wirtschaftlichen Unsicherheit und zu einem Marktumfeld, welches immer mehr Unternehmen vor große Herausforderungen stellt.“
Das ist mit Ausfallrate bei Creditreform Rating gemeint
Die Begriffe „Insolvenz“ und „Ausfall“ überschneiden sich, wobei der Begriff „Ausfall“ breiter gefasst ist. Ein Ausfall kann bereits vorliegen, wenn ein Schuldner eine Zahlung verspätet oder gar nicht leistet – auch ohne, dass ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Ein Unternehmen gilt zudem als ausgefallen, wenn auf Basis von Creditreform-Informationen davon ausgegangen werden muss, dass es seinen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen kann. Diese bankübliche Ausfalldefinition umfasst somit mehr als die unternehmerischen Insolvenzen, die in den amtlichen Statistiken abgebildet werden, etwa beim Zahlungsverzug von mehr als 90 Tagen.
Diese Branchen sind besonders von der Krise betroffen
Ein Blick auf einzelne Wirtschaftszweige zeigt deutliche Unterschiede bei den Ausfallraten: Am stärksten betroffen sind Verkehr und Logistik (3,37 Prozent), das Baugewerbe (2,30 Prozent) sowie konsumnahe Dienstleistungen (1,94 Prozent). Gegenüber den Vor-Pandemie-Werten von 2019 sind jedoch in fast allen Sektoren die Ausfallquoten gestiegen. „Im Vergleich zwischen den Wirtschaftszweigen können wir eine wachsende Spreizung der Risiken beobachten. So hat sich die Risikospanne zwischen den am besten (Grundstoffe) und am schlechtesten (Verkehr und Logistik) performenden Wirtschaftszweigen weiter vergrößert. Dies reflektiert die unterschiedlichen Betroffenheiten durch konjunkturelle Schwäche, Kostenbelastungen und branchenspezifische Transformationsprozesse“, erklärt Mohr.
Ausfallraten unterscheiden sich je nach Bundesland
Unter den Bundesländern weist Berlin mit 2,94 Prozent die höchste Ausfallrate auf, gefolgt von Bremen (2,25 Prozent) und Hamburg (2,11 Prozent). Am unteren Ende der Skala liegt Thüringen mit lediglich 1,20 Prozent. Wichtig zu wissen: Die Analyse der Ausfallraten umfasst 2,41 Millionen wirtschaftsaktive Unternehmen, was laut Creditreform Rating einer Totalerhebung der deutschen Wirtschaft entspricht. Die Ergebnisse seien somit empirische Ausfallraten und keine Schätzungen.
Digitalisierung und Dekarbonisierung als Herausforderung
Für das Jahr 2025 zeichnet sich bisher keine Trendwende ab. Vielmehr erwartet Creditreform Rating einen weiteren Anstieg der Ausfallraten auf 2,04 Prozent – ein Niveau, das zuletzt während der globalen Finanzkrise erreicht wurde. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen, die nicht ohne Reibungsverluste verlaufen wird. Die Kombination aus konjunktureller Stagnation, geopolitischen Spannungen und strukturellem Transformationsdruck – etwa im Zuge der Digitalisierung und Dekarbonisierung – stellt viele Unternehmen dabei vor enorme Herausforderungen“, sagt Mohr.