Daimler Truck: Lkw-Rekordversuch im Rückwärtsfahren
Ein eActros 600 samt Auflieger soll ununterbrochen mehr als 100 km weit rückwärtsfahren. Dieser Rekordversuch des Lkw-Konzerns Daimler Truck startet Anfang Juni.
Der aktuelle Rekord im Rückwärtsfahren mit Lkw liegt bei 89 Kilometer, aufgestellt von einem Diesel-Lkw in den USA im Jahr 2020. 2008 lag der Rekord allerdings noch in deutscher Hand. Marco Hellgrewe (50) aus Werneuchen bei Berlin, Offizier bei der Bundeswehr und Lkw-Enthusiast, schaffte es damals 64 Kilometer weit. Nun will er sich die Lorbeeren zusammen mit Mercedes-Benz Trucks zurückerkämpfen.
Die Eckdaten: Auf der Rennstrecke in Oschersleben startet Hellgrewe am 4. Juni mit einem eActros 600 samt Auflieger (nicht ganz ausgeladen auf Grund der Rennstrecken-Statuten), um „mehr als 100 Kilometer“ rückwärtszufahren. Dabei darf er keine Pause machen, die Räder müssen kontinuierlich rollen, so die Vorgabe des Guinness World Records-Komitees. Rollen dürfen die Räder laut Daimler mit bis zu 40 km/h. Die Rekordpartner gehen aber größtenteils von einer Geschwindigkeit zwischen 10 und 20 km/h aus. So schnell kann ein eActros 600 nämlich rückwärtsfahren, bevor er serienmäßig abgeriegelt wird. Technisch wäre allerdings vorwärts wie rückwärts die gleiche Höchstgeschwindigkeit drin. Der Rundkurs ist laut Daimler mit seinen für Pkw ausgelegten 14 engen Kurven höchst anspruchsvoll – bietet aber dennoch weniger unkalkulierbare Risiken für einen Stopp und damit für einen Abbruch als öffentliche Straßen
Zieleinlauf über öffentliche Straßen
Für den Zieleinlauf wechselt Hellgrewe nach einer Erholungspause dann aber tatsächlich auf öffentliche Straßen – unter Polizeigeleit. Rund 30 Kilometer weit geht es dazu – natürlich auch rückwärts – zum Global Parts Center von Daimler Truck in Halberstadt, das am 10. Juli offiziell eröffnet wird und dann stufenweise die weltweite Ersatzteilversorgung von Mercedes-Benz Trucks übernehmen soll.
Die Initiative für den Rekordversuch ging letztlich von Marco Hellgrewe aus. „Als leidenschaftlicher Lkw-Fahrer ist es mir eine Ehre zu versuchen, diesen Rekord neu aufzustellen. Seit meiner ersten Rekordfahrt hat sich technologisch viel getan – und bisher hat noch niemand weltweit diesen Rekord mit einem Elektro-Lkw geholt. Der eActros 600 steht für die Zukunft der Elektromobilität im Fernverkehr und zeigt, wie Hersteller erfolgreich neue Wege gehen. Es ist eine große Herausforderung, so viele Stunden rückwärtszufahren, aber die bisherigen Testfahrten liefen sehr gut. Es macht viel Spaß und ist sehr angenehm, mit dem eActros 600 unterwegs zu sein. Ich möchte Mercedes-Benz Trucks bereits an dieser Stelle herzlich für die Unterstützung danken.“
Rekordvorhaben nicht ohne Appell
Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Mercedes-Benz Trucks Product Engineering ergänzt: „Wir freuen uns sehr, dass Marco Hellgrewe als erstes an Mercedes-Benz Trucks und unseren eActros 600 für seinen neuen Rekordversuch gedacht hat. Seine Idee, die Rückwärtsfahrt nun vollelektrisch durchzuführen, zeugt von einem Pioniergeist, mit dem wir uns als Treiber der Transformation identifizieren können. Gleichzeitig bietet uns die Aktion die Möglichkeit, wichtigen Zukunftsthemen einen neuen Push in der Öffentlichkeit zu geben.“ Der eActros 600 stehe wie kein E-Lkw mit Stern vor ihm dafür, dass die richtigen elektrischen Fahrzeuge da seien. „Doch es braucht mehr Momentum, um weitere Kaufanreize für unsere Kunden zu schaffen und den Aufbau der Lade-Infrastruktur voranzutreiben. In Sachen Verkehrssicherheit sind wir als Hersteller mit unseren Assistenzsystemen seit jeher einer der Vorreiter. Unser eActros 600 übererfüllt sogar teilweise gesetzliche Vorgaben. Zusätzlich muss auch das Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmer geschärft werden. Das Bild von Berufskraftfahrern in der Öffentlichkeit liegt uns am Herzen, denn wir bauen unsere Fahrzeuge für sie. Gerade angesichts des zunehmenden Fahrermangels ist es unerlässlich, dass sie für ihre Leistung für die Gesellschaft auch die angemessene Würdigung erfahren. Rückwärtszufahren ist ein zentraler Bestandteil ihres Arbeitsalltags und was die Fahrer hierbei leisten, ist oftmals geradezu eine Kunst.“
PROFI und Blicki mit an Bord
Mit dem Rekordversuch bietet Mercedes-Benz Trucks auch den beiden gemeinnützigen Vereinen Blicki und PROFI – Pro Fahrer-Image eine Bühne und unterstützt beide neben der Logo-Platzierung auf dem Rekordtruck auch finanziell.
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorsitzender des Vorstands PROFI – Pro Fahrer-Image e.V., freut sich über die Zusammenarbeit: „Wir unterstützen dieses Vorhaben sehr gerne, weil es das Bewusstsein für die wichtige Rolle von Berufskraftfahrern in unserer Gesellschaft stärkt. Der Rekordversuch bietet eine hervorragende Plattform, um die Wertschätzung für diesen Beruf zu erhöhen. Zudem zeigt die Aktion, wie innovative Technologien einen positiven Beitrag für die Zukunft des Transports leisten können.“ Sein PROFI-Vorstandskollege Oliver Trost, Geschäftsführer des ETM Verlags in Stuttgart, pflichtet ihm bei: „Wir sind immer auf der Suche nach positiven Geschichten aus unserer Branche, auch um junge Leute für den Lkw-Fahrerberuf zu begeistern. So ein Weltrekordversuche hat natürlich eine enorme Strahlkraft und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Rückwärtsfahren wirklich nicht ohne ist. Eine richtig tolle Aktion! Wir drücken Marco Hellgrewe fest die Daumen!“
Auch Dirk Hendler, Geschäftsführer Blicki e.V. ist froh über das gemeinsame Vorhaben: „Dieses Projekt ist eine großartige Gelegenheit, um Kinder und Familien für Verkehrssicherheit zu sensibilisieren. Wir freuen uns, Teil davon zu sein und unsere Botschaft auf diesem Wege verbreiten zu können. Mit unseren bundesweiten Workshops unter der Schirmherrschaft des Bundesverkehrsministers haben wir bereits über 80.000 Grundschulkinder fit gemacht für den Umgang mit großen Fahrzeugen.“