30 Jahre DEKRA e.V. Dresden
Die international führende Expertenorganisation DEKRA feiert in diesen Tagen eine 30 Jahre lange, gesamtdeutsche Erfolgsgeschichte. Zum 1. Juli 1990 wurde der heutige DEKRA e.V. Dresden von der ersten frei gewählten DDR-Regierung beauftragt, eine Technische Prüfstelle für Ostdeutschland aufzubauen. Im Oktober desselben Jahres begann die Prüfung von Fahrzeugen in Kombination mit der großen Umkennzeichnungs-Aktion. „Der Aufbau des Prüfstellen-Netzes in Ostdeutschland innerhalb weniger Monate war ein beispielloser Kraftakt“, erinnert sich Clemens Klinke, Vorstandsvorsitzender des DEKRA e.V. Dresden und Mitglied des Vorstands DEKRA SE, der damals selbst viel Aufbauarbeit vor Ort geleistet hat. „30 Jahre danach können wir stolz darauf sein, was wir erreicht haben – für die Sicherheit der Menschen.“
Die Bilder aus dem Herbst 1990 sind für viele noch präsent: In den damaligen Bezirkshauptstädten und zehn weiteren wichtigen Städten im „neuen Osten“ Deutschlands werden große Zelte aufgebaut, jeweils mitten im Zentrum der Stadt. Unter dem schlichten Zeltdach verbirgt sich Hightech pur – die modernste damals in Europa verfügbare Kfz-Prüftechnik. Als mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober die fünf neuen Bundesländer entstehen, ist die periodische Fahrzeugüberwachung schon eingeführt: Zwei Tage vorher, am 1. Oktober 1990, ist die Prüfpflicht für Kraftfahrzeuge in der Noch-DDR in Kraft getreten. Schon gut ein Jahr später, Ende Oktober 1991, vergibt DEKRA die einmillionste Prüfplakette in Ostdeutschland.
Aufbau innerhalb weniger Monate
Diesen Prüfbetrieb überhaupt zu ermöglichen, war für das Unternehmen eine gewaltige Anstrengung. Zwischen dem 1. Juli und dem 1. Oktober 1990 musste ein flächendeckendes Netz an Niederlassungen und Prüfstellen aufgebaut werden. Innerhalb kürzester Zeit wurden über 2.000 Mitarbeiter ausgebildet, rund 50 Millionen Mark wurden innerhalb weniger Monate investiert. Und der Kraftakt hat sich gelohnt, bilanziert Clemens Klinke. Nicht umsonst ist DEKRA bis heute mit großem Abstand Marktführer in Sachen Fahrzeugprüfung in den ostdeutschen Ländern – wie übrigens auch in Deutschland insgesamt sowie weltweit.
„In dieser Anfangszeit im Osten Deutschlands haben sich eine Reihe von Kollegen aus Ost und West bleibende Verdienste für unser Unternehmen erworben – mit unglaublichem Einsatz und einem einzigartigen Teamgeist. Ich bin sicher: Ohne diese Zusammenarbeit von damals stünde DEKRA nicht da, wo wir heute stehen“, sagt Clemens Klinke.
Er selbst, damals Fachabteilungsleiter in der DEKRA Niederlassung Göttingen, war Anfang der 1990er Jahre im Rahmen einer West-Ost-Patenschaft wesentlich am Aufbau der Niederlassungen in Chemnitz und Zwickau beteiligt. „Wir halfen dabei, neue Mitarbeiter auszuwählen und einzustellen. Außerdem ging es darum, Kunden zu akquirieren und Räumlichkeiten für die Niederlassungen zu finden – vor allem mit der nötigen Versorgung in Sachen Telefonleitungen, was nicht immer einfach war. Am wichtigsten aber war, die Kollegen in den ostdeutschen Niederlassungen bei der Ausbildung der Mitarbeiter zu unterstützen.“
Kein Neuanfang, sondern eine Rückkehr
DEKRA rekrutierte fast nur ostdeutsche Mitarbeiter und Führungskräfte, darunter erfahrene Spezialisten aus dem früheren Kraftfahrzeugtechnischen Amt (KTA). Hinzu kamen Ingenieure mit kraftfahrzeugtechnischem, landtechnischem oder militärtechnischem Hintergrund. Mit dieser personellen Ausrichtung setzte DEKRA als West-Unternehmen ein wichtiges Zeichen. Wobei diese Bezeichnung für Klinke ohnehin unscharf ist: „DEKRA konnte sich schon 1990 als gesamtdeutsches Unternehmen verstehen. Der Einstieg in den neuen Bundesländern war im Grunde nichts anderes als eine Rückkehr.“
Am 30. Juni 1925 war der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungsverein e.V. beim Amtsgericht Berlin-Mitte ins Vereinsregister eingetragen worden. Wenige Jahre später war die Organisation beinahe flächendeckend vertreten, auch auf dem Gebiet der heutigen ostdeutschen Bundesländer. So verzeichnet die „DEKRA Zeitschrift“ schon im September 1929 Überwachungsstellen unter anderem in Berlin, Rostock, Magdeburg, Frankfurt/Oder, Cottbus, Erfurt, Rudolstadt, Gera, Jena, Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Plauen und Görlitz. Heute, 30 Jahre nach Wiederbeginn, prüfen die amtlich anerkannten Sachverständigen und Prüfingenieure von DEKRA jährlich rund drei Millionen Fahrzeuge in den ostdeutschen Ländern inklusive Berlin.
