Daimler Trucks lässt den Actros bezahlen

08. Aug. 2019
Daimler Trucks hat in einem Pilotprojekt ein Lkw-System mit neu entwickelter Truck-ID und einer Truck Wallet automatisch an einer Elektro-Ladesäule bezahlen lassen. Mit der Truck-ID als eine Art digitalem Personalausweis kann die Software des neuen Mercedes Actros mit anderen Maschinen kommunizieren und Vorgänge "signieren". So hat Daimler Trucks dessen Systeme im Zuge eines Pilotprojekts gemeinsam mit der Commerzbank und ihrer Forschungs- und Entwicklungseinheit main incubator automatisch an einer Elektro-Ladesäule bezahlen lassen. Nötig ist dafür neben der Truck-ID auch die Truck Wallet, die als Plattformtechnologie und Benutzerprogramm für alle Truck ID-Anwendungen fungiert. Ein echter Lkw dagegen musste für die Erprobung nicht aufgebaut werden.
Truck-ID und Truck Wallet sind laut Daimler Trucks in einem kryptographischen Prozessor verschlüsselt hinterlegt. Der Prozessor wiederum ist Teil des Truck Data Center, dem zentralen Telematik-Steuergerät des neuen Actros. Dies empfängt und verwertet Daten von allen im Lkw befindlichen Sensoren und Kameras, außerdem verfügt es über Positionsbestimmung per GPS. Das Steuergerät ist die Schnittstelle für sämtliche Vernetzungsdienste. Laut Daimler kommuniziert es via Bluetooth oder 4G mit der Infrastruktur, mit anderen Fahrzeugen und weiteren am Logistikprozess beteiligten Instanzen.
Grundlage für selbstständige Interaktionen
"Mit Truck-ID und Truck Wallet haben wir die Grundlage für selbständige Interaktionen zwischen Lkw und anderen Maschinen geschaffen – ein technologischer Meilenstein", erklärt Dr. Helge Königs, Projektleiter Truck Wallet bei Daimler Trucks. "Unser Ziel ist, Lkw zukünftig in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen zu eigenständigen Akteuren zu machen." Fahrer könnten sich dadurch stärker auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren, Transportunternehmen profitierten von einer Reduktion des Administrationsaufwands.
In der Zukunft könnte mit diesem System die Abwicklung der Maut direkt über den Lkw laufen. Außerdem könnte der Truck Frachtpapiere digital mit sich führen und diese selbstständig am Zielort signieren und der Software des Kunden eine Bestätigung über den Wareneingang senden. Auch die Abwicklung von Mietverträgen direkt über den Lkw wäre denkbar.
Digitale Zahlung schon heute machbar
Die Truck Wallet kann laut Daimler auf digitale Weise neben Geld auch beispielsweise Tankkarten beinhalten. Die Informationen hierzu werden direkt in der Truck Wallet gespeichert und von dort aus auf eine andere Maschine per WLAN übertragen. Die Truck-ID wiederum signiert alle Vorgänge der Truck Wallet und belegt damit, dass die Transaktionen tatsächlich mit dem entsprechenden Lkw durchgeführt wurden. In Kombination mit Telematikdaten – wie dem Standort des Lkw – soll dieses System sehr sicher sein.
Beim Bezahlvorgang geht reales Geld in digitaler Form und gekennzeichnet durch die Truck-ID an den Zahlungsempfänger über. Der Empfänger kann dieses E-Geld dann bei der Commerzbank als Überweisung auf sein Konto einfordern. Die Transaktion wird laut Daimler Trucks per Corda über das Internet validiert und gespeichert. So soll der Lkw-Besitzer nachvollziehen können, wenn eines seiner Fahrzeuge bezahlt hat. Diese Art der Bezahlung ist schon heute rechtlich machbar, da das System alle nötigen Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erfüllt.