Intensive Straßenreinigung wirkt gegen Feinstaub
Eine zielgerichtete, intensive Straßenreinigung könnte ein wirkungsvoller Beitrag zur Reduzierung der lokalen Entstehung von Feinstaub an verkehrsreichen Straßen in Großstädten sein. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten der Sachverständigenorganisation DEKRA nach dem rund fünfwöchigen Versuch in Stuttgart im März und April 2017. „Aus dem Vergleich der während und nach dem Versuch gemessenen Grob- und Feinstaubwerte am Neckartor und anderen Messstationen lassen sich Indikatoren für die Wirksamkeit der Straßenreinigung ableiten“, so Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands DEKRA SE und verantwortlich für die Business Unit Automotive. Für konkretere Aussagen zur Auswirkung auf die Feinstaubwerte empfiehlt DEKRA einen längeren Versuch im kommenden Winter.
Nach neuesten Untersuchungen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) entstehen nur fünf Prozent des lokalen Feinstaubanteils durch Abgas-Emissionen vor Ort, aber 32 Prozent durch den Abrieb von Reifen und Bremsen sowie durch Aufwirbelung. Ziel des Reinigungsversuchs war es deshalb herauszufinden, ob es möglich ist, die gröberen Partikel zu beseitigen, noch bevor sie durch den Verkehr erst zu Feinstaub „zermahlen“ werden. Bei den Messwerten für den Staubniederschlag – also die gröberen Partikel – haben die Auswertungen, wie erwartet, deutlich positive Ergebnisse gezeigt.
„Wir haben auch die Feinstaubkonzentration am Neckartor während des Reinigungsversuchs und danach mit anderen verkehrsnahen Stationen verglichen. Auch hier gibt es an einzelnen Stationen Anzeichen für die Wirksamkeit der Reinigung, an anderen Stationen sieht das dagegen anders aus“, so Klinke. „Die Auswertung der Feinstaubkonzentrationswerte war dabei auf Tage beschränkt, deren Wetterbedingungen sich mit Tagen außerhalb des Versuchszeitraums sinnvoll vergleichen lassen. Dadurch ist die Datengrundlage zwangsläufig eingeschränkt aussagekräftig.“
Hinzu kommt, dass aufgrund der recht milden Witterung im Versuchszeitraum die Feinstaubkonzentration insgesamt eher niedrig war. Die Gewinnung von Messwerten mit höheren Konzentrationen würde validere Aussagen ermöglichen.
Reinigung wirkt sich positiv aus
„Mit Blick auf die Grobstaubwerte ist aus unserer Sicht die Tendenz klar, dass die Reinigung sich positiv auswirkt“, so Klinke. „Um eindeutige Erkenntnisse zu gewinnen, inwieweit das nachhaltig auf die Feinstaubwerte durchschlägt, empfehlen wir, den Versuch auf einen längeren Zeitraum auszuweiten.“ Quantifizierbare Ergebnisse versprechen sich die DEKRA Experten von Messungen im kommenden Winter, beispielsweise von November bis Februar – in der Erwartung entsprechend kalter und windarmer Witterung mit hohen absoluten Feinstaubkonzentrationen.
Beim jetzt ausgewerteten Versuch wurde zwischen dem 1. März und dem 6. April in 27 Nächten die Fahrbahn rund ums Neckartor in einer Kombination aus Wasserdruck und Absaugung sowie mechanischer Reinigung der Gehwege intensiv gesäubert. Konkret betraf das den Abschnitt der Willy-Brandt-Straße und Cannstatter Straße zwischen dem Gebhard-Müller-Platz und der Heinrich-Baumann-Straße – auf allen Fahrstreifen und den Gehwegen. Insgesamt 40 Reinigungseinsätze wurden gezählt. Beteiligt an dem Versuch waren der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), die Faun Umwelttechnik (13 Einsätze), die Firma Kärcher (13) sowie Reuther Straßenreinigung (14). Bei der Auswertung unterstützte zudem die LUBW.
Die Kosten für den Versuch wurden jeweils von den beteiligten Projektpartnern selbst getragen. Insgesamt beläuft sich die Summe auf schätzungsweise 136.000 Euro. Das bedeutet bei 27 Einsatztagen und einer durchschnittlichen Länge der gereinigten Strecke von etwa 8 Kilometern Kosten von rund 630 Euro pro Kilometer oder 5.000 Euro pro Reinigungstag.