„Unser Unternehmen und DEKRA sind von Anfang an gemeinsam gewachsen“, sagt Manfred Eggert, dessen Autohausgruppe heute an sieben Standorten auf Rügen, in Stralsund und Greifswald sechs Marken vertritt und mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt. „Auch wir haben 1990 angefangen und arbeiten seit der ersten Minute vertrauensvoll mit den DEKRA Experten zusammen. Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe, das wir sehr schätzen – auch über das reine Prüfgeschäft hinaus. Gerade, wenn Neuerungen in den Vorschriften für Prüfstützpunkte anstanden, waren unsere Mitarbeiter und wir als Geschäftsleitung mit DEKRA immer gut beraten. Und wir sind es bis heute.“
„Wir setzen inzwischen seit fast 30 Jahren auf die Expertise und den Service von DEKRA“, erklärt Dietmar Hauptmann, Speditionsleiter bei der Hanitzsch GmbH & Co. KG in Dresden. „Sowohl bei den Fahrzeugprüfungen als auch beim Thema Schadengutachten erleben wir Zuverlässigkeit, fachkundige Beratung und eine konstruktive, partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die DEKRA Experten sind kompetent, flexibel und servicestark“, so der Logistik-Fachmann. „Auch wenn es um aktuelle Informationen zu für die Branche wichtigen Neuerungen geht, ist DEKRA immer eine verlässliche Adresse – sei es zu Fragen der Fahrerqualifikation, Prüfvorgaben oder anderen Themen.“ Das Dresdener Traditionsunternehmen Hanitzsch, das in diesem Jahr selbst sein 100-jähriges Bestehen feiert, ist seit 1991 Mitglied im DEKRA e.V.
Auch im Bereich der Gutachten für die Typgenehmigung neuer Fahrzeugtypen ist DEKRA seit drei Jahrzehnten verlässlicher Partner von vielen Fahrzeug- und Aufbautenherstellern in der Region.
„Seit nunmehr fast 29 Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen DEKRA und uns“, erklärt Hans-Jürgen Schwarz, CEO der Firma Ambulanz Mobile aus Schönebeck in Sachsen-Anhalt. „Ende 1991 haben wir mit knapp 20 Fahrzeugabnahmen im Jahr begonnen. Diese kontinuierliche Entwicklung wurde von den stets korrekten und sachverständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von DEKRA unterstützt, so dass die jährlichen Abnahmezahlen mittlerweile bei über 1600 Stück liegen.“ Neben der DEKRA Niederlassung Magdeburg würdigt Schwarz auch das DEKRA Technology Center in Klettwitz. „Mittlerweile ist Ambulanz Mobile führend im Bereich von dynamischen Prüfungen nicht nur nach gültigen europäischen Normen, sondern gemeinsam mit DEKRA haben wir technische Maßstäbe gesetzt. Die Prüfungen unserer Spezialeinrichtungen liegen deutlich über der gültigen Norm. Gerade diese Prüfungen mit erfolgreichem Abschluss haben dazu geführt, dass unsere Fahrzeuge auf den Straßen Europas, aber auch in weiteren Ländern dieser Welt zu den absolut sichersten gehören.“
Viele Millionen Führerscheinprüfungen seit 1990
Zu den Aufgaben von DEKRA als Technische Prüfstelle in den ostdeutschen Bundesländern gehört auch die Abnahme der theoretischen und praktischen Fahrerlaubnisprüfungen. Steffen Erdmann, heute Inhaber eines der ersten privaten Fahrschulbetriebe in Erfurt, sagt: „Seit unserer Gründung vor über 30 Jahren bis heute haben wir DEKRA als zuverlässigen Partner kennen und schätzen gelernt.“ Besonders positiv vermerkt er das breite Dienstleistungs-Angebot. „Die Ingenieure von DEKRA haben auch die fachliche und hoheitliche Kompetenz im technischen Bereich. Zum Beispiel benötigen die Fahrschulfahrzeuge eine zweite Bedienungsanlage für Bremse, Kupplung und Gaspedal. Auch hier vertrauen wir DEKRA unsere Fahrzeuge an, um die technische Abnahme der Doppelbedienungsanlage vorzunehmen.“
