Dachser setzt auf 32-Meter-Lkw

17. Jan. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Der Kemptener Logistikdienstleister Dachser setzt in Spanien zwei Mega-Lang-Lkw-Kombinationen mit 32 Meter Länge ein. Die Gesamtgewichte liegen bei bis zu 70 Tonnen. Eine Zugmaschine mit zwei Aufliegern dahinter gibt es in Deutschland nicht. Der Regelbetrieb mit Lang-Lkw sieht keine Variante mit knapp 32 Meter Länge vor. Hierzulande ist bei 25 Metern Schluss. In Spanien aber sind solche Kombinationen – der Trailerhersteller Schmitz Cargobull bewirbt sie als EcoDuo – per Sondergenehmigung unterwegs auf den Straßen.
Weitere extralange Lkw sollen bei Dachser hinzukommen
Einer der Anwender ist der Logistikdienstleister Dachser, der zwei dieser XXL-Laster für seine Stückgutverkehre einsetzt. Wie das Unternehmen aus Kempten mitteilt, sind sie seit November im täglichen Linienverkehr zwischen Madrid und Barcelona unterwegs. „Planmäßig sollen 2022 noch weitere Einheiten dazu kommen“, teilt das Unternehmen gegenüber dem Fachportal eurotransport.de mit. Für den Betrieb ist demnach eine streckengebundene Sondererlaubnis der spanischen Straßenverkehrsbehörde DGT notwendig. Es handele sich um einen Testbetrieb, für den sich jeweils ein Logistikdienstleister, ein Forschungsinstitut und ein Verlader gemeinsam engagieren, heißt es. Ein Enddatum für den Versuch sei nicht festgesetzt.
Dachser lobt, dass bei diesem Mega-Lang-Lkw Effizienz und Klimaschutz Hand in Hand gingen. Mit einer Zugmaschine transportiert das Unternehmen per Doppelstockbeladung bis zu 134 Paletten. Erlaubt wäre bei der Kombination in Spanien ein Gesamtgewicht von maximal 70 Tonnen, was rund 44 Tonnen Nutzlast bedeuten. „Aufgrund der transportierten Ware im spanischen Stückgutnetz ist allerdings Volumen der limitierende Faktor, das Gewicht wird nicht ausgereizt“, teilt Dachser mit.
Das Zugfahrzeug auf dem Foto wäre hierzulande mit Blick auf den Klimaschutz nicht mehr ganz so zeitgemäß – handelt es sich doch um einen Iveco Eurostar. Den Stralis-Vorgänger baute Iveco bis 2002, zuletzt mit Euro-3-Motoren. Dachser betreibt das Fahrzeug aber nicht im Eigenfuhrpark, sondern nutzt auf dieser Relation einen Transportdienstleister. Neben den zwei EcoDuo-Kombinationen sind auf dieser Strecke für Dachser Iberia täglich sieben herkömmliche Lkw unterwegs.
Dachser: „Fahrer kommen im Handling sehr gut zurecht“
Um die Fahrzeuge erfolgreich zu betreiben, braucht es nicht nur fahrerisches Können, sondern auch die nötigen Rangierflächen bei den Logistikzentren. „Die Fahrer kommen mit der Kombination im Handling sehr gut zurecht, das Feedback ist positiv“, teilt Dachser mit. Der Betrieb sei nur und ausschließlich auf von der DGT freigegebenen Strecken erlaubt, die entsprechend geprüft sind, Abweichungen in der Verkehrsführung seien nicht zugelassen. Die spanischen Dachser-Niederlassungen in Madrid und Barcelona seien groß und entsprechend großzügig dimensioniert, also unproblematisch in Sachen Zufahrt und Rangierflächen.
Seit rund zwei Jahren wirbt der Trailerhersteller Schmitz Cargobull auch für einen Einsatz der 32 Meter langen Kombinationen in Deutschland und weist dabei auf positive Effekte mit Blick aufs Klima hin. Auch könnte der Einsatz eine Antwort auf den Fahrermangel sein, wenn sich der Engpass weiter verschärft. Die Stückgutkooperation IDS hatte bei einem trans aktuell-Symposium 2020 ein solches Fahrzeug für Anschauungszwecke an ihrem Zentralhub in Neuenstein stehen. Sie könnte das Fahrzeug nach eigenen Angaben selbst bei der in Deutschland geltenden Tonnage-Beschränkung von 40 Tonnen erfolgreich für Sammelgut-Verkehre einsetzen.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) unterstützt den Vorstoß von Schmitz Cargobull für den Einsatz dieser Fahrzeuge. Er kann sich einen Betrieb etwa auf der A5 und der A7 vorstellen. „Es leuchtet mir nicht ein, dieses Potenzial einfach links liegen zu lassen“, sagte BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt bereits vor mehreren Monaten gegenüber dem Fachportal eurotransport.de.