Deutsche Bahn kehrt in schwarze Zahlen zurück

23. März 2017
Die Deutsche Bahn ist im vergangenen Jahr wieder in Fahrt gekommen und hat die roten Zahlen hinter sich gelassen. „Aus dem Jahresverlust von minus 1,3 Milliarden Euro ist ein Gewinn von gut 700 Millionen geworden“, erklärte der neue Vorstandschef Dr. Richard Lutz bei der Bilanzvorlage des Konzerns am Donnerstag in Berlin.
Der Umsatz stagnierte bei 40,6 Milliarden Euro, das operative Ergebnis stieg um 10,6 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro – ein Wert, der auch deutlich über Plan liege. Die positive Entwicklung habe sich 2017 fortgesetzt, erklärte Lutz.
Der 52-Jährige hatte am Tag zuvor vom Bahn-Aufsichtsrat das Mandat erhalten, den Konzern bis März 2022 in die Zukunft zu führen. „Der Job als Chef der Deutschen Bahn ist für mich kein Job wie jeder andere, sondern eine Herzensangelegenheit und große Ehre zugleich“, betonte der neue Vorstandsvorsitzende, der aus einer Eisenbahnerfamilie aus der Pfalz stammt und seine Karriere bei dem Konzern vor 22 Jahren begonnen hatte.
Lutz folgt auf Dr. Rüdiger Grube, der die Bahn aus Ärger in Zusammenhang mit seiner Vertragsverlängerung verlassen hatte. Dem Nachfolger zur Seite stehen Berthold Huber für den Personenverkehr und Ronald Pofalla für die Infrastruktur, die ebenfalls Fünf-Jahres-Verträge unterzeichnet haben. Zusätzlich sollen Vorstandsmitglieder für die Ressorts Digitalisierung und Technik sowie Güterverkehr und Logistik an Bord kommen, noch sind die Posten aber nicht besetzt.
Erneut steuerte die Logistiksparte – namentlich DB Schenker – mit 15,1 Milliarden Euro den Löwenanteil zum Umsatz bei. Zugrunde liegt ein Minus von 2,1 Prozent. Das Ergebnis des Logistikdienstleisters stieg um 3,8 Prozent auf 410 Millionen Euro. Alle Schenker-Divisionen steigerten ihre Performance: Die Luftfracht wickelte 1,2 Millionen Sendungen ab (plus 4,5 Prozent), die Seefracht zwei Millionen 20-Fuß-Container (plus 3,3 Prozent) und der Landverkehr beförderte 99,6 Millionen Sendungen (plus 0,3 Prozent). Die Kontraktlogistik erweiterte ihre Fläche auf acht Millionen Quadratmeter (plus 3,9 Prozent) und steigerte ihren Umsatz auf 2,5 Milliarden Euro (plus sieben Prozent).
Besondere Logistik-Projekte für die Bahn sind nach Angaben ihres Vorstandschefs eine Innovationspartnerschaft mit dem IT-Anbieter Cisco mit dem gemeinsamen Anspruch, ein digitales Logistikzentrum der Zukunft zu errichten. Große Erwartungen knüpft Lutz auch an die neue Kooperation mit der US-Frachtenbörse U-Ship, die den europäischen Landverkehr von DB Schenker auf ein neues Fundament stellen und Transporteure und Frachtgut zusammenführen soll.
Sorgenkind bleibt der in der Sparte DB Cargo gebündelte Schienengüterverkehr. Das Ergebnis war mit minus 81 Millionen Euro erneut rot gefärbt, der negative Trend sowohl bei der Verkehrsleistung als auch bei der Gütermenge setzte sich fort. Vorstandsmitglied Huber zeigte sich jedoch zuversichtlich, die Trendwende zu erreichen und hält an den Zielen fest, mit der Güterbahn ab 2018 jährlich um ein Prozent stärker zu wachsen als der Markt und ab 2020 eine Rendite von fünf Prozent zu erwirtschaften. Das Minus erkläre sich vor allem durch zur Rückgänge in England und Frankreich. „In Deutschland hatten wir nur einen sehr leichten Abschwung, sodass wir die Voraussetzungen haben, den in der Planung beschriebenen Weg auch tatsächlich zu gehen“, sagte Huber.
Er sei froh, dass es mit Blick auf die geplante Restrukturierung bei DB Cargo nach langen Verhandlungen nun einen Interessensausgleich mit der Arbeitnehmerseite gebe. „Dadurch können wir die Produktionsstruktur des Güterverkehrs so umstellen, dass wir die Qualität im Schienengüterverkehr deutlich verbessern.“ Über die dazu erforderlichen Maßnahmen tausche sich die Bahn mit anderen Akteuren bei einem Runden Tisch Schienengüterverkehr unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums aus.
In dem Zusammenhang spiele vor allem die Innovationskraft der Sparte eine wichtige Rolle. „Wenn man sieht, wie schnell der Fortschritt auf der Straße voranschreitet, muss der Schienengüterverkehr Sorge tragen, dass er damit Schritt hält“, betonte Huber. Als Beispiel nannte er eine weitere Automatisierung bei der Zugbildung im Einzelwagenverkehr.