Mitte 2014 zählte DEKRA die zehnmillionste praktische Führerscheinprüfung in den neuen Bundesländern und Berlin; Ende Mai 2020 lag die Zahl insgesamt bei 11,5 Millionen. „Gerade im Fahrerlaubniswesen haben wir uns immer auch als Treiber der Innovation gesehen“, so Dr. Roland Krause, Leiter der Technischen Prüfstelle beim DEKRA e.V. Dresden. „So haben wir maßgeblich daran mitgewirkt, die computergestützte Theorieprüfung zu entwickeln, bis hin zu ihrer heutigen Form mit computergenerierten variablen Abbildungen und Videosequenzen.“ Auch die praktische Fahrerlaubnisprüfung mit dem elektronischen Prüfprotokoll ab 2021 wird in ihrer Organisation hoch modern und zukunftsorientiert ablaufen.
Die in Ostdeutschland erworbene Kompetenz in Sachen Fahrerlaubniswesen kann DEKRA dank dieser Rolle als wesentlicher Innovationstreiber seit einigen Jahren auch international einbringen. So ist das Tochterunternehmen Vehicle Testing New Zealand (VTNZ) seit fünf Jahren exklusiv mit der Abnahme aller praktischen Führerscheinprüfungen in Neuseeland beauftragt. „Das ist ein Musterbeispiel dafür, wie wir innerhalb des global aufgestellten DEKRA Netzwerks Expertenwissen und Kompetenz umfassend nutzbar machen“, so Clemens Klinke, im Vorstand der DEKRA SE verantwortlich für die acht Regionen, in die der Konzern seine weltweiten Geschäfte aufgeteilt hat.
DEKRA Technology Center am Lausitzring
Um Innovation geht es auch in einem der wichtigsten DEKRA Standorte weltweit, der nicht zufällig im Osten Deutschlands liegt: Das DEKRA Technology Center (DTC) im brandenburgischen Klettwitz ist das größte herstellerunabhängige Prüf- und Testzentrum Europas für die automatisierte und vernetzte Mobilität der Zukunft. Seit der Übernahme und Integration des benachbarten Lausitzrings im November 2017 ist das DTC kräftig gewachsen – sowohl, was die verfügbaren Flächen angeht, als auch im Blick auf die Arbeitsplätze. Rund 200 Menschen arbeiten heute dort. „Hier am Lausitzring stehen die Lichter auf Grün. Es geht hier um die automobile Zukunft für die ganze Welt“, würdigte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke das Engagement von DEKRA bei einem seiner jüngsten Besuche vor Ort.
Ostdeutschland am Anfang einer erfolgreichen Expansionsgeschichte
Für Clemens Klinke markiert der Einstieg in Ostdeutschland – zusammen mit ersten Geschäften in Frankreich kurz zuvor – den Beginn einer bis heute andauernden Geschichte der erfolgreichen Expansion von DEKRA in der Welt. „Heute ist DEKRA mit fast 44.000 Beschäftigten in rund 60 Ländern die größte nicht börsennotierte Expertenorganisation weltweit. Aber auch als global aufgestellter Konzern leben wir wie eh und je von der Kundennähe in den Regionen vor Ort.“ Heute beschäftigt der DEKRA Konzern in den ostdeutschen Ländern inklusive Berlin insgesamt mehr als 3.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Dass die DEKRA Kolleginnen und Kollegen in den einzelnen Standorten ihre Arbeit für unsere Kunden so professionell und verlässlich erledigen, ist einer der wichtigsten Faktoren für den nachhaltigen Erfolg von DEKRA insgesamt“, so Klinke.